Mega-Projekt StUB: Gremium diskutiert für den Verlauf

19.12.2017, 18:08 Uhr
Jetzt geht es los: In Herzogenaurach tagte erstmals das Dialog-Forum zur Stadt-Umland-Bahn.

© Rainer Groh Jetzt geht es los: In Herzogenaurach tagte erstmals das Dialog-Forum zur Stadt-Umland-Bahn.

Das Forum hat rund 80 Mitglieder in einem inneren und einem äußeren Kreis. Der innere, 30 Köpfe stark, besteht aus der Führung des Zweckverbands, den Vertretern von Interessengruppen vom Umweltschutz über sozialen Organisationen bis zur Wirtschaft, Befürwortern und auch Gegnern des Projekts. Hinzu kommen 14 zufällig ausgewählte Bürger der drei beteiligten Städte, drei aus Nürnberg, drei aus Herzogenaurach, acht aus Erlangen, der Stadt mit dem größten Strecken- und Kostenanteil.

Der äußere Kreis besteht aus Kommunalpolitikern und weiteren Vertretern der Zivilgesellschaft, zum Beispiel Wirtschaftsleuten. Zusammen sollen sie das Herzstück bilden beim Dialog von Zweckverband und den künftigen Planern mit der Bevölkerung. So erklärte es der Geschäftsführer des Zweckverbands, Daniel Große-Verspohl.

Konzipiert hat dieses geregelte System von Information und Kritikmöglichkeit das Darmstadter Büro von Christoph Ewen, der auch die Auftaktveranstaltung moderierte. Das Forum soll, so Ewen, die politischen Entscheidungen, die bis zur Planfeststellung und damit dem Baurecht nötig sind, vorbereiten helfen. Es sei ein Steuerungsorgan.

Planungswerkstätten und Ortsbesichtigungen werden laut Ewen an den schwierigen Punkten der künftigen Trasse den bestmöglichen Verlauf finden helfen, und auch einen Dialog online werde es geben. Alles mit dem Ziel, die Kriterien für eine gute Trasse herauszufinden und auf diese Weise die eigentlichen Fachplaner zu unterstützen.

Es gehe also um das "Wo" in dieser Phase, nicht mehr um das "Ob". Dass die StUB gebaut wird, ist entschieden, so Ewen, der damit erneute Grundsatzdiskussionen im Forum ausschloss. Der Dialog brauche Leitplanken.

Am Anfang der technischen Planung

Die StUB ist jetzt "am Anfang der technischen Planung", so Florian Gräf, Technischer Geschäftsführer in dem derzeit von Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik geleiteten Zweckverband. 2018 werde man benötigen, die Trasse von einem Strich auf der Landkarte in eine Vorlage zur Eröffnung des Raumordnungsverfahrens zu verwandeln. Sprich: die Regierung von Mittelfranken in die Lage zu versetzen, das Bauwerk von überörtlicher Bedeutung nach ökonomischen, ökologischen, kulturellen und sozialen Kriterien zu beurteilen. Ergebnis wird eine Vorzugsvariante sein.

Damit will man 2021 ins Planfeststellungsverfahren gehen, also eine genaue Trassenplanung quasi genehmigen lassen. Der Planfeststellungsbescheid gibt dem Zweckverband das Recht, mit dem Bau zu beginnen. Rollen soll die Straßenbahn nach jetziger Prognose um 2030.

Veranschlagt ist das Projekt StUB auf 238 Millionen Euro für den Bau und 49 Millionen für die Planung. Diese Zahlen sind der Kalkulationsstand von 2015. Einkalkuliert ist die Inflation bis zur voraussichtlichen Fertigstellung 2030, aber keine weiteren Preis-steigerungen.

Die drei Städte teilen sich die Kosten prozentual, berechnet nur nach der Länge der Gleise, die auf ihrem Gebiet verlaufen. Eine Art Solidarprinzip. Die Baukosten sind zuschussfähig. Der Bund hat zugesagt, 60 Prozent zu übernehmen. Das Land Bayern legt nicht den Standardsatz von 20, sondern 30 Prozent dazu. So bleiben zehn Prozent bei den drei Städten.

Projekt schlummert seit 20 Jahren

Nach genanntem Schlüssel brächte dies für Erlangen die größte Belastung, weil 62,64 Prozent der Strecke auf Erlanger Gebiet verlaufen. 42 Millionen Euro Baukosten und 24,5 Millionen Euro Planungskosten wäre der Anteil, zusammen 66,5 Millionen. Nürnberg muss von den förderfähigen Kosten 20,86 Prozent, Herzogenaurach 16,40 Prozent tragen. Förderfähig sind indes nur die Gleise, die außerhalb von Straßen liegen.

Schon in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts träumten Kreispolitiker öffentlich von einer Stadt-Umland-Bahn. In einer Studie niedergeschlagen hat sich der politische Wille 1993. Vor dem Dialog-Forum hat diese sogenannte Obermeyer-Studie der Technische Leiter des Zweckverbands, Florian Gräf, dargestellt. Sie stellte ein Streckennetz von Nürnberg über Erlangen bis Ebermannstadt, in einem Ost-Ast bis zum Anschluss an die Gräfenbergbahn in Eschenau, in einem West-Ast durchs Aurachtal bis Herzogenaurach, aber auch schon eine Trasse über die erst ein Jahr vorher von der US Army geräumte Herzo Base vor.

Bürgerentschied in Erlangen brachte Mehrheit

Das Projekt schlummerte knapp 20 Jahre. 2012 wurde dann die Machbarkeit einer StUB mit T-förmigem Netz untersucht: Von Nürnberg nach Erlangen, dann nach Osten bis Eschenau, nach Westen über Büchenbach und die Herzo Base bis Herzogenaurach. Die Studie war Grundlage des ersten Zuschussantrags. Der Ost-Ast fiel dabei durch, es blieb die jetzt beschlossene "L-Variante".

Im März 2015 lehnte in einem Bürgerentscheid die Mehrheit der Bürger des Landkreises Erlangen-Höchstadt dessen Beteiligung an dem Projekt ab. Weil aber 75 Prozent der Herzogenauracher dafür stimmten, übernahm die Stadt die Beteiligung.

Ein zweiter Bürgerentscheid 2016 in Erlangen brachte eine Mehrheit für die StUB. Kurz darauf wurde der Zweckverband gegründet, der für Planung, Bau und Betrieb der Straßenbahn verantwortlich zeichnet.

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