Probe für den Ernstfall
Herzogenauracher Feuerwehren mussten zu einem Großeinsatz mitten im Wald ausrücken
13.9.2021, 11:12 UhrFür die Einsatzübung, die im Rahmen der alljährlichen Feuerwehraktionswoche stattfand, hatten sich die Organisatoren den Wald zwischen Hammerbach und Beutelsdorf ausgesucht. Geprobt werden sollte für den Ernstfall: Wie kommen Retter in so einer Gegend und bei einem Extremwetter-Ereignis wie Starkregen oder Trockenheit klar, wenn jede Minute zählt? Wie sind die Zufahrtswege? Welche einsatztaktischen Möglichkeiten stehen zur Verfügung?
Eine Gruppe erfahrener Rettungskräfte - unter anderem dem stellvertretenden Kommandanten der Herzogenauracher Wehr, Sebastian Hagen - hatte diese unangekündigte Übung im Vorfeld in enger Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung Herzogenaurach unter Leitung von Heike Grumann und dem Forstbeauftragten der Waldbesitzervereinigung Hannberg, Fabian Grziwa organisiert, ausgetüftelt.
Das zählte zum geplanten Szenario
- der Einsatz von Strahlrohren zur Brandbekämpfung
- die nötige Wasserförderung und -bevorratung über lange Schlauchstrecken in unwegsames Gelände
- das Befahren von Waldfuhren für Tanklöschfahrzeuge, die Löschwasser im Pendelverkehr heranschaffen sollten
- der Einsatz von Motorsägen, um fiktive Schneisen zur Eindämmung eines potenziellen Wipfelfeuers zu errichten (wofür extra Bäume ausgewählt wurden, die ohnehin gefällt werden müssten).
Szenario wurde den Kräften erst vor Ort klar
Die Übung begann damit, dass die Integrierte Leitstelle Nürnberg Herzogenaurach um 8.45 Uhr alarmierte. Das Stichwort und das Szenario kannte im Vorfeld niemand von ihnen.
Alarmiert wurden in erster Instanz die Feuerwehren Herzogenaurach, Hammerbach, Haundorf-Beutelsdorf, Steinbach und Niederndorf, die nach und nach eintrafen.
Anfahrt auf Sicht hieß es für einige Einheiten, die den direkten Weg zum fiktiven Waldbrand, der durch Übungsrauch signalisiert wurde, suchten. Andere sollten sich am Flugplatz südlich des Waldgebietes sammeln, um von dort die anrückenden Fahrzeuge gezielt abrufen und einsetzen zu können.
Die Einsatzleitung, die ihren Standort in gewissem Abstand zum Brandherd wählte, verfügte über eine Lagekarte, die die Örtlichkeit mit allen wichtigen Daten und geografischen Gegebenheiten darstellte. Wetterdaten und Windrichtung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Feuerwehr von Schaeffler wurde hinzugezogen
Während die Feuerwehr Hammerbach nach kurzer Zeit ihr Löschfahrzeug mit 600 Litern Wasser an Bord nahe der Brandstelle positionierte und mit sparsamen Löscharbeiten begann, kamen weitere Kräfte zur Unterstützung. Ein Tanklöschfahrzeug mit knapp 4000 Litern sorgte für Nachschub.
Das Bodenfeuer, so das Szenario, würde sich minütlich gen Norden ausbreiten, weshalb bereits nach 15 Minuten weitere Einheiten über Sirenenalarm weiterer Ortsteile alarmiert wurden. Auch die Werkfeuerwehr von Schaeffler wurde hinzugezogen. Echtes Feuer, so Kreisbranddirektor Sebastian Weber, gab es natürlich keins. "Aber wir haben spezielle Pyrotechnik, die keine Hitze, aber Rauch fabriziert, damit man wenigstens ein bisschen sieht, wo etwas passiert."
Ziel war es, eine nahezu unerschöpfliche Wasserversorgung zu errichten, um die kontinuierliche Brandbekämpfung sicherstellen zu können. Faltbare Auffangbehälter wurden dafür errichtet, die mit Wasser gefüllt als Puffer dienten. Löschwasser wurde abgepumpt und durch mehrere Strahlrohre sparsam, aber effektiv abgegeben.
Befüllt wurden diese Behälter kontinuierlich durch Löschfahrzeuge im Pendelverkehr. Allein die Koordination der Fahrzeuge auf den einspurig befahrbaren Waldwegen stellte sich als Herausforderung dar. So musste ein Rundweg durch den Wald freigehalten werden, sodass die Fahrzeuge auch wieder zum Betanken herausfahren konnten.
Simuliertes Feuer breitete sich auf Baumwipfel aus
Schließlich schlug das Bodenfeuer zu einem Wipfelfeuer über und weitere Maßnahmen mussten getroffen werden.
Inzwischen waren alle verfügbaren Ortsteile ausgerückt, als die befreundete Feuerwehr aus Höchstadt mit einem Löschfahrzeug samt kompletter Besatzung zu Hilfe kam. Um im Alarmfall schnelle Hilfe gewährleisten zu können, stand eine Gruppe von neun Rettern aus Höchstadt bereit, die die Übung von außen beobachteten.
Echter Notfall über Funk gemeldet
Mitten in der großangelegten Übung kam ein echter medizinischer Notfall in Münchaurach über Funk rein, der eine leblose Person meldete. Weil kein regulär verfügbares Einsatzmittel des Rettungsdienstes nahe genug zur Verfügung stand, wurde die zuständige Feuerwehr als „First Responder“ alarmiert. Die Kameraden aus Höchstadt machten sich samt der Drehleiterbesatzung aus Herzogenaurach auf den Weg und konnten mit der Reanimation beginnen, bis Minuten später der Rettungsdienst eintraf. Leider konnte die Patientin nicht mehr wiederbelebt werden.
Die Übung wurde derweil fortgeführt, neue Herausforderungen kamen hinzu: Bäume mussten gefällt werden, um eine Schneise zu erzeugen. Hier kamen ausgebildete Motorsägenführer der Feuerwehr zum Einsatz. Die Werkfeuerwehr von Schaeffler schaffte einen speziellen Großraumlüfter heran, der mit einer Wassernebeleinrichtung auch zum Löschen von Bränden eingesetzt werden kann.
Sportflugzeug am Waldrand abgestürzt
Schließlich wurde angenommen, dass ein Sportflugzeug am Waldrand in der Nähe des Flugplatzes abgestürzt war. Personen mussten gerettet und ein weiterer Brand bekämpft werden. Einheiten wurden von Nord nach Süd verlagert. Eine ausgeschlachtete Fahrzeugkarosse diente als Ersatz-Flugzeug und lag mitten im Gebüsch, war also schwer zu erreichen. Eine letzte Herausforderung, auf die jedoch rasch reagiert werden konnte.
Das Übungsende wurde über Funk um 11.45 Uhr bekanntgegeben. Schließlich mussten noch benutzte Schläuche und Gerätschaften weggeräumt werden, bis es in der Feuerwache Herzogenaurach warme Würstchen und Getränke gab.
Eingebunden waren insgesamt gut 70 ehrenamtliche Rettungskräfte der Feuerwehren Herzogenaurach, Hammerbach, Haundorf-Beutelsdorf, Steinbach, Hauptendorf, Niederndorf und der Werkfeuerwehr Schaeffler.
Eine Besprechung zur Nachbearbeitung der Übungsresultate wird es unter den Führungskräften geben. Die gesammelten Erfahrungen werden für ein Konzept genutzt, welches künftig für Einsatztaktik im Waldgebiet sorgt.
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