Zwei "weiße Engel" aus Gunzenhausen

12.7.2019, 05:49 Uhr
Zwei

© Bayerisches Gesundheitsministerium

Der "Weiße Engel" wird in jedem Regierungsbezirk verliehen – diesmal in Mittelfranken. Die Übergabe nahm Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer in Vertretung von Ministerin Melanie Huml vor. Die Ausgezeichneten engagieren sich beispielsweise im Hospizbereich, in der Patientenbetreuung und in der Selbsthilfe oder setzen sich für Demenzpatienten ein. Im Bereich der Pflege wird der "Weiße Engel" insbesondere an Personen verliehen, die sich durch vorbildhafte häusliche Pflege verdient gemacht haben.

"Ehrenamtlich Tätige sind Vorbilder für gelebte Mitmenschlichkeit. Es sind Menschen, die Verantwortung für andere übernehmen und damit einen Beitrag zur aktiven Bürgergesellschaft leisten. Dieser Einsatz verdient große Anerkennung", heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Und weiter: Fast die Hälfte der bayerischen Bevölkerung engagiere sich für das Gemeinwohl. Der Freistaat sei damit im bundesweiten Vergleich ganz vorne mit dabei.

In der Feierstunde stand unter anderem Inge Holderied aus Gunzenhausen im Fokus. 1996 hat sie gemeinsam mit Gerda Kipfmüller die Krebsgruppe "Frauenselbsthilfe nach Krebs" Gruppe Gunzenhausen gegründet. Die Gruppe, deren zweite Vorsitzende sie einige Jahre lang war, rief sie aus eigener Betroffenheit ins Leben. Leider habe sich die Gruppe im Juni 2019 aufgelöst, da keine Nachfolgerin (oder auch Nachfolger) gefunden werden konnte.

Neben ihrem Engagement für krebskranke Frauen und auch Männer ist Inge Holderied vor allem die Hospizarbeit sehr wichtig. Ebenfalls aus eigener familiärer Betroffenheit heraus hat sie bereits 1998 den Hospizverein Gunzenhausen ins Leben gerufen und war einige Jahre im Vorstand aktiv. Sie arbeitet aber auch selbst als Hospizhelferin in ihrem Hospizverein mit. "In Gunzenhausen ist ihr Name einfach untrennbar mit dem Hospizverein verbunden", betont das Ministerium. Sie sei eine wirkliche Kämpfernatur. Weder ihre eigene Krebserkrankung noch ihr überstandener Herzstillstand hätten sie davon abgehalten, weiterhin regelmäßig im Hospizverein aktiv zu sein. Es sei ihr ein Bedürfnis, schwerstkranke und sterbende Menschen nicht allein zu lassen, sondern an ihren Geschichten teilzuhaben und ihnen Mitgefühl entgegenzubringen. Dabei sei es ihre große Gabe, Betroffenen wie auch Angehörigen aufmerksam zuzuhören und sie zu trösten. Sogar ihren eigenen Ehemann Engelbert, der an Krebs erkrankte, habe sie beim Sterben begleitet.

"Das ist bewundernswert"

Dank ihrer überzeugenden und vor allem ermutigenden Art gelingt es ihr immer wieder, weitere Aktive für den Hospizverein in Gunzenhausen zu gewinnen. Inge Holderied habe "immer wieder eigene Schicksalsschläge überwinden müssen und trotzdem anderen Menschen so viel Energie und Kraft gegeben. Das ist bewundernswert!"

Der "Weiße Engel" ging außerdem an Gerda Kipfmüller aus Gunzenhausen-Obenbrunn. Sie hat gemeinsam mit Inge Holderied die Krebsgruppe "Frauenselbsthilfe nach Krebs Gruppe Gunzenhausen" gegründet und ist seit 1997 Vorsitzende der Selbsthilfegruppe. Von 2003 bis 2019 war sie stellvertretende Landesvorsitzende der "Frauenselbsthilfe nach Krebs". Die Funktion als stellvertretende Landesvorsitzende habe sie äußert engagiert ausgeübt. Mit ihrer herzlichen und verständnisvollen Art sei sie für die Betroffenen eine herausragende Stütze in dieser schwierigen Situation.

"Selbst von der schweren Krankheit betroffen, kann Gerda Kipfmüller sich wie keine Zweite in die Lage der Betroffenen hineinversetzen. Sie weiß genau, wie sie anderen am besten helfen kann", heißt es in der Laudatio. Tag und Nacht sei sie erreichbar und kümmere sich um die Sorgen und Nöte der Kranken. Derzeit umfasst ihre Gruppe 85 Teilnehmer. Die beachtliche Zahl mache deutlich, wie wichtig ihre Arbeit ist. In der Gruppe sind auch einige Männer.

Neben ihrem herausragenden Engagement für krebskranke Menschen zeichnet sich Gerda Kipfmüller auch noch durch besondere Fürsorge in der Familie aus. Aufopfernd und voller Liebe habe sie von 1988 bis März 2018 ihren Vater Josef Reimann zunächst betreut und dann gepflegt. Seit 1989 kümmert sie sich um ihre im Rollstuhl sitzende Tante. Mit ihrer selbstlosen Art und ihrem bewundernswerten Familiensinn sei sie ein "großartiges Beispiel für tätige Fürsorge und Verantwortung".

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