Schmuck tragen kraft Amt: Tradition der Bürgermeisterkette

11.6.2020, 07:57 Uhr
Schmuck tragen kraft Amt: Tradition der Bürgermeisterkette

© Foto: Edith Kern-Miereisz

Schwere Kettenglieder oder leichte Verbindungen, Juwelen, Stadtwappen zieren die stets individuell gefertigten Bürgermeister-Insignien. Locker ein halbes Kilo oder mehr hängt einem Bürgermeister auf den Schultern, wenn er die Kette anlegt.

Eine Fülle von Anekdoten rankt sich um die Ketten: Der Amtskette von Birmingham etwa fehlt seit 1974 ein Diamant im Wert von 100 000 britischen Pfund. In armen Ländern waren Bürgermeister-Ketten Ziel von Diebstählen.

Verklärend

Die Tradition entstammt dem 18. Jahrhundert und gründet auf verklärender Perspektive des Mittelalters. Auszeichnung als Ehrenbürger samt Straßenname, Bürgermedaillen in Gold, Silber, Bronze: Stadtratsgremien haben viele Möglichkeiten, um verdiente Bürger in oft weihnachtlichen Festsitzungen auszuzeichnen.

Unter anderem bei diesen Gelegenheiten tragen Bürgermeister Ketten.

Auf alten Fotos im Herzogenauracher Stadtarchiv ist der SPD-Nachkriegsbürgermeister Hans Maier mit der Amtskette zu sehen, die seither auch Hans Ort, Hans Lang und German Hacker bei passender Gelegenheit trugen. Bei Festakten mit den Partnerstädten, Jubiläen, Einträgen ins Goldene Buch, Trauungen oder auch der Fronleichnamsprozession wird die Kette als besonders festliches Symbol umgelegt.

Schmuck tragen kraft Amt: Tradition der Bürgermeisterkette

© Foto: Edith Kern-Miereisz

Recherchen von Irene Lederer, Leiterin des Stadtmuseums in Herzogenaurach, ergaben dies: In Bayern wurde das Tragen von Amtsketten erstmals mit dem Bayerischen Gemeindeedikt von 1818 geregelt. Getragen wurden seither Medaillen mit dem Brustbild des jeweiligen Königs an blau-weißen Bändern.

Eine erste richtige Amtskette für Herzogenaurach stiftete im Jahr 1932 der frühere Bürgermeister Franz Josef Schürr als Dank für seine Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Herzogenaurach.

Im Jahr 1959 ließ erster Bürgermeister Hans Maier eine neue Kette fertigen, die bis heute von den Stadtoberhäuptern getragen wird, obwohl das Stadtwappen nicht korrekt abgebildet ist, so Irene Lederer.

Es zeige sich in der Form des sogenannten "Steckenreiters", eigentlich müsste der Löwe von der Schrägleiste überdeckt werden. 1959 hieß es, die alte Kette von 1932 könne von den zweiten Bürgermeistern angelegt werden. Dies ist aber wohl nicht Praxis geworden.

Die Herzogenauracher Kette wurde auch schon von Schülern oder Ferienkindern bestaunt, die den Bürgermeister besuchten, doch der Materialwert der Silberlegierung ist nicht besonders hoch, heißt es. Einen wesentlich höheren Materialwert haben Bürgermeister-Ketten wie die Münchner, wo ein Rathauschef erstmals 1818 ein solches Geschmeide trug.

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