Zu Besuch im Allgäu: Könnte so ein Center Parc am Brombachsee aussehen?

8.10.2020, 17:20 Uhr
Zu Besuch im Allgäu: Könnte so ein Center Parc am Brombachsee aussehen?

© Foto: Isabel-Marie Köppel

Vereinzelte Gehöfte entlang der Straße, Wälder und natürlich sattgrüne Weiden, auf denen das typische Braunvieh mit den Hörnern und der dunklen Nase steht und das Gras mit kreisenden Kieferbewegungen zermalmt: Das Allgäu kommt so idyllisch daher, wie man es sich vorstellt, wenn man noch nie dort war.

Doch wie fügt sich ein 180 Hektar großes Feriendorf von Center Parcs (CP) mit 1000 Häusern in die ländliche Gegend um Leutkirch ein? Um das herauszufinden, ist eine Delegation aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, bestehend aus Landrat Manuel Westphal (CSU), 31 Kreisräten und dem Zweckverband Brombachsee, zu einer Informationsfahrt nach Leutkirch aufgebrochen.

Die geteerte Zufahrtsstraße zum Park verschwindet hinter Bäumen, lediglich ein Holzschild mit der Aufschrift "Center Parcs Park Allgäu" weist auf die Anlage hin. Es geht leicht bergauf, und nach kurzer Zeit tauchen die ersten Häuser oberhalb der Straße mit einigem Abstand auf – die Fronten sind verglast und mit Holzlatten verkleidet.

Die letzte Hürde ist ein Kreisverkehr, danach taucht die Center Parcs-Welt vor der Delegation aus Altmühlfranken auf. Kleine Mädchen sitzen auf Ponys und werden von ihren Eltern aus dem Streichelzoo geführt, andere düsen auf Rollern durch die Gegend, vermutlich auf dem Weg zum Fuchs-, Kuh- oder einem anderen Spielplatz.


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Zwischen den Häusern und Attraktionen befinden sich immer wieder Bäume und ganze Waldinseln, der Rasen ist nur punktuell gemäht, etwa um die Terrassen. Ansonsten wachsen Gräser sowie Stauden wild und hoch. "Im positiven Sinne unordentlich", stellt Katrin Schramm aus der Grünen-Fraktion fest und ist überrascht, dass der "Wald so aussieht, wie wir einen Wald kennen".

"Center Parcs Park Allgäu" auch auf Muna-Gelände errichtet

Seit zwei Jahren ist das Feriendorf für Besucher geöffnet, gekostet hat es 350 Millionen Euro. Es ist nicht nur die neuste der insgesamt sechs Anlagen in Deutschland; es lässt sich auch gut mit dem Muna-Areal bei Langlau vergleichen. Zum einen von der Größe her – die Fläche am Brombachsee umfasst etwa 150 Hektar –, zum anderen durch die Ausgangslage. Denn das Feriendorf bei Leutkirch steht ebenfalls auf einer ehemaligen Munitionsanstalt.

Den Besuch aus Altmühlfranken betreut das bereits bekannte CP-Trio aus Frank Daemen, Jan Janssen und Robin Wildhagen. Ebenfalls mit vor Ort ist Dim Hemeltjen, der unter anderem den Bau des Allgäuer Parks betreut hat. In einer Präsentation gehen sie auf die Entstehung, von der ersten Kontaktaufnahme Ende 2008 bis zum jetzigen Betrieb, ein. Im Fall Leutkirch ging übrigens der Oberbürgermeister, Hans-Jörg Henle, auf den Konzern zu, nachdem er vom Scheitern aus Dennenlohe gehört hatte.

Nach den "offenen und transparenten Berichten", wie Landrat Westphal findet, folgt das Highlight: die Besichtigung des Parks. Um möglichst viel in der kurzen Zeit zu schaffen, düst die Delegation auf mehreren Caddys durch den Park – vorbei an spazierenden Familien und vorbeiziehenden Häusern.

Aktuell sind beinahe alle belegt. Lediglich 32 von den 1000 Häusern sind noch frei, klärt Daemen auf. Das entspricht etwa 4600 Gästen, die sich auf dem großen Gelände aber verlaufen. In der Regel kommen die meisten Besucher (85 Prozent) aus Deutschland, acht Prozent aus der Schweiz, die restlichen sieben Prozent aus anderen Ländern.

Daemen führt die Delegation in zwei höherklassige Häuser. Das erste hat ein Obergeschoss, wo sich ein geräumiges Bad mit eigener Sauna und ein großer Balkon befindet. Es ist auf zwölf Personen ausgelegt. Das zweite, ein "VIP"-Haus, ist ebenerdig und für acht Personen gedacht. Im Bad befindet sich ebenfalls eine Sauna und ein Whirlpool, im Wohnzimmer steht ein Kamin. Die Schlafzimmer sind räumlich aufs Nötigste beschränkt, auf den Betten recken Handtuchschwäne ihre Köpfe in die Luft.

Kuhglocken hängen an der Decke

In den Räumen riecht es nach Duftkerzen, die Farben sind warm, und überall findet sich viel Holz. Center Parcs setzt bewusst auf Naturmaterialien, um eine gewisse Zeitlosigkeit zu erreichen, erklärt Janssen. Teilweise stammt das Holz für die Fassaden von Bäumen, die einst auf der Muna standen. Denn für den Bau musste CP rund 52 Hektar roden.

An den Wänden hängen meist große Schwarzweiß-Bilder, auf denen Bauern noch mit der Heugabel auf den Feldern unterwegs sind, oder das Allgäuer Braunvieh schaut einem entgegen.

Restaurants gibt es mehrere mit verschiedenen Konzepten. Im "Spa & Country Club" setzt die Anlage etwa auf leichteres und gesünderes Essen. Auch hier begegnet einem das "Allgäuer Flair" in Form der Bilder und riesigen Kuhglocken, die zu Dekozwecken an der Decke hängen.


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Zum Schluss geht es in das Herzstück des Parks, den sogenannten "Market Dome". Dort befinden sich Indoor-Spielplätze, Minigolf, Kletterwände, Spielautomaten, verschiedene Lokale und Geschäfte. In einem Laden sind nur regionale Produkte und eine Tourist-Info zu finden. Darauf haben die Leutkircher während der Planung bestanden. Zusätzlich gibt es zweimal die Woche einen Markt, wo 28 Händler aus der Gegend ihre Ware anbieten. "Da kommen auch die Einheimischen mit dem Fahrrad, um einzukaufen", sagt Janssen. Denn der Park ist nicht abgeschlossen, sondern jederzeit zugänglich – auch die Indoor-Spielplätze können kostenlos genutzt werden.

Einheimische nutzen Center Parc ebenfalls

Das Spaßbad "Aqua Mundo" nutzen Anwohner auch gerne. Ein Tagesticket für Erwachsene kostet, je nach Tag, um die 30 Euro. Normalerweise ist es für 1800 Personen ausgelegt, wegen Corona ist es derzeit aber auf 800 Gäste beschränkt, weshalb derzeit nur CP-Besucher rein dürfen, klärt Daemen auf. Und so steht eine kleine Schlange vor dem Bad, als die Delegation am Eingang vorbeiläuft.


Center Parcs muss bis zur Genehmigung mehrere Hürden nehmen


Im gesamten "Market Dome" wachsen überall tropische Pflanzen, die sicher einiges an Lärm schlucken, dennoch herrscht teilweise diese typische Hallen(bad)atmosphäre. Aber es herrscht schlechtes Wetter, und viele Eltern suchen die Indoorangebote auf. So drücken sich strumpfsockige Kinder an den Erwachsenen vorbei oder sitzen am Boden und beobachten die Kois im Teich. "Ich persönlich würde hier keinen Urlaub machen, aber ich kann verstehen, dass es den Leuten hier gefällt", sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Renate Peiffer.

Das ländliche Konzept ist gerade auch für Familien aus der Stadt gedacht: "Stellen Sie sich ein Kind vor, das in der Großstadt aufwächst. Das weiß nicht, wie eine Kuh aussieht oder sich anfühlt", weiß Janssen. Daher gilt: "Wenn die Kinder glücklich sind, sind Mama und Papa glücklich." Bei Center Parcs gibt es extra Mitarbeiter, die sich nur damit befassen, was Kinder brauchen und ihnen gefällt.

Also nicht erschrecken oder gar den Abfall wieder fallen lassen, wenn der Restmüll beim Aufziehen plötzlich singt.

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