Persönlicher Traum

Ein Idyll in Großenseebach: Erlanger bringt Waldhütte auf Vordermann

11.7.2021, 12:28 Uhr
 Theodor Makrutzki sitzt vor seiner Hütte im Wald bei Großenseebach.

© Max Danhauser, NN  Theodor Makrutzki sitzt vor seiner Hütte im Wald bei Großenseebach.

Theodor Makrutzki sitzt gemütlich in einem Stuhl, lehnt sich nach hinten und lächelt zufrieden. Sein Blick schweift in die Ferne über die Weiher hinweg. Die Frösche quaken um die Wette. "Mein Orchester", sagt er und grinst. "Schon als Kind war ich immer in der Natur." Und das ist er in der letzten Zeit wieder sehr oft, denn er bringt eine Waldhütte in Großenseebach wieder auf Vordermann.

Geboren und aufgewachsen ist Theodor Makrutzki in der masurischen Seenplatte im Norden Polens. Als Kind habe er direkt am See gewohnt, sagt er, war segeln. Auch der Wald war nicht weit. "Die Seen fehlen mir", sagt er. Dafür hat er jetzt zwei kleine Weiher direkt vor der Gartentür.

Beim Radfahren die Hütte entdeckt

Und das neue Zweitheim in der Natur macht er sich so schön wie nur möglich. Seit Jahren war die Natur auf dem Grundstück unterwegs: Bäume wuchsen wild, die Büsche und Sträucher sprießten. So hat es auch Theodor Makrutzki das erste Mal gesehen, vor gut eineinhalb Jahren. Als die Altersteilzeit so richtig losging, fing er an, "extrem viel Fahrrad zu fahren, in alle Richtungen", sagt er. Und so kam er auch im Großenseebacher Wald vorbei und entdeckte die Hütte. Und fand scheinbar Gefallen an der Unordnung, dem wilden Gestrüpp auf dem Grundstück.

Makrutzki wollte wissen, wem es gehört. Jetzt ist es kaum wiederzuerkennen. Manchmal, so sagt Makrutzki, setze er sich am Nachmittag hin und mache die Augen zu. Ganz anders als in Erlangen. "In der Stadt kann ich nicht sitzen", sagt er. Aber: "Hier auch nicht ich muss immer etwas tun".

Hier verbringt der Erlanger viel Zeit.

Hier verbringt der Erlanger viel Zeit. © Max Danhauser, NN

Das Talent für die handwerklichen Arbeiten scheint ihm in die Wiege gelegt. Der Vater war Zimmermann. Schon als Kind half Makrutzki immer mit. Später lernte er Maurer, wurde Bautechniker, ehe er ins Projektmanagement zu Siemens wechselte. Jetzt beginnt bald die Rente. "Sechzig Prozent meiner Zeit bin ich hier", sagt Makrutzki. Fast täglich kommt er aus Erlangen in das Waldidyll nach Großenseebach. Wenn er arbeitet, brauche er keinen Radio, keine Unterhaltung. Er genießt einfach das Gezwitscher, die Natur. "Die Musik von draußen", sagt er.

Mit dem Waldbesitzer angefreundet

Wochenlang hatte Makrutzki jeden, den er in der Nähe des Grundstückes antraf, danach gefragt, wem denn das Grundstück gehöre. Er freundete sich mit einem Waldbesitzer an, der für ihn auf Spurensuche ging. Und fündig wurde. Seit Jahrzehnten ist das Grundstück samt Hütte im Besitz der Gemeinde Großenseebach. Der Vorpächter wollte das Grundstück nicht mehr. Also unterschrieb Makrutzki Ende April den Pachtvertrag. Knapp eine Woche lang erzählte er das niemanden, auch seiner Frau Ursula nicht. Jeden Tag kam er zu seiner Hütte.

Seiner Frau sagte er, er würde einem Bekannten beim Holzmachen helfen. Nach ein paar Tagen fuhren die Makrutzkis spazieren und kamen in den Großenseebacher Wald. An der Hütte hielt Theodor Makrutzki an und gestand seiner Frau Ursula, dass er das Grundstück samt Hütte nun gepachtet habe. Er lacht. "Zehn Minuten saß sie im Auto, bis sie ausgestiegen ist". Mittlerweile kommt seine Frau auch ab und an mit, vor allem, wenn die Familie da ist. Denn wenn die beiden Kindern und die drei Enkel zu Besuch kommen, freut sich nicht nur Opa Theodor. "Die Enkelkinder sind begeistert", sagt er. Sie spielen gerne in der Natur, toben sich auf der Schaukel aus. Die hat Makrutzki gleich am zweiten Tag wieder hergerichtet.

Entweder er genießt das Wetter und die Natur...

Entweder er genießt das Wetter und die Natur... © Max Danhauser, NN

Luxus gibt es auf dem Grundstück nicht. Strom- und Wasseranschlüsse fehlen. Doch so weit draußen allein? Makrutzki sagt, es sei so schön, da man keinen Nachbarn stören könne. Die nächsten Häuser stehen ein paar Hundert Meter weit weg. Doch nicht nur mit der Natur ist Makrutzki im Großenseebacher Wald mittlerweile in Kontakt gekommen. Auch mit den Menschen. "Hier sind alle Leute nett, die vorbeikommen", sagt er. Jeder grüße.

Eine Schubkarre von der Tochter

Mittlerweile kenne er im Wald mehr Leute als in Erlangen. Sie bleiben stehen, man kommt ins Gespräch. Und sie loben Makrutzki, was er aus dem Grundstück mitten im Wald gezaubert hat. Das gebe ihm Kraft und Motivation, sagt er. Denn in stundenlanger, liebevoller Arbeit hat er aus dem wüsten Fleckchen Natur ein idyllisches Grundstück mit schöner Freizeithütte geschaffen. Und das alles in Handarbeit. Elektrisch waren nur Bohrer und der Mäher. Äste hat er händisch weggetragen. Eine Schubkarre hatte Makrutzki lange nicht. Die hat ihm seine Tochter erst kürzlich über das Internet besorgt. Unterstützung hatte Makrutzki das ein oder andere Mal vom gemeindlichen Bauhof. "Hilfsbereit, verlässlich und ehrlich", seien sie, sagt Makrutzki.

... oder er arbeitet.

... oder er arbeitet. © Max Danhauser, NN

Die morschen Birken haben sie ihm gefällt, einmal Erde weggeschoben. Den Rest hat er gemacht. Wie auch die ein oder andere Entdeckung. "Ich habe schon alles hier gefunden", sagt Makrutzki. Von Planen über 200-Liter-Tonnen bis hin zu allerlei Schrott. Das Grundstück bietet viele Überraschung. Doch Makrutzki wird kreativ und nutzt den vermeintlichen Müll. Für den neuen Zaun hat er einfach alte Pfosten zusammengeschraubt.

Die Frau hätte ihn lieber öfter mal zu Hause

Aus Alt mach Neu. Auch wenn seine Frau sage, er könne ruhig ein wenig öfter zu Hause sein, Makrutzi sagt selbst, er arbeite wie ein Wilder. "Das macht mir Freude", sagt er. Und wenn doch mal die Hüfte schmerzt? Am nächsten Tag ist alles wieder vorbei. Wenn alles fertig ist, sagt Makrutzki, wird er vielleicht noch Gemüse anbauen. Doch der von Wurzeln durchwachsene Boden bietet kaum Durchkommen. Daher baue er vielleicht noch das ein oder andere Hochbeet. "Da schaue ich nächstes Jahr", sagt er.

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