Kriterienkatalog

Herzogenaurach: Kein Wildwuchs bei PV-Freiflächen-Anlagen

20.6.2021, 07:50 Uhr
Ganz im Norden, gleich neben der A3, ist Herzogenaurachs bislang einzige PFA zu finden. Auf der anderen Seite der Autobahn liegt Kosbach (Erlangen). 

© Matthias Kronau, NN Ganz im Norden, gleich neben der A3, ist Herzogenaurachs bislang einzige PFA zu finden. Auf der anderen Seite der Autobahn liegt Kosbach (Erlangen). 

Der Ausschuss empfiehlt dem Stadtrat, bei Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen (PFA) diesen Kriterien zu folgen:

Anlagen sollten vorrangig auf bereits bebauten Flächen errichtet werden. Projektieren von PFA müssen nachweisen, dass sie fünf Prozent der Leistung auf genau solchen Flächen erzielen, ehe sie auf offenem Land investieren dürfen.

Das Landschaftsbild sollte nicht zu stark beeinträchtigt werden. 300 Meter Mindestabstand zur Wohnbebauung.

Qualitativ hochwertige Böden für die Landwirtschaft sollen für PFA nicht genutzt werden. Ausnahme: beim Mix von landwirtschaftlicher Nutzung und PFA (Agri-Photovoltaik).

Dem Natur- und Artenschutz soll Rechnung getragen werden. Eingriffe durch PFA sollen auf ein Minimum beschränkt werden.

PFA soll zur regionalen Wertschöpfung beitragen, Agri-PFA bevorzugt werden. Genossenschaftliche Bürgeranlagen haben Vorrang.

Die maximale Größe einer PFA soll nicht zehn Hektar überschreiten. Maximale Überbauung des Gemeindegebietes: 50 Hektar (rund ein Prozent).

Auf Vorrangflächen für Windkraft ist PFA ausgeschlossen, Agri-PFA können geprüft werden. Auf Wind-Vorbehaltsflächen ist PFA möglich.

Den vollen Wortlaut des Sieben-Punkte-Katalogs können Sie hier nachlesen.

In der Sitzung gab es zwar eine kleine Debatte darüber, ob der Agenda-Arbeitskreis Energie ausreichend einbezogen worden sei in die Entwicklung der Kriterien, doch Bürgermeister German Hacker und auch Anja Wettstein, die Leiterin des Planungs- und Umweltamts der Stadt, betonten, dass gerade der Agenda-Kreis ein Impulsgeber gewesen sei. Zudem habe AK-Sprecher Johannes Kollinger zuletzt noch ein paar sinnvolle Ergänzungen bei dem Kriterienkatalog machen können.

Das war Retta Müller-Schimmel von den Grünen zu wenig Beteiligung, weswegen sie dem Kriterienkatalog nicht zustimmen wollte. Doch ansonsten stimmte der Ausschuss geschlossen für das erarbeitete Werk, das nun noch den Stadtrat passieren muss.

Die Sachgebietsleiterin für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz, Monika Preinl, betonte, dass es nicht darum gegangen sei, PFA zu verhindern. Jeder Antrag eines Investors werde als "Einzelfallentscheidung" behandelt. Bürgermeister German Hacker: "Es wird tiefgehende Abwägungsprozesse geben."

Es war zu spüren: Jeder weiß um die Notwendigkeit der Energiewende, aber keiner der Ausschussmitglieder hat wirklich Lust, Investoren zuzulassen, die kostengünstig landwirtschaftliche Flächen überbauen. Aber auch hier liegen die Abwägungsprobleme im Detail: Was, wenn ein Landwirt zur eigenen Zukunftssicherung selbst ein Interesse an so einer Investoren-Anlage habe?, fragte Walter Drebinger (CSU. Auch dann, so meinte Holger Auernheimer (SPD), müsse genau dieses Interesse mit dem Flächenverbrauch abgewogen werden.

Der Schaeffler-Parkplatz "Mühlgärten" in Herzogenaurach, einer von vielen Großparkplätzen der drei großen Unternehmen Schaeffler, Adidas und Puma. 

Der Schaeffler-Parkplatz "Mühlgärten" in Herzogenaurach, einer von vielen Großparkplätzen der drei großen Unternehmen Schaeffler, Adidas und Puma.  © Matthias Kronau, NN


Besonders in den Blick genommen wurde im Ausschuss daher das Kriterium, dass Investoren fünf Prozent der PV-Leistung auf bereits versiegelten Flächen installieren müssen. Der stellvertretende Bürgermeister Michael Dassler fragte sich, wie das konkret funktionieren könne. "Muss der Investor dann selbst Dächer suchen, wo er das machen kann, ehe er seine Freiflächenanlage bauen darf?" Konrad Körner (CSU) stellte aus juristischer Sicht die Frage, wie das vertraglich geregelt werden könnte.

Anja Wettstein vom Planungsamt räumte ein, dass man in gewisser Hinsicht Neuland betrete, doch relativ sicher sei, dass solche Vorgaben machbar seien. Bürgermeister Hacker betonte: "Wir wollen etwas ins Rollen bringen." In Herzogenaurach gebe es noch viele Flächen und Dächer, die genutzt werden könnten. "Und damit meine ich nicht die Südseite des Daches von St. Magdalena."

Bernhard Schwab verwies in der Debatte auf einen wichtigen Punkt, nämlich die großen Parkflächen der drei großen Unternehmen. "Die Stadt sollte auf die Firmen zugehen." Es sei absolut sinnvoll, hier PV-Anlagen aufzuständern, bevor Ackerflächen verwendet werden. "Ein völlig richtiger Hinweis", sagte Hacker, und bewusst vage gehalten: "Die Firmen wissen das." Der Bürgermeister rechnet damit, dass es auf manchem Parkplatz in fünf oder zehn Jahren schon ganz anders aussehen könnte.

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