Herzogenaurach: "In der Reuth" bleiben Fragen offen

20.11.2020, 14:02 Uhr

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Das Wohngebiet „In der Reuth“ ist ein Dauerbrenner im Diskurs des Stadtrates – und nimmt nun sehr konkrete Form an, nachdem unter anderem die gesetzlich vorgeschriebene öffentliche Auslegung und die daraus resultierenden Stellungnahmen sowie jene von Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange abgearbeitet sind.

Geschosszahl kritisiert

Schon im September 2019 hatte die CSU-Fraktion einen Antrag eingebracht, in dem die viergeschossige Bauweise eines Hauses kritisiert wurde, das gegenüber der sogenannten Bestandsbebauung in der Gerhart-Hauptmann-Straße entstehen soll. Die Befürchtung, dass der Neubau das benachbarte Wohnviertel weit überragen könnte, versuchten in der Ausschusssitzung Diplomingenieurin Kristina Vogelsang vom gleichnamigen Nürnberger Planungsbüro, ihre Kollegen Tobias Altmann und Christian Piek sowie Bürgermeister German Hacker zu zerstreuen – was nur bedingt erfolgreich war.

Schlanke Wohnbebauung

Durch ein eingezogenes Obergeschoss soll das strittige Wohnhaus optisch niedriger erscheinen, was dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Walter Drebinger und dem stellvertretenden CSU-Ortsvorsitzenden und JU-Mann Konrad Körner zu wenig war. Da half es vergleichsweise wenig, dass die Macher des Wohngebietes auf eine schlanke Ausführung der Wohnbebauung verwiesen und darauf, dass der Höhenunterschied zwischen Bestand und Neubauten allein schon durch den räumlichen Abstand nicht so gravierend ausfalle.
SPD-Stadtrat Holger Auernheimer stärkte German Hacker den Rücken, ließ zur Illustration ein Luftbild zeigen und betonte, dass aus seiner Sicht die beiden Häuser gut miteinander korrelieren würden. Die CSU beharrte dagegen auf der Forderung nach einer Reduktion auf zwei Geschosse.

Bäcker erwünscht

Bernhard Schwab, den stellvertretenden Vorsitzenden der CSU-Stadtratsfraktion, treibt die Nahversorgung des neuen Quartiers um. Für die rund 850 Menschen, die hier eines nicht mehr all zu fernen Tages leben sollen, sollte nach Schwabs Meinung zumindest ein Bäcker vor Ort sein, nachdem in Wohngebietsnähe ein Discounter beziehungsweise Supermarkt vorhanden ist.
Die Antwort der Wohngebiets-Planer: Es gibt Flächen, die für Wohnnutzung tabu und genau für solche Zwecke – Ansiedlung von Einzelhandel und Nahversorgern – frei gehalten werden. Das Viertel soll eines Tages zumindest in Sachen Grundversorgung möglichst autark sein, um potenziellen Autoverkehr durch Einkaufsfahrten zu reduzieren.
Was das Planungsbüro Vogelsang auch klarstellte:

Wohnbau wird schwieriger

Wohnbau wird hierzulande immer schwieriger, Umweltschutz und Nachhaltigkeits-Bestrebungen setzen einem früher oft tolerierten „Wildwuchs“ der Kommunen bei der Ausweisung neuer Wohngebiete inzwischen aus gutem Grund enge Grenzen. Andererseits gebe es aber auch Grenzen, was eine Gemeinde im Bebauungsplan vorschreiben könne und was nicht. Dazu zählt beispielsweise die Fassadengestaltung und die beim Bau verwendeten Materialien, solange diese im gesetzlichen Rahmen bleiben.

KfW-Standard vorgegeben

Für Unruhe in der Sitzung sorgte auch, dass die kommunale Vorgabe für Neubauten mittlerweile den KfW-Effizienzhaus-Standard 40 beinhaltet. Dieser werde, so Konrad Körners Kritik, „über die Hintertür“ von der Verwaltung implementiert, ohne zuvor die Räte informiert zu haben.
Man setze geltende Vorgaben des Klimaschutzes um, kam postwendend die Replik. Gerade bei einem Neubaugebiet wie „In der Reuth“ müssten gewisse Mindestanforderungen erfüllt sein. Und selbst dann wären es, so German Hacker, „drei Masterarbeiten“, wolle man beispielsweise die CO2-Bilanz eines solchen Baugebietes im Detail aufschlüsseln.
Die Abfrage der Klimaauswirkung solcher Projekte wurde übrigens schon 2018 festgeschrieben.