Longhorns haben ihren Leader wieder

26.12.2019, 18:01 Uhr
Longhorns haben ihren Leader wieder

Er punktete, reboundete, räumte unter dem Korb auf, gab die wichtigen Pässe und dribbelte angesichts vieler Ausfälle sogar den Ball nach vorne mit seinen 2,01 Metern. Dann ereilte den Center der am heutigen Freitag 32 Jahre alt wird, der Ruf seines Arbeitgebers: Der Außendienstler musste ein Revier in Norddeutschland übernehmen. Zuvor hatte er die Strapaze auf sich genommen, stets aus dem Saarland anzureisen. Hamburg war dann aber doch zu weit weg von Herzogenaurach.

"Ich habe meinen großen Bruder verloren", sagt Kapitän Mike Kaiser damals bedauernd. Jetzt kehrt der "Bruder" zurück! Denn er wurde nach München versetzt und meldete sich daraufhin "aus alter Verbundenheit", so TSH-Abteilungsleiter Peter Simon, bei den Longhorns. Einzige Bedingung: Die müssen ihm für die Spieltage eine Übernachtungsmöglichkeit beschaffen, dann er nachts nicht mehr zurückfahren muss. "Das war nun wirklich kein Problem", so Simon.

Und so haben sich viele Probleme bei den TSH-Korbjägern wie durch ein Wunder in nichts aufgelöst. Denn eigentlich hatte man zu Beginn der Saison keinen Center mehr – und überhaupt nur noch sehr wenige Spieler. Peter Simon, selbst ja lange Jahre Spielmacher der Longhorns, war im frühen Herbst ziemlich sicher: "Wir sind Absteiger Nummer eins. Wenn wir in der Hinrunde überhaupt ein Spiel gewinnen, wäre das fast schon ein Erfolg."

Aber Experten sind oft schlechte Propheten. Fünf Partien endeten zugunsten der Mannschaft von Nikola Jocic. Damit ist man zwar aktuell 13. von 14 Teams, doch die 1. Regionalliga ist heuer so ausgeglichen, dass man mit einigen wenigen Erfolgen schon im oberen Mittelfeld stehen würde. Und Simon traut das seinen Schützlingen unter den neuen Umständen "definitiv" zu: "Es gibt eigentlich keine Mannschaft, die wir in der Rückrunde nicht schlagen könnten."

Denn neben Horstmann ist auch Tobias Übbing nach seinem studienbedingten Aufenthalt in Stuttgart wieder zurück an seinem angestammten Arbeitsplatz in Herzogenaurach, bereits seit einigen Wochen wirkt ja Toni Donhauser mit, der sein Karriereende auf Drängen von Mike Kaiser noch einmal verschob.

Auf einmal haben die Longhorns wieder drei Zwei-Meter-Männer und sind damit auch unter den Körben wieder konkurrenzfähig. Im Rückraum waren sie es mit Kaiser, Larry Hall und Vedran Nakic ohnehin, auf den großen Positionen zeigte sich Peter Simon vor allem davon überrascht, wie sich Matthias Schlindwein entwickelte, der in Jahren zuvor kaum ein Faktor war: "Der Matze hat seine Chance genutzt, er hat Mut gezeigt und immer mehr Selbstbewusstsein getankt."

"Unglaubliches" in der Defensive

Gleiches gelte für Chris Kwilu, der "Unglaubliches" vor allem in der Defensive leiste, aber auch im Angriff enorme Fortschritte gemacht habe. Die Leistung der beiden Youngster sei eine Ursache für die überraschend gute Bilanz der TSH, dazu der Umstand, dass die drei oben genannten Routiniers bisher von Verletzungen verschont geblieben sind – obwohl sie fast die komplette Spieldauer auf dem Parkett stehen müssen.

Ein weiterer Faktor sei Coach Nikola Jocic, der eine "großartige Arbeit" leiste, eine genaues Gespür dafür habe, wann seine Leistungsträger mal eine kurze Verschnaufpause brauchen, damit sie noch Luft für einen Endspurt habe, der aber auch wisse, wann er Youngsters wie Lukas Niederlich, Luka Stevanovic oder Emmanuel Ngan bringen kann.

Aber noch etwas führt Peter Simon ehrlich an: "Die Liga ist deutlich schwächer als die Jahre zuvor." Das liege wohl vor allem an den neuen Regelungen bei den Profiligen direkt darüber, in denen nun deutlich ,mehr deutsche Akteure zum Zug kommen müssen. Simon: "Da wurden halt alle hoffnungsvollen Talente von der Pro A und Pro B abgeworben."

So traut er seiner Mannschaft nun doch noch den Klassenverbleib zu ("wenn alle gesund bleiben"), plant aber eine Zukunft eher zwei Klassen tiefer: "Ich denke, wir werden nächstes Jahr in der Bayernliga antreten. Unsere Leistungsträger werden nicht jünger, und aktuell haben wir kaum personelle Unterstützung aus Nürnberg." Es müsste vom Kooperationspartner Falcons schon fast ein komplettes Nachwuchsteam gestellt werden, damit dieses seit 2015 laufende Modell weiterlaufen könne, so der TSH-Abteilungsleiter.

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