Europameisterschaft

EM-Quartier in Herzogenaurach: Hier zieht das DFB-Team heute ein

8.6.2021, 09:24 Uhr
Eine von 15 Wohneinheiten auf dem Gelände, jede Einheit bietet Platz für vier Personen.

© adidas, NN Eine von 15 Wohneinheiten auf dem Gelände, jede Einheit bietet Platz für vier Personen.

Manuel Neuer war schon vorab da. Der Kapitän hat schon vor einigen Wochen das „Home Ground“ genannte EM-Quartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Herzogenaurach begutachtet. Er war schwer beeindruckt von dem, was er bei seinem Vorab-Besuch gezeigt bekam. „Es sieht sehr chillig aus“, sagte der 35-Jährige während seines Rundgangs über das Gelände; durch Besprechungsräume, die insgesamt 15 Wohneinheiten, den Speisesaal und den zentralen Marktplatz als ständige Begegnungsstätte während des Turniers.

„Home Ground“ mutet ein wenig an wie das Campo Bahia. Das sagen jedenfalls diejenigen im DFB, die es schon betreten und besichtigen konnten. Das Campo Bahia in Brasilien gilt seit dem WM-Titelgewinn 2014 als das Ideal. Watutinki 2018, ein Plattenbau außerhalb Moskaus mit dem Flair einer russischen Kaserne, steht dagegen als ein Sinnbild für das WM-Desaster 2018 in Russland.

Strand und Meer wie in Brasilien gibt es zwar nicht in Herzogenaurach, aber Natur und viele Ablenkungsmöglichkeiten wie Pool, Beachvolleyball- und Paddletennisplatz. Letzterer wurde dem Vernehmen nach auf den besonderen Wunsch von Team-Kapitän Neuer errichtet.

Die klein gehaltenen Wohnhäuser für jeweils vier Spieler – alle praktisch und edel zugleich ausgestattet – sind von Bäumen umgeben. Verbaut wurde größtenteils Holz, auch auf große Fenster wurde Wert gelegt. „Das Quartier konnten wir in unserem Sinne designen“, sagt DFB-Direktor Bierhoff. Ein temporärer Bau nur für den DFB-Tross und die EM ist „Home Ground“, zu deutsch Heimspielstätte, trotzdem nicht. Nach dem Turnier will es der Sportartikelhersteller als Tagungszentrum mit Wohneinheiten für Mitarbeiter und externe Gäste nutzen.

DFB ist erster Gast im Home Ground

"Home Ground" inmitten des adidas-Firmengeländes "World of Sports" ist bereits vor einem Jahr fertig gestellt worden, denn eigentlich hätte die Europameisterschaft schon 2020 stattfinden sollen. Drei Bungalows sowie 15 Wohneinheiten für je vier Personen inmitten des weitläufigen Geländes mit vielen Bäumen sorgen für eine entspannte Atmosphäre für eine gezielte EM-Vorbereitung. Trainiert werden kann auf dem Adi-Dassler-Sportfeld, ebenfalls auf dem Campus-Gelände. Dort hat schon bei der WM 2006 die argentinische Nationalmannschaft trainiert.

Drohnenbild auf den Home Ground, dem Quartier der deutschen Nationalmannschaft.

Drohnenbild auf den Home Ground, dem Quartier der deutschen Nationalmannschaft. © adidas, NN

Nach dem knapp eineinhalbwöchigen Vorbereitungstrainingslager im österreichischen Seefeld bezieht das DFB-Team ab dem 8. Juni den Home Ground in Herzogenaurach, der laut DFB-Pressemitteilung "in unmittelbarer Nähe des Spielorts München" liegt. Trotz zwei Stunden Fahrzeit von Herzogenaurach nach München kann man das durchaus so interpretieren, denn die Entfernungen zwischen den Spielorten der EM sind dieses Mal sehr lang: Amsterdam, Baku, Bilbao, Glasgow und Dublin sind nur einige Namen. Die deutsche Mannschaft spielt zumindest in der Hinrunde dreimal in München. Herzogenaurach liegt rund 20 Kilometer vom Flughafen Nürnberg entfernt.

"Es war nicht einfach, etwas zu finden, das top passt", erklärte DFB-Direktor Oliver Bierhoff jüngst bei einem digitalen Medienworkshop. "Der Home Ground ist super. Wir haben alle Möglichkeiten - was wichtig ist, damit Atmosphäre entsteht. Es ist wichtig, dass man sich wohlfühlen kann. Die Abläufe und Wege sind top." Das passende Quartier während eines Turniers spiele eine besonders große Rolle, führte Bierhoff aus: "Die erste Energie muss aber aus der Mannschaft kommen. Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen."

Sind begeistert (v.l.): adidas-Chef Kasper Rorsted, DFB-Direktor Oliver Bierhoff und Torhüter Manuel Neuer.

Sind begeistert (v.l.): adidas-Chef Kasper Rorsted, DFB-Direktor Oliver Bierhoff und Torhüter Manuel Neuer. © adidas, NN

Die Nationalmannschaft ist der erste Gast im Home Ground, worauf der adidas-Vorstandsvorsitzende Kasper Rorsted besonders stolz ist. "Ich freue mich unheimlich! Das ganze adidas-Team ist enorm froh, dass wir die Adler zu Gast haben. Der Campus ist bisher nicht in Betrieb genommen worden. Wir wollten, dass die Mannschaft der erste Gast ist." Bierhoff fügte an: "Wir sind stolz, dass wir den Startschuss geben können und hoffen, dass es mit einem historischen Erfolg behaftet ist."

DFB-Direktor Bierhoff nahm auch Bezug auf das von einigen Seiten kritisierte Camp während der WM in Russland: "In Quartieren, in denen Spieler getrennt sind und häufig lange Wege gehen müssen, entstehen Gruppen - und das bringt Schwierigkeiten mit sich." Der Home Ground biete hingegen beste Voraussetzungen, damit ein "positiver Geist" innerhalb des Teams geschaffen werden kann. "Ich bin mir sicher, dass wir einen Spirit wecken müssen. Die Entschlossenheit, der absolute Wille zu gewinnen, wird ein ganz wichtiger Aspekt sein."

Die Sportliche Leitung der Nationalmannschaft durfte seine eigenen Erfahrungen in der Umsetzung und Konzeption des Home Grounds einbringen. "Wir konnten es in unserem Geiste designen. Dafür sind wir dankbar", so Bierhoff.

Besonderer Wert beim Home Ground wurde auf eine nachhaltige Bauweise gelegt. Verwendet wurden überwiegend Hölzer aus Deutschland und Österreich. Wenn die EM vorbei ist, wird der Gebäudekomplex weiter genutzt, beispielsweise von adidas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch von externen Partnern des Unternehmens, von Sportlern, Vereinen und Verbänden.

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