Niederndorf und Neuses

Peter Simon: „Viele Alternativen zur Südumfahrung“

13.3.2021, 05:08 Uhr
Fraktionssprecher Peter Simon: "Es gibt Alternativen zur Südumfahrung."

© Matthias Kronau Fraktionssprecher Peter Simon: "Es gibt Alternativen zur Südumfahrung."

Herr Simon, wie waren die ersten Reaktionen nach dem Start der Unterschriftenaktion?
Wir haben sehr positive Reaktionen. Und uns haben etliche Anfragen erreicht, was denn die Alternativen zu einer Südumfahrung sind, die immerhin mindestens 50 Millionen Euro kosten wird.

Was sind die Alternativen?
Man muss zunächst die Problemlage analysieren. In Niederndorf gibt es ein Verkehrsproblem, das eine Lösung erfordert. Dieses besteht aber vor allem zwischen 7.30 und 9 Uhr und von 16 bis 18.30 Uhr, also zum Arbeits- und Schulbeginn und zum Feierabend.

Wird man daran wirklich etwas ändern können?
Das Gute ist, dass sich durch die StUB und durch die Etablierung von Homeoffice die Verkehrslage sowieso schon teilweise entspannen wird, zudem wird durch den Wandel hin zu E-Autos/Bussen/Lkw der Straßenlärm deutlich reduziert werden.

Wird das Ihrer Ansicht nach für eine ausreichende Entlastung sorgen?
Es braucht natürlich zusätzliche Lösungen. Eine Alternative wäre die Reaktivierung der Aurachtalbahn. Sie könnte die Südumfahrung nahezu komplett ersetzen, auch der Güterverkehr für Schaeffler könnte darüber laufen. Es wird nie eine Südumfahrung und die Aurachtalbahn zusammen geben. Dafür fehlen die finanziellen Mittel, und das Verkehrsaufkommen rechtfertigt maximal nur eine Maßnahme.


Die Aurachtalbahn dürfte, wenn sie überhaupt kommt, erst in etlichen Jahren rollen.
Ungeachtet der Möglichkeit einer Bahnverbindung kann die Stadt schon jetzt zu den Stoßzeiten zusätzliche Busse zur Verfügung stellen. Diese fahren alle zehn Minuten und sind kostenfrei beziehungsweise mit einem 1-Euro-Ticket, welches sowieso bald in Bayern kommen soll, zu bezahlen. Zudem könnte eine intelligentere, abgestimmtere Ampelschaltung für Entlastung sorgen.

Welche Route sollten diese Busse fahren?
Sie könnten unter anderem ein Parkhaus an der Ausfahrt der A 3 ansteuern. Von hier könnten entweder Busse in die Innenstadt fahren. Oder man wagt eine Neuentwicklung und baut von dort eine Seilbahn in die Innenstadt. Etliche Städte in Nordrhein-Westfalen, München, Kulmbach, Koblenz erwägen oder haben schon Seilbahnen, da sie günstig, erweiterbar, flexibel und klima- und flächenschonend wie kein anderes Verkehrsmittel sind.

Sie denken auch darüber nach, wie man die Niederndorfer Kreuzung umbauen könnte.
Das wäre eine weitere Alternative: Die Stadt kauft, im Notfall zu überhöhten Preisen, ein oder mehrere Häuser an der Niederndorfer Kreuzung und baut dort einen großen Kreisverkehr. Im Vergleich zu den mindestens 50 Millionen Euro für die Südumfahrung ist das ein Klacks.



Wie steht es um den Lkw-Verkehr?
Eine Alternative könnte sein, dass Lkw nicht mehr durch Niederndorf fahren dürfen, sondern über die Nordumgehung nach Herzogenaurach einfahren müssen. Niederndorf könnte zur Tempo-30-Zone werden. Die Schulanfangszeiten werden um je 15 Minuten gestaffelt (7.45, 8.00, 8.45 Uhr). Zudem wird ein Schulwettbewerb für die meisten Schülerinnen und Schüler, die mit dem Fahrrad zur Schule fahren, initiiert. Fahrgemeinschaften zur Arbeit werden gefördert, und ein runder Tisch zum „flexiblen Arbeitsbeginn“ wird mit den Herzogenauracher Unternehmen einberufen, um auch hier die Anfangszeiten bestmöglich zu staffeln.

Wenn die Lkw nicht mehr durch Niederndorf dürfen und es keine Südumgehung gibt: Wie kommen die Lkw von der Nordumgehung zu Schaeffler?
Zunächst einmal hat sich der Lkw-Verkehr zu Schaeffler schon deutlich reduziert, weil große Teile der Fertigung nicht mehr in Herzogenaurach sind. Die restlichen Lkw könnte man über die Nordumgehung und am Atlantis vorbei zum Betriebsgelände leiten.
Und wenn das alles nicht reichen würde, oder manches sich als nicht umsetzbar erweist?
Es gibt ja noch weitere Alternativen, im Notfall auch eine Ostspange.

Also eine kleine Umgehung, die zumindest den Verkehr aus Fürth und dem Landkreis Fürth, der zur Autobahn will, südlich von Niederndorf abfängt?
Ja, und vor allem würde dadurch auch die Linksabbiegerproblematik an der Kreuzung in Niederndorf zu einem großen Teil gelöst, wodurch der Verkehrsfluss an der Kreuzung deutlich erhöht werden könnte. Klar ist für uns, dass die Südumfahrung wohl einer der, wenn nicht sogar die schlechteste aller Alternativen ist. Wer heutzutage noch glaubt, dass dies die beste Verkehrslösung für das 21. Jahrhundert ist, hat wohl verpasst, dass das Jahrhundertproblem vor dem wir stehen, der Klimawandel ist.

Was passiert in den nächsten Tagen und Wochen?
Momentan tragen wir die Unterschriftenlisten aus. Der Bund Naturschutz und die Grünen werden einen Online-Treff anbieten, wo sich interessierte Bürger zuschalten können. Soweit es die Corona-Situation zulässt, werden wir auch wieder öffentliche Informationsveranstaltungen anbieten.

Hier lesen Sie einen Bericht über die Argumente für eine Südumgehung.

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Im Jahr 2017 haben der Bund Naturschutz und die Bürgerinitiative "Herzo Süd bewahren" Trassenbegehungen veranstaltet:

Die Trasse der Südumfahrung ist etwa mehrere Kilometer lang.

Die Begehungen wurden in mehreren Etappen durchgeführt:

Zwischen 50 und 100 Bürgerinnen und Bürger nahmen an den fünf Terminen teil.