Wohlfühlen in Ober- und Unterwurmbach

14.9.2019, 17:33 Uhr
Wohlfühlen in Ober- und Unterwurmbach

© Babett Guthmann

Beim Lokaltermin sind mit Werner Winter als langjährigem Ortssprecher und seiner Nachfolgerin Bianca Bauer gleich zwei "Scouts" zur Stelle. Beide gehören dem Stadtrat an. Als politisch-gestalterisch orientierte Gesprächspartner zeigen sie nicht nur schöne Plätze, sondern debattieren gemeinsam über Stärken und Chancen ihrer Ortschaften.

Beide sind sich einig darin, was Ober- und Unterwurmbach auszeichnet: Das sind auf alle Fälle die aktiven neun Vereine und die regelmäßigen Treffen des Ortsbeirats. Dort können Interessierte und alle Vereinsvorstände samt Kirchengemeinde sich austauschen, und ihre beiden Vertreter im Stadtrat stehen Rede und Antwort. In der Gemeindeordnung für den Freistaat Bayern sind solche Gremien nicht vorgesehen, aber in den beiden Wormas hat man mit dem direkten und regelmäßigen Austausch gute Erfahrungen gemacht.

Eigentlich hat Werner Winter das Ortssprecheramt schon seit über einem Jahr an Bianca Bauer übergeben, doch die beiden respektieren und schätzen sich gegenseitig sehr. So ist es für die jetzige Ortssprecherin Bianca Bauer keine Frage, dass man zu zweit die Wohlfühl-Runde dreht. Erster Anlaufpunkt ist der neue Steg über den Wurmbach nahe beim Ochsenbuck. Ein Steg ist ja eigentlich nichts besonders Spektakuläres, doch ging es bei der Planung darum, unbedingt das kindersichere Radwegenetz zum Altmühlsee und zum Sportplatz zu erhalten.

Kurze Rast auf dem Bänkla

Der Wurmbach hat von hier aus nur noch wenige Kilometer bis zu seinem Ziel, der Mündung in die Altmühl, zurückzulegen. So kann man auf dem Bänkla beim Steg seinem Plätschern lauschen. Mit der Aussicht auf den Bach schaut es vom Bänkla und vom Steg aus eher mittelprächtig aus, denn die interessante Konstruktion der Brücke ist selbsttragend, sodass zwar auf schwere Bodenverankerungen an den Ufern verzichtet werden konnte, dafür muss man sich auf dem Steg schon ganz schön strecken, um über die Eisenträger ins Bächle gucken zu können.

Wohlfühlen in Ober- und Unterwurmbach

© Babett Guthmann

Na, dann guckt der Unterwurmbacher halt auf die neue, vom Landschaftspflegeverband angelegte Streuobstwiese. Der private Besitzer trägt mit seiner Wiese dazu bei, alte Apfelsorten zu reaktivieren. Und überhaupt: Ein Unterwurmbacher sitzt auf dieser Bank mutmaßlich nicht lange allein, denn hier, nahe am Ortskern, aber doch mitten im Grünen, radeln oder spazieren viele Ansässige entlang, wenn es zum Sportplatz des SVU geht oder ins Altmühlsee-Urlauberland.

Bianca Bauers Wohlfühlort ist das Gmahaus in Oberwurmbach. "Hier spielt sich das ganze Dorfleben ab", betont die Ortssprecherin. Sie nennt das Himmelfahrtsfest, die Sommerfeste von Feuerwehr, Kulturverein und Landjugend sowie die Nutzung durch die Jugend, die das obere Stockwerk des Miniatur-Gemeindehauses als Treffpunkt nutzt und "Milchhäusla" getauft hat. Von den 148 Oberwurmbachern sind bei jedem Fest 40 bis 50 dabei, eine "gut funktionierende Dorfgemeinschaft", betont die Ortssprecherin und Stadträtin.

Bei solchen Anlässen üben die Oberwurmbacher das Zusammenrücken, denn wenn der Feuerwehr-Anhänger aus dem Gmahäusla mit Türmchen herausgeschoben ist, dann werden die Bierbänke drin aufgestellt. Eng, aber gemütlich!

Bei allen Festen und Aktivitäten können die drei Organisatoren der Dorfgemeinschaft Markus Sixtbauer, Stefan Bauer und Andreas Seegmüller auf ihre Oberwurmbacher zählen. So ist im Frühjahr dieses Jahres das Tor erneuert und in Eigenregie beplankt und alles tipptopp gestrichen worden, erzählt Bianca Bauer. Die jungen Leute, darunter auch die beiden Bauer-Kinder, packen da ebenfalls mit an, und beim Unterwurmbacher Blühwiesen-Projekt hat die Landjugend gemeinsam mit Bianca Bauer mehrjährige Stauden gepflanzt.

Mit dem Bemalen der entsprechenden Hinweisschilder durch die Kindergartenkinder wurden auch die Jüngsten in das Projekt einbezogen.

Seit vielen Jahren lebt Bianca Bauer in Oberwurmbach. Sie genießt den besonderen Charme dieses kleinen Ortes. Da ist einmal der bereits erwähnte Zusammenhalt, zum anderen die landschaftliche Schönheit: Von Unterwurmbach aus geht es in einer raffinierten Haarnadelkurve unter der Bahn durch und schon ist man im Wurmbachtal, hat einen Ausblick auf satte Wiesen und den Wald des Wurmbacher Bergs. Trotzdem sind es nur gute vier Radkilometer bis nach Gunzenhausen. Die Oberwurmbacher wissen ihren Ort zu schätzen, und es gibt viele, sehr schön hergerichtete Anwesen.

Solche finden sich auch in Unterwurmbach! Was dennoch beim Rundgang durch den aktuell 938 Einwohner zählenden Ort auffällt: Es gibt eine ganze Menge an Gebäuden, die verlassen wirken und an deren Bestand der Zahn der Zeit gehörig nagt. Auch für eine solche Art von "Schönheit" gibt es Fans, und in Unterwurmbach können sich Fotografen von "Lost Places" (Das ist tatsächlich ein Hobby!) gut und gern einen Nachmittag lang am Reiz des Morbiden erfreuen. Positiv an dem maroden Bestand (und so sieht es auch das Duo Bauer-Winter): Der alte Ortskern in Unterwurmbach hat ein enormes Entwicklungspotenzial – auch was künftige Sanierungs- und Bauwünsche angeht. Momentan ist es aber so, dass deutlich mehr Menschen in der Unterwurmbacher Siedlung leben als im Kernort, obwohl es dort eigentlich mindestens ebenso viele Gebäude gibt.

Zentral gelegener Bahnhof?

Ein Blick auf den Ortsplan von Unterwurmbach zeigt: Der Ort ist von der Bahnlinie in zwei Hälften geteilt, es gibt also Ost-Unterwurmbacher und West-Unterwurmbacher. Verblüffend auch das große Loch auf der Westseite des Bahndamms. Dort ist eine Menge Platz, und Werner Winter hat dazu die passende Vision: Im Jahr 2024, wenn die Bayerische Eisenbahngesellschaft tatsächlich die Bahnverbindung nach Wassertrüdingen aktivieren sollte, dann gehört der Bahnhof in die Ortsmitte. Dann noch ein Durchstich unter dem Bahndamm durch und fertig ist das geeinte Worma!

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