Hersbruck: Auftaktabend zu 20 Jahren Internationales Gitarrenfestival

13.8.2019, 09:49 Uhr
Auch Familien machen gerne Musik und so präsentierten Patrizia und Arnoldo Moreno einen leisen, zurückgenommenen "Son Cubano", eine sehnsuchtsvolle Ballade und ein fröhliches brasilianisches Stück

Auch Familien machen gerne Musik und so präsentierten Patrizia und Arnoldo Moreno einen leisen, zurückgenommenen "Son Cubano", eine sehnsuchtsvolle Ballade und ein fröhliches brasilianisches Stück

Die Luft riecht nach Holz. Zwischen großen Bretterstapeln und mit Spänen übersäten Maschinen stehen Stühle, eine kleine Bühne, jede Menge Technik und viele freudige Menschen. Immer wieder hört man Gelächter oder das Wörtchen "Gänsehaut" ob der schönen Erinnerungen an diese musikalische Werkstatt, in der zwischen 2001 und 2006 die Eröffnungskonzerte stattfanden.

Die, bei denen sich dieser besondere emotionale Zustand einstellte, waren einige Künstler, Vertreter der Politik, Sponsoren, Helfer und Mitglieder des Festivalfördervereins – schlicht eine große Familie, wie es Bürgermeister Robert Ilg und Moderator Herwig Danzer treffend formulierten. Und damit brachten sie die Atmosphäre des Abends auf den Punkt.

Kribbeln im Holz

Auch Familien machen gerne Musik und so präsentierten Patrizia und Arnoldo Moreno einen leisen, zurückgenommenen "Son Cubano", eine sehnsuchtsvolle Ballade und ein fröhliches brasilianisches Stück. Dank der Spielart von Vater Moreno konnte Patrizia Morenos Stimme ihre volle Wirkung entfalten; sie wusste sie präzise und mit Bedacht einzusetzen. Die powervolle, spannende und kribbelnde Einlage an den Drums von Ernst Grieshofer repräsentierte die Öffnung des Festivals hin zu anderen Instrumenten, erklärte Danzer. Und auch Carlos Barbosa Lima durfte als langjähriger Begleiter der Gitarrentage nicht fehlen. "Er hat keinen 'Aus-Knopf', daher spielt er zum Schluss", scherzte Ilg.

Wer fürchtete, mit Dia-Shows und langatmigen Grußworten gelangweilt zu werden, der wurde enttäuscht: In zwei Gesprächsrunden mit Arnoldo Moreno, "Geburtshelfer" Wolfgang Plattmeier, Ilg und künstlerischem Leiter Johannes Tonio Kreusch lachten und schmunzelten die Gäste über Pleiten, Pech und Pannen, intensive Erlebnisse, die an einen Wutausbruch gebundene Entstehungsgeschichte sowie jede Menge Anekdoten über hübsche Beine, Ahnentrunk, Schäufele und Pizza aus dem Pappkarton. Letzteres hätten auch die Promis der Szene gegessen - wie bei einem Familienabend.

Ab in die Kneipen

Doch bis es so weit kam, war einiges an Kreativität nötig, wie Moreno offen verriet. Als er hörte, dass es in Hersbruck weder eine Musikschule noch ein Konservatorium noch einen Konzertsaal gebe, dachte er nur: "Oh!" Sofort habe er begonnen zu überlegen, wie die Musik zu den Menschen gelangen könnte und organisierte mit seinen Schülern Jam Sessions in Hersbrucker Kneipen. Er merkte rasch: "Da ist Potential."

Genau diese Erfahrung gab der Veranstaltung die Wendung: Geplant sei anfangs kein Festival gewesen, sondern nur Unterricht, so Moreno. Aber die Leute seien begeistert gewesen und er wollte gerne seine Musik und Gefühle an die Menschen weitergeben - zusätzlich zu der Vision, dass die Stars in Form der Workshops und Seminare ganz nah an den Schülern dran sind – wie in einer Familie.

"Der größte Erfolg ist, dass das gelungen ist", sagte Moreno. So einfach lassen sich 20 Jahre Festival-Flair zusammenfassen.

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