Eine Schultüte mit Nervennahrung - auch für die Lehrerin
10.9.2019, 17:30 UhrUnd ein bisschen fühlt es sich für sie auch an wie vor 18 Jahren. "Meine Eltern haben mir die Schultüte geschenkt, die ich damals bekommen habe", sagt sie. Der einzige Unterschied? Statt Spielsachen oder Kuscheltieren bekam sie von ihren Liebsten ein bisschen Nervennahrung eingepackt. Dazu ein Stempelset und Fleißkärtchen. "Lehrerbedarf eben. Ein richtiges Starter-Set", sagt Andrea Doll, die letzten Herbst ihr Examen abgelegt hat, am Montag vereidigt wurde und sich am Dienstagvormittag dann erstmals ihrer vierten Klasse vorstellte. Für das Fach Heimat- und Sachunterricht wird sie dort direkt verantwortlich sein.
"Wie sind die Kinder drauf?"
"Klar ist das alles aufregend", sagt Andrea Doll. "Was erwartet mich? Wie wird es? Das ist schon spannend", sagt sie. Der erste Schultag ist eben nicht nur für die Schüler ein Sprung in eine ungewisse Zukunft. Andrea Forster kennt das Gefühl des ersten Schultags nur zu gut. Die 46-Jährige ist die Betreuungslehrerin von Andrea Doll. Ihre Feuertaufe als Lehrerin hat sie zwar schon längst hinter sich, doch trotz ihrer Routine ist der Beginn eines neuen Schuljahres auch für sie nichts Alltägliches. "Man ist trotzdem immer etwas aufgeregt nach sechs Wochen Ferien", sagt sie. "Wie sind die Kinder drauf? Sind sie heil zurückgekommen?" Solche Fragen stelle man sich eben.
Und es gebe auch immer wieder Unwägbarkeiten zum Start ins neue Schuljahr. Heuer wäre beispielsweise eigentlich ein zugezogenes Kind neu in die Klasse gekommen. "Das ist aber nicht aufgetaucht", so Forster.
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Gewöhnen tut man sich an den Schulanfang also wohl nie so ganz. Auch als Rektor nicht. Der 61-jährige Peter Benz hat in dieser Funktion schon so einige erste Schultage miterlebt. "Der erste Schultag ist etwas ganz Besonderes. Selbst bei mir ist das so. Es herrscht einfach eine positive Anspannung", sagt Benz. Es gehe ja schließlich von 0 auf 100 und als Schulleiter sei man einfach froh, "wenn alles gut abgelaufen ist". Wenn also keine Eltern auf einen zukommen, die ihr Kind lieber doch in einer ganz anderen Klasse sehen wollen oder sonst irgendwelche Dinge schief gelaufen seien.
"Aber so richtig bewegend ist der Schulanfang natürlich für die Lehrer einer ersten Klasse und für die Eltern eines Erstklässlers", sagen Benz und Forster. Und davon gab es auch in diesem Jahr wieder jede Menge. Insgesamt 98 Erstklässler wurden an der Hilpoltsteiner Grundschule eingeschult, verteilt auf drei Regelklassen und eine Ganztagsklasse.
Und dementsprechend viel los war am Dienstagvormittag auch auf den Fluren. Im Klassenzimmer der 1 C verabschiedeten sich Helena und ihre Klassenkameraden um kurz nach 10 Uhr mit einem Lied von ihren Eltern. Die erste eigene Schulstunde – für die wartenden Eltern Werner und Daniela Schedlbauer ein ganz besonderes Erlebnis, auch wenn sich ihre Nervosität beim zweiten eingeschulten Kind dann doch in Grenzen hielt. Routine ist so ein Ereignis aber auch nicht. "Das ist es dann vielleicht beim fünften Mal", scherzt Papa Werner Schedlbauer und Mama Daniela ergänzt: "Es ist einfach ein neuer Lebensabschnitt. Wir wünschen unserem Kind, dass es immer gerne in die Schule geht." Besonders wichtig für sie sei es, dass es nicht auf die Noten ankommt. "Die Leistung ist nicht entscheidend", sagt Daniela Schedlbauer und ist damit ganz einer Meinung mit Gabi Schneider, die bereits zum dritten Mal eine Einschulung als Großmutter erlebt hat.
"Kinder müssen Kinder bleiben"
"Es ist jedes Mal anders aber immer sehr schön", sagt sie. In diesem Jahr ist ihr Enkelkind Jule dran. Als Oma wünscht sie sich, dass das Kind mit Freude zur Schule geht und nicht unter Druck arbeiten muss. "Kinder müssen Kinder bleiben und nicht wie Erwachsene behandelt werden", sagt sie. Gabi Schneider wünscht sich deshalb, dass sich ihr Enkelkind in der Schule wohlfühlt und gute Freunde findet. Auch für Alfred und Anneliese, die Großeltern von Erstklässler Jakob, ist es nicht die erste Einschulung, trotzdem fiebern sie immer wieder aufs Neue mit. "Es ist einfach etwas Besonders, wenn man die kleinen Kinder so mit ihren Schulranzen sieht", sagt Anneliese. Als Oma frage man sich natürlich, ob das Enkelkind mal gerne in die Schule gehen wird. Das erhofft sich auch Seema Scheuring für ihre Nichte. Der Spaß am Lernen sei ja nicht immer selbstverständlich, sagt sie. Als Tante freue sie sich total und sei glücklich, dass die Nichte jetzt ihren ersten Schultag habe. "Ich hoffe, dass sie Spaß am Schulleben hat und gute Freunde kennen lernt."
Das erhofft sich sicherlich auch die 24-jährige Andrea Doll. So unterschiedlich sind die Wünsche zum Schulstart eben gar nicht. Ob als Erstklässlerin oder Lehramtsanwärterin.
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