Oldie-Liebhaber aus Deutschland und Nachbarländern

Balkan-Feeling beim Zastava-Treffen in Herzogenaurach

15.9.2021, 14:25 Uhr
Grga Dulabic, der sich hier aus dem Auto lehnt, sagt über seine Passion für die Autos von Zastava: "Es ist halt Liebe."

© Karl-Heinz Panzer, NN Grga Dulabic, der sich hier aus dem Auto lehnt, sagt über seine Passion für die Autos von Zastava: "Es ist halt Liebe."

Sie sind viel mehr als nur Kleinwägen mit Nostalgiefaktor: Die Autos von Zastava, die im serbischen Kragujevac vom Band liefen, sind ein Stück jugoslawisches Lebensgefühl. Oder wie es Grga Dulabic auf den Punkt bringt: „Es ist halt Liebe.“

Der Münchner war am Wochenende zum Zastava-Treffen nach Herzogenaurach gekommen. Sein Zastava 750, von den Fans schlicht „Fićo“ genannt, war eines von 22 Vehikeln aus Deutschland und den Nachbarländern, die am Freitag an die Aurach gerollt waren.

Dulabic hat seinen 1984er Fićo mit Ausdauer, Geschick, viel Liebe und nicht wenig Geld zu einem Kraftzwerg mit fast 90 PS aufgemotzt. Mit hellblauer Karosse und gleichfarbigem Interieur ist er eines der Schmuckstücke beim Treffen im Club der Jugoslawen an der Langenzenner Straße. „Er war einmal weiß. Meine Frau hat die Farbe rausgesucht“, sagte der gebürtige Bosnier, der seit 1987 in Deutschland lebt.

Tiefergelegt in Rennoptik

Sechs Stunden war Dusko Podanovic nach Franken unterwegs, mit einem Zwischenstopp in Ulm. Zusammen mit seiner Tochter Sofja reiste er aus Schaffhausen am Bodensee an, wo er Gründer und Präsident eines Zastava Clubs ist. Mit seiner cremeweißen Karosse und dem feuerroten Dach ist sein 45 PS starker 750er ebenfalls ein Hingucker. 1964 lief das gute Stück vom Band. Der stolze Besitzer hat es tiefergelegt, Alufelgen aufgezogen und ihm so ein Stück Rennoptik verpasst.

Zastava-Parade in Herzogenaurach

Zastava-Parade in Herzogenaurach © Karl-Heinz Panzer, NN

Tatsächlich treffen sich Zastava-Enthusiasten auf Rennstrecken in ganz Europa zu Wettbewerben wie dem „Kampf der Zwerge“. Schon im ehemaligen Jugoslawien wurden mit den Fićos Rennen ausgetragen, weiß der Schweizer mit kroatischen Wurzeln. Die Oldtimer vom Balkan sind für ihre Besitzer eine Reminiszenz an Jugoslawien. Hie und da ist sogar ein roter Stern mit gelbem Rand, Teil des Staatswappens, auf dem Blech zu sehen. Alle haben familiäre Wurzeln in dem einstigen Vielvölkerstaat, der in den 90er Jahren auseinandergebrochen ist. Serbokroatisch war die Sprache, in der man sich bei dem zweitägigen Treffen bevorzugt verständigte.

Neues Adidas-Gelände angesteuert

Während sich die Volksgruppen im Herkunftsland bekanntlich nicht immer grün sind, drehten die Oldie-Fans einträchtig ihre Runden durchs Städtchen. Die Stimmung war wie immer prächtig, hieß es. Angeführt vom hiesigen Gastgeber Boris Pljevaljcic steuerten sie unter anderem das neue Adidas-Gelände an.

Pljevaljcic nennt übrigens einen roten 750er Fićo sein Eigen, mit 24,5 PS und einem Tachometer, der bei Tempo 120 am Anschlag ist. Auf der Heckablage liegt kein Wackeldackel, sondern ein Exemplar der Autobastler-Fibel „Jetzt helfe ich mir selbst“. Sie stammt aus einer Zeit, in der es noch keine Video-Anleitungen im Internet gab. Der Zastava 750 wurde von 1955 bis 1985 als Lizenznachbau des Fiat 600 gefertigt. Die erste Eigenentwicklung der Marke war der Yugo, der auf der Plattform des Fiat 127 montiert wurde. Auch Exemplare dieses und noch anderer Modelle waren beim Club der Jugoslawen zu bestaunen.

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