Hilfsbereitschaft groß: Viel mehr Blutspender in Corona-Krise

14.5.2020, 21:29 Uhr
Blutprodukte sind nur 42 Tage haltbar. Überflüssig sei keine der zusätzlichen Spenden, bekräftigt Patric Nohe, Sprecher des BRK-Blutspendediensts.

© Mohammed Mohammed, dpa Blutprodukte sind nur 42 Tage haltbar. Überflüssig sei keine der zusätzlichen Spenden, bekräftigt Patric Nohe, Sprecher des BRK-Blutspendediensts.

Satte 40 Prozent Zuwachs, darüber staunte der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) am ersten Dienstag im Mai. Zu seinem großen monatlichen Nürnberg-Termin im Rotkreuzsaal in Wöhrd waren 358 Spender erschienen. Sonst sind es durchschnittlich 260. Die Warteschlange, die bis weit auf den Gehweg reichte, war zwar auch den Abstandsregeln geschuldet. Aber trotzdem überstieg der Andrang die Kapazitäten.

"Wir hatten personell extrem aufgestockt und 17 Liegen statt zwölf", erzählt Gebietsreferentin Martina Kern. Dennoch habe man in der letzten Stunde Besuchern, die sich immer noch neu anstellen wollten, absagen müssen. Beim April-Termin einen Monat zuvor lief es ähnlich. 328 Spender kamen, 88 davon Erstspender – mehr als doppelt so viele Neulinge wie üblich.

Martina Kern erklärt sich den Zulauf mit Solidaritätsgefühlen während der Corona-Pandemie. "Blutspender sind eh hilfsbereite Menschen, sie fühlen sich jetzt offenbar noch mehr angesprochen." Auch der große bundesweite Aufruf vom März, als es wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen und Terminausfällen zunächst zur Flaute bei der Blutspende kam, habe gewirkt, sagt Sven Janßen, Regionalleiter der Haema-Blutspendezentren, die eine Filiale am Nürnberger Aufseßplatz betreiben. "Viele Menschen waren zu Hause, hatten vermutlich auch mehr Zeit."

Keine Tests auf Virus

Noch mehr Termine einzurichten, das ist beim Roten Kreuz keine Option, bedauert Martina Kern. Es gebe nur eine begrenzte Anzahl von Entnahmeteams. Die meisten Besucher hätten die teils zweistündigen Wartezeiten aber geduldig hingenommen. Den abschließenden Imbiss erhielten sie diesmal – wegen der Infektionsschutzregeln – in einer Tüte zum Mitnehmen. "Ein Tipp ist vielleicht, eher zu Beginn eines Termins zu kommen und nicht zur Stoßzeit am Feierabend."

Auf das Sars-CoV-2-Virus wird Spenderblut nicht untersucht. Laut BRK-Blutspendedienst gibt es keinerlei Hinweise auf eine Übertragbarkeit der Viren per Bluttransfusion. Das gelte auch für andere Erreger von Atemwegserkrankungen. Die Spendedienste befürchten vielmehr, dass im Fall von Testungen sogar mögliche Corona-Infizierte angelockt werden könnten, die sich auf diesem Weg Gewissheit über eine Infektion verschaffen wollen. Wie gewohnt müssen sich Blutspender gesund fühlen und werden bei Auffälligkeiten in der vorausgehenden ärztlichen Untersuchung zurückgestellt, erläutert Sven Janßen von Haema.

Blutprodukte sind nur 42 Tage haltbar. Überflüssig sei keine der zusätzlichen Spenden, bekräftigt Patric Nohe, Sprecher des BRK-Blutspendediensts. Der Bedarf könne derzeit gut gedeckt werden. Zu Beginn der Corona-Krise seien die Reserven fast aufgebraucht gewesen. Zwar hatten auch viele Krankenhäuser im reduzierten Krisenbetrieb vorübergehend weniger Bedarf, aber: "Der große Teil kommt ja chronisch Kranken zugute."

Mit der Rückkehr zu mehr Alltagsleben könnte auch die Spendebereitschaft wieder sinken. Die Blutspendedienste hoffen auf langfristige Treue. "Es wäre viel gewonnen, wenn die neuen Spender wiederkommen", sagt Patric Nohe. "Das Zauberwort heißt Kontinuität. Wer jetzt keine Zeit hatte, kann auch noch im Juni und Juli mit einer Blutspende Leben retten."


Hier finden Sie täglich aktualisiert die Zahl der Corona-Infizierten in der Region. Die weltweiten Fallzahlen können Sie an dieser Stelle abrufen. Über aktuelle Entwicklungen in der Corona-Krise


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