Zentrale Kläranlage für Heidenheim

29.9.2018, 17:22 Uhr
Zentrale Kläranlage für Heidenheim

© Wolfgang Dressler

Bürgermeisterin Susanne Feller räumte im Gespräch mit dem Altmühl-Boten ein, dass hinter der Gemeinde mehrere Jahre der Verzögerung liegen und relativ wenig gemacht worden sei. Das Thema wird bereits seit langem vom Gemeinderat diskutiert. Von Anfang an war klar, dass ein größerer Investitionsbedarf besteht und die Gemeinde irgendwann diese Aufgaben angehen muss. Das Wasserwirtschaftsamt Ansbach weiß um die unbefriedigende Situation und machte entsprechenden Druck.

Jetzt ist der Gordische Knoten gelöst, die grundlegenden Beschlüsse sind gefasst. Susanne Feller macht aus ihrer Erleichterung darüber und über das Einvernehmen im Gemeinderat keinen Hehl. Sehr zufrieden ist sie auch mit den Zuständigkeiten und der Aufgabenverteilung. Um das Riesenprojekt optimal vorzubereiten und zu schultern, hat sich die Gemeinde Partner an ihre Seite geholt. Da ist zum einen die Landesgesellschaft BayernGrund Grundstücksbeschaffungs- und -erschließungs-GmbH. Sie kümmert sich um die Vorfinanzierung und übernimmt auf Zeit Teile der Bauherrenfunktion.

Da ist zum anderen die Firma CDM Smith. Sie ist Spezialist in Sachen Wasser, Abwasser, Umwelt und im Fall von Heidenheim für die Projektsteuerung und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, fungiert damit als Ansprechpartner für die Fachplaner und alle weiteren Projektbeteiligten. Bei dieser Konstruktion ergäben sich für die Gemeinde, die für die Abwasserentsorgung grundsätzlich verantwortlich ist und bleibt, eine Entlastung des Haushalts und eine Entlastung bei der Realisierung, hieß es bei einem Pressegespräch im Bürgermeisterbüro.

Aus für Teichkläranlagen

Der Geologe Benjamin Bartsch und die Ingenieurin Iris Busch arbeiten für den US-Konzern CDM Smith am Standort Nürnberg. Sie haben sich die Situation in der Gemeinde Heidenheim genau angesehen und schließlich eine zentrale Lösung vorgeschlagen — sozusagen alles auf einen Schlag. Hohentrüdigen und Degersheim werden mithilfe von Druckleitungen an die künftige Kläranlage angeschlossen. Die alten Teichkläranlagen in den beiden Dörfern haben keine Zukunft mehr. Theoretisch könnte man sie sanieren, aber die Folgekosten wären deutlich höher, und auch technisch gesehen wäre eine Sanierung keine Dauerlösung angesichts der immer höheren Anforderungen an die Abwasserreinigung.

Zentrale Kläranlage für Heidenheim

© Wolfgang Dressler

CDM Smith hat acht Teilprojekte vorgesehen. Im Fokus steht der Neubau einer Kläranlage südlich des Hahnenkammsees. Sie erfordert (netto) 6,39 Millionen Euro. Hier wird mit einem staatliche Zuschuss von 600 000 Euro gerechnet, was aber noch nicht ganz sicher ist. Heuer wird geplant, im nächsten Frühjahr ausgeschrieben. Gebaut werden soll dann von August 2019 bis November 2020. Anschließend geht es an den Probebetrieb. Die künftige Anlage wird über eine Phosphatfällung verfügen, das ist heutzutage Pflicht.

Der zweite Teil des Pakets besteht im Anschluss von Heidenheim nach Hechlingen. Die entsprechende Druckleitung ist bereits gebaut. Inklusive des Auflassens der alten Kläranlagen Heidenheim und Hechlingen, beide aus den 70er-Jahren, erfordert dieser zweite Teil 363000 Euro. Als Teil drei gilt die Hechlinger Kanalisation bis zur neuen Kläranlage (413 000 Euro). So wird unter anderem das Pumpwerk am See modernisiert.

Als vierter Teil stehen Druckleitung, Regenüberlaufbecken und Pumpwerk von Hohentrüdigen zur neuen Kläranlage (1,57 Millionen Euro, Zuschuss 500 000 Euro) auf dem Programm. In einer ähnlichen Größenordnung bewegt sich der Anschluss von Degersheim: Druckleitung, Regenüberlaufbecken und Pumpwerk mit Anschluss bei Heidenheim schlagen mit 1,77 Millionen Euro zu Buche (Zuschuss 500 000 Euro).

Das Teilprojekt Nummer sechs besteht aus der Sanierung der Rohracher Kläranlage. Diese Maßnahme ist bereits abgeschlossen. Das Abwasser aus Rohrach wird weiterhin separat gereinigt.

Auf der Investitionsliste steht auch ganz aktuell die weitere Sanierung des Heidenheimer Kanalnetzes für 2,18 Millionen Euro. Drei Maßnahmen sind aktuell. Bleibt noch der Neubau eines Stauraumkanals an der Hechlinger Straße in Heidenheim (gegenüber der Tankstelle) für 757 000 Euro. Es geht darum, bei Starkregen die Wassermassen gedrosselt ins Kanalnetz abgeben zu können.

Susanne Feller, Benjamin Bartsch und Iris Busch sprachen zusammenfassend von einer "straffen Terminplanung", die aber machbar sei. CDM Smith führt die Ausschreibungen durch. Diese müssen zum Großteil europaweit erfolgen.

Für 4900 Einwohner

Die künftige Zentralkläranlage ist für 4900 Einwohnerwerte ausgelegt. Sie wird das Abwasser von 2600 Menschen auf Heidenheimer Gemeindegebiet entsorgen. Die Kläranlage wird auch das Abwasser von Hüssingen (300 Einwohnerwerte) aufnehmen — das aber ist Sache der Gemeinde Westheim und muss auch von ihr finanziert werden.

Die Gemeinde Heidenheim muss sich für eine Gesamtinvestition in Höhe von 13,4 Millionen Euro netto rüsten. Der Bruttobetrag beläuft sich auf rund 16 Millionen Euro. Darin ist eine Sicherheitsleistung — man kann auch von einem finanziellen Puffer sprechen — in Höhe von 15 Prozent enthalten. Bürgermeister Feller und die Gemeinderäte müssen, nach Abzug der staatlichen Zuschüsse, von etwa 14,1 Millionen Euro an "realem Invest" ausgehen. Und diesen Betrag muss die Gesamtheit der Gemeindebürger stemmen, so sind die rechtlichen Vorgaben.

Möglich sind Verbesserungsbeiträge und höhere Gebühren — es wird auf eine Mischung von beiden hinauslaufen. Dazu liegen noch keine Beschlüsse vor. Das Gemeindeparlament wird wohl zum Ende des ersten Quartals 2019 die Finanzierung festlegen. Als Grundlage dafür werden in den nächsten Monaten alle Grundstücks- und Geschossflächen und bebaubaren Flächen erfasst.

Susanne Feller kündigt an, dass die Gemeinde alle Möglichkeiten prüfen und bei der Umlegung der Kosten "so gerecht wie möglich" vorgehen wird. Genau darüber werde man den Bürger umfassende Informationen geben.

 

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