Recyclebarer Sneaker: Adidas will Müll vermeiden

19.4.2019, 17:42 Uhr
Recyclebarer Sneaker: Adidas will Müll vermeiden

© Adidas/PR

Er sieht unscheinbar aus. Die Sohle ist schneeweiß, der Sneaker selbst in Cremetönen gehalten. Nur das rote Adidas-Logo auf der Zunge bricht mit der Farbwelt. Es ist ein Produkt, wie es viele aus Herzogenaurach gibt, ein klassischer Sportschuh. Dezent, funktional, nüchtern. Doch der "Futurecraft.Loop", das hofft der Sportartikelhersteller, ist die Zukunft. Der Sneaker ist komplett wiederverwertbar, zu 100 Prozent - und damit ein absolutes Novum.

Recyclebarer Sneaker: Adidas will Müll vermeiden

© Adidas/PR

Bereits seit Jahren experimentiert Adidas mit alternativen Materialien. 2015 warf man einen Schuh auf den Markt, dessen Obermaterial ausschließlich aus recycelten Garnen und Fasern aus Plastikmüll besteht. Gemeinsam mit der Organisation Parley for the Oceans fischen die Herzogenauracher dafür im Meer, an Stränden und abgelegenen Inseln. Elf Millionen Paar solcher Schuhe wird Adidas im Jahr 2019 produzieren, bis 2024 wolle man "möglichst nur noch recyceltes Polyester verwenden", wie die Verantwortlichen betonen.

"Konzept der Abfallerzeugung muss ein Ende haben"

Der "Futurecraft.Loop" geht jetzt aber noch einen Schritt weiter. "Wir müssen uns fragen, was mit Schuhen passiert, wenn sie abgetragen sind", sagt Adidas-Vorstand Eric Liedtke. Bislang werden Sneaker weggeworfen, verbrannt, landen auf Mülldeponien - sie verschmutzen die Atmosphäre oder landen in den Weltmeeren. "Das Konzept der Abfallerzeugung muss ein Ende haben", sagt Liedtke. "Unsere Vision ist ein Paar Schuhe, das immer und immer wieder getragen werden kann."

Eben jener unscheinbare Sneaker soll dabei den Auftakt markieren. In einem geschlossenen Kreislauf können die Rohmaterialien immer wieder verwendet werden. Konkret heißt das: Aus einem alten Schuh wird nicht etwa eine Plastiktüte oder eine PET-Flasche - sondern ein neuer Sneaker. Weil in der Herstellung von Schuhen nach Angaben des Konzerns "komplexe Materialmischungen" und jede Menge Klebstoffe vorkommen, sei das bislang nicht möglich gewesen.

Zehn Jahre habe man geforscht, sagt Adidas, um einen alternativen Prozess zu kreieren. Um den "Futurecraft-Loop" komplett recyclebar zu machen, verzichtet der Sportartikelhersteller komplett auf Kleber. Der Schuh besteht zu 100 Prozent aus TPU, einem Kunststoff, der zu Garn gesponnen und dann wieder und wieder gestrickt werden kann.

Auch Konsumenten sind gefordert

Ist der Schuh kaputt oder abgetragen, wird er bei Adidas zurückgegeben - das zumindest ist der Plan des Konzerns. Dort werden die Sneaker gewaschen, geschreddert und zu einer Masse verschmolzen, aus der dann ein neues Produkt entstehen kann. So fällt kein Plastikmüll mehr an, versprechen die Verantwortlichen. Ein Schuh, der nie weggeworfen werden muss. 

"Uns war klar, dass das in jeder Hinsicht ein visionäres Projekt ist – technisch als auch aus Sicht des Konsumentenverhaltens", sagt Tanyaradzwa Sahanga, Innovationsmanager bei Adidas. "Jetzt, wo wir den ersten großen Schritt gemacht haben, hat sich das Spielfeld verändert."

Der erste Schritt, den Adidas mit dem neuen Produkt konkret geht, ist ein Beta-Programm. Daran nehmen "200 einflussreiche Kreative aus den wichtigsten Städten der Welt" teilt, heißt es aus Herzogenaurach. Um wen es sich dabei handelt, bleibt zunächst unklar. Nach einem Test wandern die Schuhe zurück nach Franken, wo sie zerlegt und aufbereitet werden. Im Anschluss entwickelt Adidas eine zweite Generation. Die Markteinführung des "Futurecraft.Loop" ist für den Sommer 2021 geplant.

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