Umwelt-Aktivitäten

Energie-Award: Herzogenaurach greift wieder nach Gold

25.11.2021, 09:58 Uhr
Zu den sehr vielfältigen Klimaschutz-Aktivitäten in Herzogenaurach zählt auch der flächendeckende Einsatz von Photovoltaik auf privaten wie öffentlichen Dächern.

© Matthias Kronau, NN Zu den sehr vielfältigen Klimaschutz-Aktivitäten in Herzogenaurach zählt auch der flächendeckende Einsatz von Photovoltaik auf privaten wie öffentlichen Dächern.

Die städtische Klimaschutzbeauftragte Mignon Ramsbeck-Ullmann legte dem städtischen Planungs- und Umweltausschuss in dessen letzter Sitzung eine äußerst umfangreiche Auflistung der Maßnahmen und Aktivitäten vor, mit denen man sich wieder die Gold-Auszeichnung geholt hatte. Diese ging trotz starker Konkurrenz - 355 Gebietskörperschaften und Kommunen hatten sich allein in Deutschland am EEA beteiligt - nach Herzogenaurach. Gleichwohl könne man als Kommune "nicht alles stemmen", betont Ramsbeck-Ullmann und sei von daher froh, wenn auch private Bauherren sich rege am CO2-Minderungsprogramm beteiligten. Die Energiewende sei in Herzogenaurach nur zu bewältigen, wenn die Beteiligung an den Aktivitäten möglichst hoch sei.

Einsparungen bis zu 90 Prozent

Auf das Erreichte ist man in Herzogenaurach durchaus stolz: "Um förderwürdig zu sein, müssen die Maßnahmen mindestens 25 Prozent der zuvor benötigten Endenergie einsparen. Realisiert wurden je nach Gebäude sogar Einsparungen von bis zu 90 Prozent", berichtete Ramsbeck-Ullmann. So nehme beispielsweise die E-Mobilität allmählich Fahrt auf, die Zahl der in ERH zugelassenen E-Fahrzeuge ist gestiegen, nicht zuletzt aufgrund der staatlichen Zuschüsse ("E-Auto-Prämie") für den Erwerb elektrisch betriebener Autos. Auch das städtische Bussystem und den Ausbau des Radwegenetzes habe sich die Stadt "einiges kosten lassen".

Nicht nur Begeisterung

Gleichwohl wird nicht alles mit der gleichen Begeisterung angenommen. So ist etwa bei dem schon seit einigen Jahren existierenden Carsharing-Projekt

mit relativ unbürokratisch ausleihbaren E-Mobilen nur eine "mittlere Auslastung" zu verzeichnen. Der Gesamtenergieverbrauch (Strom/Wärme) sei relativ gleich geblieben, allerdings ist der Stromverbrauch gerechnet auf die Gebäudefläche 2020 leicht gestiegen. Was hinsichtlich privater Gebäude ein Nebeneffekt der Corona-Krise sein könnte, weil mehr Menschen ins Homeoffice gingen. Ein weiterer "Energiefresser" könnte das Herzogenauracher Interims-Rathaus sein. Stammt die ehemalige Puma-Zentrale doch aus einer Zeit, als Energiespar-Prinzipien beim Bau längst nicht eine so große Rolle wie heute spielten.

Pandemie: Mehr Verbrauch

Auch dass jetzt aufgrund der Pandemie mehr Lüftungsanlagen in öffentliche und private Gebäude eingebaut werden, treibt den Stromverbrauch naturgemäß nach oben. In der Industrie sei der Verbrauch elektrischer Energie allerdings leicht rückläufig. Dezentrale Blockheizkraftwerke zählen hier zu den Sparfaktoren.

Alarmglocke geläutet

Dennoch läuteten Mignon Ramsbeck-Ullmann und Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker in der Ausschusssitzung, deren Ergebnisse an diesem Donnerstag, 25. November, dem Stadtrat vorgestellt werden sollen, die Klima-Alarmglocke: Bleibt die Kommune auf dem jetzigen Niveau der CO2-Emissionen, dann ist das entsprechende Budget - im Zusammenhang mit der Deckelung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu sehen - in schon 5,4 Jahren aufgebraucht. In diesem Zusammenhang stellten gleich mehrere Stadträtinnen und -räte die Frage, ob die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen nicht zu hinterfragen seien. "Haben wir noch bessere, noch effizientere Stellschrauben?", wollte beispielsweise Walter Drebinger (CSU) wissen. Und sein SPD-Kollege Holger Auernheimer äußerte die Sorge, dass die hochmoderne, immer umfangreicher werdende Ausstattung der Schulen mit IT-basierter Hardware wie Whiteboards (elektronische Schultafeln) den Energieverbrauch ebenfalls nach oben treibt.

Absage an "Brötchentaste"

Nicola Polterauer von der Energieagentur Nordbayern, die 2011 aus dem Zusammenschluss der ENERGIEregion (Nürnberg) und der Energieagentur Oberfranken (Kulmbach) entstand, begleitet als Beraterin die Klimaschutzbemühungen der Stadt Herzogenaurach und war der Ausschusssitzung per Video zugeschaltet. Sie weiß um das Machbare und um jene Pläne, für die es einen langen Atem braucht. So begrüßt Polterauer etwa alle Anstrengungen, die den Individualverkehr auf die Schiene verlagern und die dafür sorgen, dass weniger Autoverkehr in die Städte gespült wird. Deshalb ist sie auch eine vehemente Gegnerin der "Brötchentaste", weil diese durch den Wegfall der Gebühren für Kurzzeitparken den Kurzstrecken-Individualverkehr befördert.

"Legen immer wieder nach"

"Wir können niemandem verbieten, zu tanken. Aber wir legen in Sachen Klimaschutz immer wieder nach", betonte German Hacker. Am Ende sprach sich der Umwelt- und Planungs-Ausschuss einstimmig für den neuen Maßnahmenkatalog aus - selbst wenn es schon "fünf nach 12" ist.

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