Herzogenauracher Imker sind geschockt
14.4.2021, 17:53 UhrAusgerechnet direkt vor seiner Haustür wurden die Weidenbüsche bei schönster Blüte bis zum Erdboden abgesägt. Aus Beckers Sicht stand der blühende Weidenbusch weit genug weg vom Weg am Grabenrand, dass keinerlei Gefahr für Passanten zu befürchten war. Dies sieht Monika Preinl vom Amt für Planung, Natur und Umwelt allerdings anders: Die Weide musste zurückgeschnitten werden, weil am Stammfuß eine tiefe Faulstelle festgestellt wurde und die Stämme und Äste auf das Nachbargrundstück zu stürzen drohten.
"Verkehrssicherheit unumgänglich"
So sei es nach dem Gesetz zwar verboten, Bäume, Hecken und Gebüsche in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuscheiden oder auf Stock zu setzen. Die Verbote würden jedoch nicht für Maßnahmen gelten, die der Gewährleistung der Verkehrssicherheit dienen. "Insofern wurde das Bundesnaturschutzgesetz beachtet. Die Herstellung der Verkehrssicherheit war in diesem Fall unumgänglich", erklärt Monika Preinl dazu.
"Fingerspitzengefühl vermisst"
Der Imker Klaus Becker vermisst in diesem Fall auch das "Fingerspitzengefühl" der Akteure. Für ihn sei es kein Problem, wenn Weidenbüsche "nach" der Blüte zurückgeschnitten oder auf Stock gesetzt werden. Schließlich treiben Weiden wieder aus und blühen bereits wieder im Folgejahr.
"Schont die Weidenkätzchen"
So fordern die Imker immer wieder: "Schont die Weidenkätzchen". Weidenkätzchen, auch Palmkätzchen genannt, sind die Blütenstände der Weide. Ihre silbergrauen flauschigen Blüten sind nicht nur bei Menschen beliebt. Wer sich die Zeit nimmt und eine blühende Weide genauer betrachtet, stellt fest: Hier summt und brummt es. Dank ihrer frühen Blüte ist die Weide erste Nahrungsquelle für zahllose Insekten wie Schmetterlinge, (Wild-)Bienen und Hummeln. Der eiweißreiche Pollen ist ein wichtiger Energielieferant nach der langen Winterpause und Kraftfutter zur Aufzucht der Brut.
Unter Naturschutz
Aus diesem Grund stehen Weidenkätzchen unter Naturschutz und dürfen in der freien Natur nicht geschnitten werden. Der Landesverband Bayerischer Imker und seine angeschlossenen Ortsverbände appellieren: "Bitte schneiden Sie keine Palmkätzchen und belassen Sie die ersten Frühlingsblüher in der Natur, damit Insekten in der blütenarmen Zeit genug Nahrung finden!"
Pollen als Eiweißnahrung
Die Winterbienen leben fünf bis sechs Monate und werden mit der Weidenblüte durch die Sommerbienen, die nur sechs bis acht Wochen leben, abgelöst. Für den Wechsel wird der Pollen als Eiweißnahrung für die junge Brut gebraucht und bei schlechter Pollenversorgung dauert die Entwicklung der Bienenvölker länger. Und die für die Blütenbestäubung notwendige Volksstärke wird dann erst nach der Obstblüte erreicht.
Gefahr: Zu späte Entwicklung
So zählen die Weidenkätzchen zu den wichtigsten Pollen- und Nektarspendern im Frühjahr. Die Bienen stellen daraus das Bienenbrot her, womit die jungen Bienenlarven gefüttert werden. Nur wenn genug von diesem Futter vorhanden ist, startet die Königin mit dem Eierlegen. Fehlt das Futter im Frühjahr, dann entwickelt sich das Bienenvolk zu spät für die Bestäubung.
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