Standortumfrage: Landkreis Roth attraktiv für Unternehmen
18.10.2019, 06:02 UhrNach einer Führung von Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß durch das "Museum Fundreich" traf sich das IHK-Gremium Landkreis Roth im Thalmässinger Landgasthof.
Thalmässings Bürgermeister Georg Küttinger stellte zusammen mit dem Gemeindeentwickler Lars Strobel in einer recht positiven Bilanz seine Marktgemeinde in Zahlen vor. So habe sich die Steuerkraft mit einem Zuwachs von 8,2 Prozent am besten im ganzen Landkreis entwickelt. Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer sind in den vergangenen 15 Jahren von rund 450 000 Euro auf fast zwei Millionen Euro angewachsen. Dafür haben 33 größere Betriebe, aber auch eine gleiche Zahl kleinerer Unternehmen gesorgt.
Zuzug in Thalmässing
Um über 18 Prozent auf 1018 ist die Zahl der Beschäftigten innerhalb von acht Jahren gestiegen. Rund 5200 Personen haben ihren Hauptsitz in Thalmässing. Mit 56 Geburten gibt es eine leicht positive Entwicklung im Jahr 2018, allerdings stehen dieser Zahl 69 Sterbefälle gegenüber.
Die Schaffung neuer Wohnbaugebiete und noch bezahlbare Grundstückspreise würden einen erfreulichen Zuzug bewirken. Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) stelle hingegen ein Problem dar. Man habe für die Zukunft große Pläne, Stichwort Sportzentrum.
Carl-Joachim von Schlenk-Barnsdorf, der Vorsitzende des IHK-Gremiums, leitete die anschließende Aussprache. Er fügte hinzu, dass sich der ländliche Raum zunehmender Attraktivität erfreue, nicht zuletzt auch wegen der Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten.
Erfahrungsaustausch aller Branchen
Beim Programmpunkt Erfahrungsaustausch hatte das Baugewerbe das Wort. Auch hier wurde der unzureichend ausgebaute ÖPNV bemängelt, sodass in einer Familie oft zwei PKW erforderlich seien, um zur Arbeit zu kommen. Hinzu kämen die vielen Autobahnbaustellen. Auf dem Bau herrsche ein Mangel an Fachkräften. Oft würden junge Planer ohne Erfahrung fehlerhaft arbeiten.
Die Vertreter der Geldinstitute sagten, dass es zurzeit hinsichtlich der Baufinanzierung noch gut laufe, aber so werde es vermutlich nicht weitergehen. Viele seien, nicht zuletzt wegen des Brexits, verunsichert.
Die Industrie sieht Probleme beim Automobil- und Maschinenbau. Zwar laufe das Geschäft mit den USA gut, aber der Markt in Asien sei schwächer geworden. Der Irankonflikt und das Verhalten der Türkei treffe die deutsche Wirtschaft hart, man hoffe darüber hinaus auf einen geregelten Brexit. Trotzdem sei in Deutschland der Stellenabbau wieder eine Option, allerdings derzeit ohne betriebsbedingte Kündigungen. Auch "Freizeit statt Geld" sei eine Option, also kürzere Arbeitszeit mit folglich weniger Lohn. Das Dienstleistungsgewerbe, beispielsweise die Gastronomie, beklagt einen Mangel an Arbeitskräften.
Antonia Lehner von der IHK präsentierte die Ergebnisse einer Standortumfrage für den Landkreis Roth. Knapp 2200 Unternehmen hatten sich daran beteiligt, darunter 213 Unternehmen des Gremiumsbezirks Roth. Danach würden 83,7 Prozent den Standort Landkreis Roth weiterempfehlen.
Vier von fünf empfehlen Roth
Lebensqualität, Lage, Infrastruktur, Kaufkraft und Autobahnanbindung wurden hier beispielsweise genannt. Dem standen die 16,3 Prozent der Befragten gegenüber, die etwa Fachkräftemangel, hohe Gewerbe- und Grundsteuern, Abgeschiedenheit und mangelnde Unterstützung für Kleinunternehmer beklagten. Verbessert haben sich seit 2014 Planungssicherheit, Energiekosten und das Profil der Metropolregion Nürnberg. Verschlechtert haben sich der Schienenfernverkehr, die Verfügbarkeit von Ausbildungsbewerbern und die Wohnsituation. Handlungsbedarf besteht bei der Verfügbarkeit beruflich qualifizierter Arbeitskräfte, bei der Breitbandinfrastruktur und dem Mobilfunkempfang. Trotzdem würden vier von fünf hier ansässiger Unternehmen den Standort Roth weiterempfehlen. Gut jedes dritte plant sogar eine Vergrößerung.
In der Aussprache wurde immer wieder das Problem Mobilfunkversorgung aufgegriffen. Eine Grundversorgung sei nicht gegeben, das sei ein entscheidender Standortnachteil, so Landrat Herbert Eckstein. So wurde beispielsweise berichtet, dass eine Verbindung von Vietnam nach Bayern immer wieder unterbrochen wurde – in Bayern. Zum Fachkräftemangel führte Landrat Eckstein aus, dass dieser Zustand wohl die nächsten fünf bis sechs Jahre weiterbestehen werde.
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