Starkregen in Herzogenaurach: Warum die Keller vollliefen

12.11.2020, 05:37 Uhr
Starkregen in Herzogenaurach: Warum die Keller vollliefen

© Foto: privat

Der Abend des 11. August 2020 brachte unerfreuliche Überraschungen: Ein hundertjähriges Starkregenereignis mit Regenmengen von 50 bis 60 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit setzte Keller unter Wasser. Die Feuerwehr rückte mit 150 Einsatzkräften 134 Mal aus.

Am stärksten betroffen war das Herzogenauracher Stadtzentrum mit Hauptstraße, Schütt, Steinweg und auch dem Rahmberg in Richtung Wiwaweiher. Keller standen zwischen fünf und 20 Zentimetern unter Wasser. Auch in den Ortsteilen gab es überflutete Keller. Einige Einsätze fuhr die Feuerwehr auch in Aurachtal.

Ursachenforschung und Analyse hatte der Stadtrat auf seiner Oktober-Tagesordnung. Anlass waren unter anderem Beschwerden von Bürgern, die – so gab es Bernhard Schwab (CSU) wieder – auch vermuteten, die unterirdischen Regenrückhaltebecken würden den Rückstau forcieren. Auch eine zu geringe Dimensionierung von Kanalrohren wurde angenommen.

Fehlende Rückstaueinrichtungen und mehr

Der Leiter des Tiefbauamts, Christian Bendler, benannte als Gründe vor allem dies: Fehlende Rückstaueinrichtungen zum Abwasserkanal, an den das jeweilige Gebäude angeschlossen ist. Ein Eindringen von Oberflächenwasser über geöffnete Kellerfenster, nach außen führende, tief liegende Kellertüren oder offene Zugänge zu tiefer liegenden Gebäudeteilen.

Außerdem sei Oberflächenwasser vielfach in ebenerdige Gebäudeteile eingedrungen, nachdem Autofahrer mit Tempo durch die überfluteten Straßen fuhren und somit ein Wasserschwall ausgelöst wurde.

Hausbesitzer seien aufgefordert, Rückstausicherungen oder Hebeeinrichtungen einzubauen. Dazu existiere eine Information der Bayerischen Versicherungskammer – 25 Jahre alt, doch aktuell. Sichere sich der Grundeigner nicht gegen Rückstau, so zahle auch die Versicherung nicht.

"Ich kann nicht nachvollziehen, dass alles gut gelaufen ist", widersprach Schwab der Darstellung.

Bendler erwiderte, bei kurzfristigem Starkregen seien die Kapazitätsgrenzen der Kanäle erreicht. Die Kanäle in Ordnung zu halten, sei eine kommunale Pflichtaufgabe mit massiven Gesetzesauflagen.

System hat funktioniert

Der Bau von Parkflächen und Versiegelung generell führten zu erhöhten Einleitungen von Wassermengen. Bürgermeister German Hacker ergänzte, das System habe funktioniert. Bei historischen Gebäuden sei es manchmal unmöglich, Rückstauklappen einzubauen, wusste Walter Drebinger (CSU). Er fragte nach der Möglichkeit, am Übergabepunkt vom städtischen Kanal zum Hausanschluss Rückschlagventile zu installieren. Die Gesetzeslage dazu, so Tiefbauleiter Bendler, sei eindeutig:

Alles jenseits der Grundstücksgrenze müsse der Eigentümer selbst sichern. "Anders wäre es finanziell nicht tragbar." Ein Problem sei auch, dass Drainagen oft illegal an den Schmutzwasserkanal angeschlossen würden. Zudem: Laut Generalentwässerungsplan müsste die Stadt sogar noch mehr Rückhalteflächen schaffen.

Nach den Beschwerden von Bürgern ließ das Tiefbauamt die Kanaldimensionierung nachberechnen. Es sei alles in Ordnung gewesen. Bendler: "Das wird uns aber nicht geglaubt."

Abflüsse waren nicht sauber

Holger Auernheimer (SPD) und Retta Müller-Schimmel (Bündnisgrüne) unterstrichen, nicht alles falle in die Pflicht der Stadt. Auch der Bürger müsse beitragen. Mancherorts seien die Abflüsse der Hausanschlüsse nicht sauber gewesen.

Ein Anwesen am Rahmberg war vom Starkregen besonders betroffen. Ein Heizöltank im Keller wurde überschwemmt und beschädigt. Der Keller wurde mit einem Regenwasser-Heizölgemisch überflutet. Nachdem die Feuerwehr nicht die technischen Möglichkeiten hatte, den Keller auszupumpen, musste eine Spezialfirma beauftragt werden.

Durch die punktuell hohen Wassermengen wurde die Kläranlage allerdings nicht überfordert, noch kam es dazu, dass die Aurach über die Ufer trat.

Generell erging der Rat an Hausbesitzer, auch außen liegende Wasserabläufe ("kleine Gullis") oder Regenrinnen im Boden regelmäßig zu reinigen. Schließlich könnten versickerungsfähige Oberflächen – Grasflächen statt Pflaster – oder Zisternen im direkten Umfeld einen Beitrag zur Abpufferung von Starkregen leisten.

 

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