CSU-Mann prägte Landkreis

Georg Daßler: Ein Herzogenauracher als erster Landkreischef

Martin Hoyer

1.7.2022, 17:50 Uhr
Stadt und Land - Hand in Hand: Der verstorbene Landrat Georg Daßler bei der Einweihung der Ludwig-Erhard-Brücke mit Bürgermeister Ort im Jahr 1977.

© Stadtarchiv Herzogenaurach, NN Stadt und Land - Hand in Hand: Der verstorbene Landrat Georg Daßler bei der Einweihung der Ludwig-Erhard-Brücke mit Bürgermeister Ort im Jahr 1977.

Vor 50 Jahren wird der Landkreis Erlangen-Höchstadt aus der Taufe gehoben. Georg Heinrich Daßler (1922 - 1978) gilt als einer seiner Baumeister. Und er ist der Erste! Daßler steht am Anfang einer Reihe von Landräten, die den neu gebildeten Landkreis Erlangen-Höchstadt entscheidend mitprägen sollten. Der Herzogenauracher war in der Region familiär tief verwurzelt und fühlte sich zeit seines Lebens seiner Heimat eng verbunden. Das runde Landkreis-Jubiläum fällt 2022 sogar mit einem runden Geburtstag Dasslers zusammen: Am 3. Juni wäre er 100 Jahre alt geworden.

Daßler wuchs als Sohn eines Steuerinspektors und einer Metzgerstochter am Kiliansberg, mitten in der historischen Altstadt von Herzogenaurach, auf. In dem seiner Dissertation beigefügten Lebenslauf betont er: „In dem kleinen fränkischen Landstädtchen verlebte ich meine Kindheit“. Hier besuchte er auch die Volksschule.

Durch die Versetzung seines Vaters ans Finanzamt Erlangen zog die Familie 1933 dorthin nach, wo er anschließend ans Gymnasium wechselte. Von der Schulleitung erhielt er 1941 ein „Abgangszeugnis mit Reifevermerk“, da er zum Reichsarbeitsdienst einberufen worden war. Nach zehnmonatiger Ausbildung folgte von 1941 bis 1945 Daßlers Kriegsdienst in der deutschen Wehrmacht. Als Leutnant der Reserve geriet er in Kriegsgefangenschaft und kehrte nach der Entlassung nach Erlangen zurück, wo er umgehend ein Studium der Rechtswissenschaften aufnahm. 1950 wurde Daßler beim Ordinarius für Kirchenrecht, deutsche und bayerische Rechtsgeschichte, Prof. Hans Liermann, zum Doktor der Rechte promoviert.

Im selben Jahr stellte Daßler auch privat die Weichen. Er heiratete in seiner Heimatstadt eine Neubürgerin aus dem Sudetenland und verlegte seinen Wohnsitz nach Herzogenaurach. Nach Tätigkeiten als Gerichtsreferendar und als Assessor am Amtsgericht Parsberg beziehungsweise beim Landgericht Nürnberg-Fürth machte er sich 1953 als Rechtsanwalt in Herzogenaurach selbstständig.

Politisch fand der Jurist eine Heimat in der CSU. Seit 1952 saß er in Kreistag und Stadtrat. Gleichzeitig trat er 1952 als Gegenkandidat von Hans Maier bei der Bürgermeisterwahl an. Der nicht einmal 30-jährige Daßler hatte gegen den bewährten und in der Bevölkerung sehr beliebten SPD-Bürgermeister in der „roten Hochburg Herzogenaurach“ einen schweren Stand und musste sich mit 32,3 Prozent der Stimmen begnügen.

Bei der Stadtratswahl von 1956 führte Daßler die Liste der CSU-Kandidaten an und avancierte zum Fraktionsführer im Stadtrat und auch im Kreisrat. Bei der Bürgermeisterwahl 1958 war er für eine erneute Gegenkandidatur gegen Hans Maier nicht mehr zu haben. Er versprach sich als Kommunalpolitiker bessere Chancen auf Kreisebene.

Gegen SPD-Kandidat Waza durchgesetzt

Tatsächlich fand er 1958 das Amt, das ihn erfüllte und das er mit Leidenschaft, Freude und Beharrlichkeit ausfüllte. Bei den Wahlen zum Landrat setzte er sich als Nachfolger von Peter Weber (CSU) gegen den SPD-Kandidaten Gerhard Waza durch, der ebenfalls in Herzogenaurach beheimatet war und seit 1952 das Amt des stellvertretenden Landrats innehatte.

Vor allem der Schulpolitik und dem Straßenbau wollte sich Daßler widmen. Das 1953 fertiggestellte Zentralschulhaus (Carl-Platz-Schule), das er als „eine Musteranlage für ganz Bayern“ ansah, besaß für ihn Vorbildcharakter für unzählige Volksschulen im Kreis.

Der neue Landrat zollte bei der Übergabe der neuen Turnhalle und „Bayerns modernster Kleinschwimmhalle“ diesem Schulneubau höchsten Respekt. Das Lob an die Adresse des SPD-Bürgermeisters und des Herzogenauracher Stadtrats verhallte nicht ungehört.

Die Ära Daßler war geprägt von einer engen und harmonischen Zusammenarbeit von Stadt und Landkreis trotz parteipolitischer Gegenpolarität. Zudem verstanden sich der SPD-Bürgermeister und der CSU-Landrat blendend. Hans Maier würdigte 1963 in einer Bürgerversammlung die Arbeit des Landrats, zu dem „gute und herzliche Beziehungen“ beständen. Man sei „mit dem Kreis ein Herz, eine Seele“. Bildungspolitik wurde großgeschrieben.

Mit großem Engagement unterstützte Daßler die Bestrebungen Herzogenaurachs, eine Mittelschule, die heutige Realschule, zu erhalten. Ebenso verhielt es sich bei seinem Einsatz für die Berufsschule. Später verfolgte er mit Bürgermeister Ort das Ziel, ein Gymnasium in Herzogenaurach zu etablieren. Auch das mit Erfolg.

Für seine unkonventionelle Amtsführung war der temperamentvolle und streitbare Kommunalpolitiker bald überall im Kreis bekannt. Er scheute sich nicht, auf die Menschen zuzugehen. Oft unter Einsatz ungewöhnlicher Methoden verhalf der Landrat allen Bürgern zu ihrem Recht.

Georg Daßler: Ein "Mann des Volkes"

Er galt als „Mann des Volkes“ und avancierte so zum geachteten Politiker weit über die Region hinaus. So gelang ihm auch sein Meisterwerk im Rahmen der Gebietsreform. Er gilt als Baumeister des neuen Landkreises ERH. Daßler vereinigte den Altlandkreis Höchstadt a. d. Aisch mit den Resten des Altlandkreises Erlangen und führte den neuen Kreis nach Mittelfranken, den der heimatverbundene Politiker schneller als von den meisten erwartet in geordnete Bahnen lenkt.

Schon in seiner Dissertation an der Erlanger Juristischen Fakultät von 1950 wird seine Heimatverbundenheit deutlich. Sie handelt von der „rechtsgeschichtlichen Entwicklung der Bambergischen Stadt Herzogenaurach“. Die Beschäftigung mit der Regionalgeschichte blieb das Steckenpferd Daßlers, dem er sich in seiner Freizeit zuwandte. Im ersten Buch über den Landkreis Erlangen-Höchstadt, das auf Daßlers Initiative zurückgeht, stammt die Abhandlung über die Landkreisgeschichte aus seiner Feder. Das Erscheinen dieses Landkreisbuches im Jahr 1979 erlebte Daßler indes nicht mehr. Es wurde seinem Andenken gewidmet.

Mit nur 55 Jahren verstarb Landrat Daßler überraschend am 7. April 1978 infolge eines Herzinfarktes. Dabei war er noch am 5. März 1978 mit über 67 Prozent der Stimmen von der Kreisbevölkerung in seinem Amt als Landrat überwältigend bestätigt worden. Und der allseits beliebte Daßler hatte noch große Ziele für seinen Kreis. In seiner Heimatstadt Herzogenaurach und in Hemhofen erinnern Straßennamen an den volksnahen und hochgeschätzten Kommunalpolitiker.

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