Erntegespräch 2021 in ERH

Martin Breun: "Es wird eine Kraftanstrengung, die Welt zu ernähren"

5.8.2021, 05:51 Uhr
BBV-Erntegespräch 2021 bei Saatzucht Breun in Steinbach (von links): Robert Ort, Rudolf Groß, Martin Breun, Brigitte Groß, Nikolaus Ehnis.

© Matthias Kronau, NN BBV-Erntegespräch 2021 bei Saatzucht Breun in Steinbach (von links): Robert Ort, Rudolf Groß, Martin Breun, Brigitte Groß, Nikolaus Ehnis.

Nicht von ungefähr wurde am Dienstag auf dem Hof von Saatzucht Breun in Steinbach, wo schon 2010 ein Erntegespräch stattfand, viel über die Zukunft gesprochen. Die Hitze der Vorjahre, nun der Starkregen und das Hochwasser in Franken, in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz: Ist das der Klimawandel?

"Schon mein Großvater hat früher gesagt, dass sich das Wetter ändert", erzählt Martin Breun, der in vierter Generation den Familienbetrieb in Steinbach bei Herzogenaurach führt. Für den 47-Jährigen Familienvater ist klar, dass der Klimawandel da ist. Breun formuliert es unmissverständlich: "Es wird eine Kraftanstrengung, die Menschheit zu ernähren." Auch in Europa werde man sich vielleicht daran gewöhnen müssen, dass Hunger nicht nur ein Thema in Entwicklungsländern ist.

Martin Breun beim Erntegespräch: Angst vor Hunger könnte auch in Europa wieder Thema werden. 

Martin Breun beim Erntegespräch: Angst vor Hunger könnte auch in Europa wieder Thema werden.  © Matthias Kronau, NN

Als Saatzüchter konzentriert sich Martin Breun mit seinen über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern darauf, Saatgut nicht nur qualitätsvoller, sondern auch widerstandsfähiger gegen Hitze, Nässe und Befall zu machen. Die Steinbacher Saatzucht mit seinen weiteren Standorten in Lenglern bei Göttingen und in Quedlinburg widmet sich dabei dem Winterweizen, der Wintergerste und der Sommergerste insbesondere für die Brauereien.

Die Breuns als Saatzuchtbetrieb in komplettem Familienbesitz können über die Jahrzehnte erstaunliche Erfolge vorweisen. Die Methode der Züchter in anschaulicher Formel: "Wir suchen die Nadel im Heuhaufen." Unzählige Versuche werden gemacht, bis sich eine Sorte als marktreif herausstellt. Dabei werden zwar Methoden der genomischen Selektion verwendet, doch keine Gentechnik im Sinne eines gezielten technischen Umbaus von Chromosomen.

Doch ob es der Menschheit insgesamt gelingen wird, die wichtigsten Kulturpflanzen dem Klimawandel rechtzeitig anzupassen, da hat Martin Breun mittlerweile seine Zweifel. Zumal manche politischen Entscheidungen aus seiner Sicht zweifelhaft sind. Etwa Teile des Green Deals der EU: "50 Prozent der Wirkstoffe im Pflanzenschutz werden ihre Zulassung verlieren", kritisiert Breun. Wie das angesichts des Klimawandels kompensiert werden solle, sei eine große Frage.

Landrat Alexander Tritthart ist auf der richtigen Seite.

Landrat Alexander Tritthart ist auf der richtigen Seite. © Matthias Kronau, NN

Die Landwirtschaft im Spannungsfeld von Lebensmittelproduktion und Umweltschutz müsse stärker gehört werden, forderte Jochen Loy, Geschäftsführer der BBV der Kreisverbände Nürnberg, Nürnberger Land, Fürth und Erlangen/Erlangen-Höchstadt. "Der BBV sieht die Landwirtschaft als Teil der Lösung an. Wir Landwirte wollen eingebunden sein."

Zunehmend verschaffen sich die Landwirte (zumindest die, die es langfristig bleiben wollen) auch Gehör beim Thema Flächenverbrauch. Denn die Landwirtschaft als Ganzes ist doppelt betroffen: Für Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen verschwindet Agrarfläche. Und für ökologische Ausgleichsflächen werden weitere Flächen zumindest aus der intensiven Nutzung genommen. Folge: Das Pendel schwingt um, Deutschland muss immer mehr Lebensmittel importieren. "Dabei hat Deutschland im Vergleich überdurchschnittlich ertragreiche Böden", erklärt Martin Breun. "Jeder Hektar, der in Deutschland verloren geht, tut der Menschheit weh."

Skeptischer Blick in die Zukunft, aber weitgehend entspannter Blick auf die diesjährige Ernte in der fränkischen Region. "Noch läuft die Ernte", sagte Kreisobmann Robert Ort, doch trotz stellenweise starken Regens und schwer befahrbarer Äcker könne man zufrieden sein.

Das bestätigte auch der Pflanzenbauberater des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Fürth-Uffenheim, Nikolaus Ehnis. "Es war ein spannendes Pflanzenbau-Jahr." Ein vergleichsweise strenger Winter, dann ein kühles und nasses Frühjahr. "Die Pflanzen waren gestresst." Folge: teilweise nur schwache Wurzelbildung und in der Folge kleine Körner. Im Juni und Juli wuchs das Getreide schnell in die Höhe. "Insgesamt kann man sagen, dass der Ertrag überdurchschnittlich ist, die Qualitäten eher unterdurchschnittlich." Ehnis konnte auch feststellen, dass bei Raps und Getreide der Aufwand für den Pflanzenschutz heuer etwas geringer ausfiel als in den Vorjahren.

Landrat Alexander Tritthart ergänzte die vorläufige Ernte-Bilanz mit einer eigenen Beobachtung aus dem Seebachgrund. "Die Maisfelder stehen so hoch wie lange nicht." Und das Wachstum sei noch nicht vorbei, ergänzte stellvertretender Kreisobmann Rudolf Groß.

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