Das Sportlermärchen kann weitergehen

30.12.2019, 15:23 Uhr
Das Sportlermärchen kann weitergehen

© Anja Hinterberger

Sportlich hat er mit 49,54 Sekunden sich im vergangenen Sommer schon nahe an die Norm von 49,30 herangepirscht. Und jetzt hat er auch noch einen starken Partner gefunden. Denn der junge Mann aus Mosambik, der derzeit bei der Turnerschaft 1861 Herzogenaurach trainiert, wird nun von Adidas unterstützt. Der Sportartikelhersteller fördert derzeit 40 Laufsportler aus Deutschland.

Das Sportlermärchen kann weitergehen

© Foto: cm

Verantwortlich für dieses Programm ist eine, die weiß, wie hart man dafür arbeiten muss, um an die Weltspitze zu kommen. Lena Schöneborn kennen viele von ihrem Olympiasieg von 2008, Experten wissen, dass sie mit 34 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften die erfolgreichste Moderne Fünfkämpferin aller Zeiten ist.

Seit 2009 war die 33-jährige Berlinerin selbst als Athletin bei Adidas unter Vertrag, jobbte dann neben dem Studium in International Marketing schon bald für die Eventmanagementagentur act3, die für den Drei-Streifen-Konzern arbeitete. Ende 2017 absolvierte sie ihren letzten Wettkampf. "Und es war ein glücklicher Zufall, dass ich gleich im Anschluss beim Adidas Sportmarketing untergekommen bin", sagt sie. "Running and Olympic Partners" heißt ihr Aufgabengebiet. Und da darf der einstige Weltstar dabei helfen, aufstrebenden Sportlern den Weg nach ganz oben zu ebnen. "Uns ist klar, dass es nicht alle schaffen werden", weiß sie. Doch diese Talente sollen bestmögliche Bedingungen vorfinden.

Auf Creve Machava aufmerksam wurden Lena Schöneborn und ihr Team auch aufgrund der schon länger bestehenden Kontakte zur Leichtathletikabteilung der TSH um Cheftrainer Peter Müller. Lena Schöneborn: "Die Nationalität ist da zweitrangig, wichtig ist es für uns, örtliche Vereine zu unterstützen." Lokales Sponsoring sei wieder relevanter geworden. Und ihr persönlich ist es auch wichtig, dass das Verhältnis der Geschlechter stimmt. Etwa 50:50 sei es derzeit – und die bekanntesten Namen sind die zweier Frauen; die der Sprinterinnen Gina Lückenkemper und Lisa Marie Kwaye. "Die haben mit der Staffel sogar Medaillenchancen in Tokio", glaubt Schöneborn. Davon ist der Senkrechtstarter aus Herzogenaurach noch weit entfernt. Doch Druck bekommt er von Adidas nicht, eine weitere Zusammenarbeit hänge nicht von der Qualifikation für Olympia zusammen. Sicherlich beruhigend für jemanden wie Creve Machava, der, ausgestattet mit einem Stipendium des Weltverbands IAAF bis zum nächsten Sommer, alles auf eine Karte setzt: Profi zu werden.

Dank Adidas könnte einiges leichter werden: Er darf als Externer im Firmen-Gym sein Krafttraining absolvieren, er bekommt die komplette Ausrüstung gestellt und – was besonders wertvoll ist: Der Konzern, der mit den nationalen und internationalen Verbänden bestens vernetzt ist, kann dafür sorgen, dass Machava bei Meetings unterkommt, für die er sonst nicht eingeladen würde. Denn so viele gute 400-Meter-Hürdenrennen gibt es nicht, bei denen er die Norm erfüllen kann.

Im Gegenzug soll der Athlet aus Afrika in Social-Media-Projekte von Adidas eingebunden werden. Lena Schöneborn: "Wir sind ja noch am Anfang unserer Zusammenarbeit."

Creve Machavas Augen leuchten, als davon die Rede ist, ob es vielleicht noch einmal so ein Weltklasse-Läufermeeting auf dem Adi-Dassler-Sportplatz geben könnte wie 2016. "Das wäre einmalig, aber auch eine große Verantwortung. Sonst laufe ich ja immer auswärts, da würde ich ja für die ganze Stadt antreten." Das ist aber laut Lena Schöneborn noch Zukunftsmusik, auch wenn sie das sehr begrüßen würde, "aber das entscheiden natürlich andere". Das wäre eine Kür, aber aktuell hat für Creve Machava die Pflicht Vorrang. Direkt nach dem Pressetermin in der Adidas-Arena steht ein einstündiger Dauerlauf auf dem Programm. Für ihn völlig ungewöhnlich, "in Mosambik musste ich nie mehr als eine Viertelstunde am Stück laufen". Doch den Trainingsplan stellt er nach anfänglicher Skepsis nicht mehr infrage. Schließlich hat die Arbeit von Peter Müller seit dem Herbst 2018 dem 23-Jährigen nochmals einen enormen Leistungsschub beschert. Den Trainer lobt er in den höchsten Tönen: "Im letzten Jahr mussten wir uns noch aneinander gewöhnen. Er hat langsam ausgetestet, was er mir zutrauen kann. Das hat er sehr schlau gemacht. Dieses Jahr nimmt er mich schon viel härter ran."

Der dazugehörige Seufzer ist aber ein wenig gespielt. Machava weiß, dass er vom Träumen allein nicht Olympionike wird, sondern dass er dafür hart arbeiten muss. In der jetzigen Trainingsphase eben Dauerläufe, später kürzere, intensivere Läufe. Das Gesamtpaket soll ihn nach Tokio führen. Der Hürdensprinter ist optimistisch: "Ich bin noch nicht am Ende meines Leistungsvermögens, ich habe noch viel drauf!"

Und seinem Verein gibt er auch etwas zurück: Am 12. Januar bestreitet er mit der 4 x 200-Meter-Staffel der TSH seinen ersten Wettkampf der Hallensaison. Im Frühjahr geht es in eine kurze Freiluftsaison, denn schon im Juli beginnen die Olympischen Spiele. Unter denjenigen, die Creve Armando Machava die Daumen drücken, befindet sich jetzt auch eine Olympiasiegerin. Lena Schöneborn: "Es wäre super, wenn er für die Kinder in Herzogenaurach zum Vorbild wird."

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