Landrat Tritthart will mobile Schnelltests organisieren

5.3.2021, 14:04 Uhr
Seit Monaten ist Herzogenaurachs Innenstadt deutlich leerer. Doch durch die Lockerungen vom Lockdown hoffen Händler im ganzen Landkreis Erlangen-Höchstadt wieder mehr Trubel.

© Anja Hinterberger Seit Monaten ist Herzogenaurachs Innenstadt deutlich leerer. Doch durch die Lockerungen vom Lockdown hoffen Händler im ganzen Landkreis Erlangen-Höchstadt wieder mehr Trubel.

Sehr erleichtert hat Landrat Alexander Tritthart (CSU) auf die jüngsten Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz zu den Corona-Auflagen reagiert. „Prinzipiell bin ich ein Freund davon, möglichst viele Bereiche des Lebens zugänglich zu machen, wenn dafür gesorgt werden kann, dass keine Viren übertragen werden“, hob er  hervor.

Tritthart hatte bei der Regierung im Februar einen Vorstoß unternommen, bei niedrigen Inzidenzwerten gewisse Lockerungen zuzulassen, was zu seinem Bedauern abgelehnt worden war. Die beschlossenen Maßnahmen zeigten jetzt wenigstens den Privatleuten, aber auch den Betrieben Perspektiven auf, dass bei den Einschränkungen langsam Licht am Ende des Tunnels erscheine.

Mobiles Fahrzeug soll Schnelltests in den Landkreis bringen

Gleichwohl habe oberste Priorität, die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Deshalb hält der Landrat auch den Ansatz für sinnvoll, eine „Notbremse“ einzubauen und die Lockerungen wieder zurückzufahren, wenn die Inzidenzwerte erneut spürbar steigen sollten.

Den Landrat traf sich am Donnerstag mit der Führungsgruppe „Katastrophenschutz“, um unter anderem eine praktikable Lösung für Schnelltests hinsichtlich einer Corona-Infektion zu finden. Geplant ist als erste Maßnahme, ein Fahrzeug mit einem mobilen Büro, das durch Vorzelte erweitert werden kann, entsprechend auszustatten. Zu vorher veröffentlichten Terminen macht das Fahrzeug dann an unterschiedlichen Standorten des Landkreises Station, so dass dort ohne Voranmeldung Tests für die Bürger möglich sind.

Feste Testräume in den Gemeinden?

Außerdem will Tritthart mit den Bürgermeistern klären, ob in den Gemeinden feste Testräume installiert werden können.

Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker (SPD) begrüßt die Beschlüsse: „Wir sind alle genervt von den Beschränkungen, aber wir brauchen Geduld. Die Kombination von Impfungen, Tests und der Orientierung an Inzidenzwerten ist der richtige Weg, um durch die Krise zu kommen.“ Er hofft vor allem, dass an den Schulen bald wieder weitgehend normaler Unterricht durchgeführt werden kann, damit die jungen Menschen nicht zu sehr leiden.

Größere Zugeständnisse an Gastronomen erhofft

Nach Ansicht seines Höchstadter Kollegen Gerald Brehm (FW) hätten sich die Ministerpräsidenten durchaus zu größeren Zugeständnissen für den Einzelhandel und die Gastronomie durchringen sollen. Gerade kleinere Geschäfte und Betriebe hätten mit erheblichen Einbußen zu kämpfen. „Es wäre jammerschade, wenn manche die momentane Situation nicht überleben würden“, plädiert Bürgermeister Gerald Brehm in diesem Zusammenhang für mehr Fingerspitzengefühl. Unsere Region besitze die größte Brauereidichte der Welt. Im Raum Höchstadt existierten zirka 200 Fischküchen, die wichtige Abnehmer für die zahlreichen Teichwirte seien. „An dieser Vielfalt hängt eine Unmenge von Arbeitsplätzen. Gleichzeitig ist sie ein Stück Kultur, das wir nicht aufs Spiel setzen sollten“, warnt Brehm.

OB Janik fürchtet Ansturm auf die Hugenottenstadt

„Ich habe gemischte Gefühle beim Blick auf die momentane Situation: Einerseits gibt es für viele Menschen, deren Existenz an den Öffnungen hängt, eine Perspektive. Das freut mich. Auch, dass die Disziplin, die die Erlanger beim Einhalten der Regeln an den Tag gelegt haben, sich in den Inzidenzwerten widerspiegelt. Andererseits habe ich große Befürchtungen, wenn wir hier in der Region die einzige Stadt sind, in der der Handel am Montag, wenn die Werte so bleiben, öffnen kann. Ich möchte eigentlich nicht, dass sich die Bilder, die in den vergangenen Wochen und Monaten aus Freizeit-Hotspots zu sehen waren, in Erlangen wiederholen. Das wäre auch für den Handel nicht gut. Denn werden wir zum Corona-Hotspot, dann war alles nur ein Strohfeuer“, sagt Erlangens OB Florian Janik. Bayern bewegt sich heraus aus dem Lockdown – auch im Erlanger Rathaus sind gestern die Bekanntgaben der Staatsregierung von Janik sehr genau beobachtet worden. Durchaus mit gemischten Gefühlen.

Zwei Inzidenz-Werte sind besonders wichtig

Denn zwei Inzidenz-Schwellen-Werte sind nun besonders wichtig: Liegt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen über hundert, greift der volle Lockdown.

Darunter wird es lockerer, viele Geschäfte dürfen öffnen, allerdings mit strengeren Auflagen. Sinkt der Wert unter 50, wächst die Freiheit. Und das könnte – so OB Janik – besondere Folgen für die Hugenottenstadt haben. Die Stadt könnte sich in einen gefährlichen Magneten für Kunden aus der ganzen Region verwandeln.

Scott Johnston/Stefan Mößler-Rademacher

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