Rathausneubau

Herzogenaurach: Die Pumpen schweigen

10.6.2021, 05:51 Uhr
Die Rohre, mit denen monatelang Grundwasser aus der Baugrube des Herzogenauracher Rathaus-Neubaus abgepumpt wurde, sind inzwischen abgebaut. Nur noch eine unterirdische Druckleitung ist übrig.

© Hans von Draminski Die Rohre, mit denen monatelang Grundwasser aus der Baugrube des Herzogenauracher Rathaus-Neubaus abgepumpt wurde, sind inzwischen abgebaut. Nur noch eine unterirdische Druckleitung ist übrig.

"Das muss man sich wie ein Schiff vorstellen", erklärt Bürgermeister German Hacker. Die Baugrube des Rathaus-Neubaus musste von einer Wasserhaltungsanlage vor eindringendem Grundwasser bewahrt werden. Wie berichtet, wurden schon im Frühjahr 2020 zwölf Brunnen mit jeweils 18 Metern Tiefe in der sieben Meter tiefen Baugrube mit ihrer Randarmierung aus 270 Betonbohrpfählen gebohrt. In jedem Brunnen wurde eine eigene Pumpe installiert, um das Grundwasser von der Baugrube fernzuhalten. Und weil das Wasser bekanntermaßen verunreinigt ist - man geht aufseiten der Stadt von Altlasten aus, die durch Textilreinigungs-Unternehmen aus der nördlichen Umgebung des Schlosses in den Boden und das Grundwasser sickerten -, musste das unwillkommene Nass auch noch aufwendig über zwei Aktivkohlefilter von Tetrachlorethen, auch als PER bekannt, gereinigt werden.

"Engmaschige Beprobungen"

Auch die zylinderförmigen Aktivkohlefilter zur Wasserreinigung werden nicht mehr benötigt.

Auch die zylinderförmigen Aktivkohlefilter zur Wasserreinigung werden nicht mehr benötigt. © Hans von Draminski

"Die Wirksamkeit der Anlage wurde durch engmaschige Beprobungen kontrolliert", erklärt Bauamtsleiterin Silke Stadter dazu. Die Anlage wurde im April 2020 in Betrieb genommen und hat seitdem insgesamt rund 115.000 Kubikmeter Wasser abgepumpt, was der Füllmenge von gut 150 Schwimmbecken à 25 Meter Länge entspricht. Die Pumpleistung gibt das Bauamt mit 11.000 Litern pro Stunde an. Wasser, das nach dem Abpumpen in einem Absetzbecken von Schwebstoffen befreit wurde, ehe es über eine unterirdische Druckleitung zum Ablaufkanal des Wiwaweihers gepumpt wurde, von dem es es in die Aurach floss.

Keine Pumpgeräusche mehr

Bürgermeister German Hacker tut der Chronistenpflicht Genüge und macht noch ein Handyfoto des Filters.

Bürgermeister German Hacker tut der Chronistenpflicht Genüge und macht noch ein Handyfoto des Filters. © Hans von Draminski

Die Nerven der Anlieger wurden von den ständigen Pumpgeräuschen - nächtliche Pausen sind bei diesem System nicht vorgesehen - auf die Probe gestellt. German Hacker bedankt sich in diesem Zusammenhang für die Geduld, die von den Betroffenen an den Tag gelegt wurde. Zumindest in Sachen "Grundwasser" kann nun Entwarnung gegeben werden. Die weiße Wanne des Rohbaukellers wird inzwischen von genug Masse niedergehalten, sie kann nicht mehr auf dem Grundwasserspiegel nach oben steigen. Die Pumpen werden nun aus den zwölf Brunnenschächten entfernt, danach werden die Schächte mit sogenannten Brunnentopfdeckeln aus Stahl verschlossen und über diese komplett mit einer "Füllbindersuspension" verfüllt - im Rathausfundament sollen keine Löcher zurückbleiben. Die Brunnentopfdeckel werden am Ende noch einbetoniert, damit die Rathauswanne dauerhaft dichthält. Die beiden großen Filterzylinder, mit denen in den vergangenen Monaten das Wasser gereinigt wurde, baute eine Fachfirma am Mittwoch ab. Die unterirdische Druckleitung wurde zwar abgeschaltet, bleibt aber vorerst im Boden - sie könnte noch einmal gebraucht werden.

Fuge nimmt Form an

Auch die Fuge zwischen dem historischen Schlossgebäude und dem Rohbau nimmt inzwischen Form an. "Das ist hochkompliziert und ließ sich nicht mit Fertigbauteilen lösen", weiß German Hacker. Die Rohbaufassade nebenan zeigt schon ihre Fenster-Durchbrüche. 2022 soll das neue Herzogenauracher Rathaus stehen.

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