Zu Glanz und zu Elend geläutet

9.10.2014, 22:00 Uhr
Zu Glanz und zu Elend geläutet

Als älteste der fünf Glocken im Geläut erlebte sie am meisten der 1056 Jahre alten Geschichte der Klosterkirche mit: die Glanzzeiten, als man 1334 den zweiten Turm errichtete ebenso wie die wirtschaftliche Not um 1400, als Güter des Klosters verkauft werden mussten. Im Mai 1525 gab sie wohl Alarm, als wütende Haufen im Bauernkrieg die Kirche stürmten und wertvolle Kunstwerke, das Chorgestühl und Grabplatten zerstörten oder schwer beschädigten.

Die Aufhebung der Abtei 1534 musste sie miterleben, 1552 begleitete ihr Klang den letzten Abt, Georg Truchseß von Wetzhausen, ins Grab. 1608 läutete sie ein Stück folgenschwere Geschichte ein, als im ehemaligen Kloster die Protestantische Union gegründet wurde, Gegenstück zur katholischen Liga. Den kurz darauf entbrannten Dreißigjährigen Krieg überstand sie ebenso unbeschadet wie die beiden Weltkriege, in denen zahllose Glocken von den Türmen geholt und zu Kanonen eingeschmolzen wurden.

Am Sonntag erklingt sie nun zu ihrem eigenen Geburtstagsfest. Der Verein „Musica Ahuse“ organisierte einen Festnachmittag, der ab 13.30 Uhr mit zwei Festvorträgen beginnt: Die Radiomoderatorin Antonie von Schönfeld  spricht über die Glocken von Auhausen und ordnet sie historisch und auf die Musik bezogen ein.

Hans Lachenmeyer aus Nördlingen berichtet über die im Jahr 1924 weltweit erste Schweißung einer beschädigten Glocke – eine Glocke aus Auhausen, gegossen im 15. Jahrhundert. Sie begründete die Spezialisierung der Schweißerei Lachenmeyer auf Glocken, bis heute wurden hier in drei Generationen 5438 Glocken repariert. 1965, genau 701 Jahre nach ihrer Entstehung, schweißte man hier auch der Jubiläumsglocke, die mittlerweile ausgeschlagen war, einen neuen Schlagring auf.

Ab 14.30 Uhr finden Exkursionen auf die Türme zu den Glocken statt, SWR-Klangmeisterin Dorothee Schabert präsentiert eine Klanginstallation in der Kirche und in Schnitkers Klostergarten gibt es ein idyllisches Gartenfest.

Um 17 Uhr veranstalten die Percussionistin Edith Salmen sowie die „Kleine Kantorei Auhausen“ ein Festkonzert. Dabei kommt es zur Uraufführung von Schaberts eigens zum Anlass komponierten Werk „Signum“. Weitere ausgewählte Stücke beziehen sich auf Anlässe, zu denen die Jubiläumsglocke schlug: Krieg und Frieden, Freudenfeste, Gottesdienste, repräsentiert durch ein gesungenes Vaterunser, Tod und Ewigkeit. Das letzte Stück, das wie die Glocke aus dem 13. Jahrhundert stammt, birgt als Höhepunkt eine klangvolle Überraschung.

Zum Festausklang trifft man sich in Schnitkers Stadel zu Wein und Brotzeit. Karten für das Festkonzert gibt es per Internet unter karten@musica-ahuse.de oder telefonisch unter 09832/­7089580.

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