"Steinwüste" Badweiher: Naturschützer erheben Vorwürfe gegen den Markt Weisendorf

18.10.2021, 18:25 Uhr
Das Ufer des Badweihers wurde entgegen der Planungen komplett mit Steinen umsäumt. 

© Landratsamt ERH, NN Das Ufer des Badweihers wurde entgegen der Planungen komplett mit Steinen umsäumt. 

"Wann, wenn nicht hier sind alle roten Linien überschritten?", möchte Helmut König wissen. Idee und Umsetzung klaffen beim Badweiher weit auseinander, meint der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz (BN). "Jeglicher ökologische Aspekt wurde fallengelassen, die Biotopeigenschaft des Gewässers ist vollständig verloren gegangen." Im Jahr 2020 hatte der Gemeinderat den Auftrag für die Ausstattung und Begrünung des Badweihers vergeben. Kostenpunkt: 67.000 Euro. "Leider wurde keine unserer Anregungen berücksichtigt", moniert König heute, denn die Sanierung lief am Ende komplett anders als geplant.

Das Schilf zum Beispiel hätte erhalten bleiben sollen. Stattdessen wurde die Flachwasserzone einfach ausgebaggert. Bürgermeister Karl-Heinz Hertlein betont, damit sei ein Wunsch der Anlieger erfüllt worden, weil das Schilf teils auf die privaten Gärten übergegriffen haben. Für den BN ist klar: "Ein historisch gewachsener Lebensraum wurde vollständig vernichtet." Weil das Ufer - ebenfalls entgegen der Pläne - komplett mit Steinen umsäumt worden sei, sehen die Naturschützer wenig Chance, dass die Natur sich den Raum zurückerobert. "Wir waren auch verwundert, dass es nicht schon längst wieder mehr angewachsen ist", sagt Hertlein und schiebt es auf das Wetter. Den Hochwasserschutz führt er an als Argument für die Befestigung des Ufers.

Zwischen den Steinen versuchen kleine Schilfpflanzen sich ihren Weg zu bahnen.

Zwischen den Steinen versuchen kleine Schilfpflanzen sich ihren Weg zu bahnen. © Landratsamt ERH, NN

"Dass letztendlich bei der Bauausführung alle geschützten und zu schützenden Biotopstrukturen entgegen der Planung zerstört wurden (...), kann wohl niemand ernsthaft bestreiten", meint Hans Leuchs, Sachgebietsleiter Umwelt beim Landratsamt. Es handle sich um eine Ordnungswidrigkeit und die Behörde werde weitere Schritte einleiten. Dazu könnte auch ein Bußgeld gegen die Gemeinde gehören. Nähere Angaben macht Leuchs mit Hinweis auf das laufende Verfahren aber nicht.

Naturschützer Helmut König sieht in seinem Schreiben die "Ziele und Grundsätze des Naturschutzes völlig ignoriert" und zahlreiche Rechtsvorschriften verletzt. "Daher ist es aus unserer Sicht zwingend erforderlich die Maßnahme neu aufzurollen und ohne jegliche Abweichung von der ursprünglichen Planung durchzuführen."

Diese Auffassung teilt Hans Leuchs nicht. "Die massivste Planabweichung, nämlich die Beseitigung (Ausbaggerung) der alten, geschützten Schilfbestände, kann ohnehin durch keine Baumaßnahme rückgängig gemacht werden", meint er. Weil sich das Schilf jetzt zwischen den Steinen vereinzelt Wege suche wieder zu wachsen, möchte er den Sommer noch abwarten. Eine neue Baustelle, bei der das Wasser wieder abgelassen muss, würde der Natur nämlich ebenfalls zusetzen.

1 Kommentar