Adelsdorf: Rätselhafter Algen-Befall

21.8.2020, 13:59 Uhr
Adelsdorf: Rätselhafter Algen-Befall

© Filiz Mailhammer

Laut Uhl braucht diese Algenart normalerweise eher stehende Gewässer mit einem vergleichsweise hohen Salz- beziehungsweise Mineralstoffgehalt. In Übergangsgebieten wie etwa der Lagune von Venedig findet man in der Regel Dinoflagellaten, aber nicht in Flüssen wie der Aisch. Eine mögliche Erklärung könnte nach den Worten von Hans-Dietrich Uhl der durch die Trockenheit sehr niedrige Wasserstand sein. Dann würde auch der Fluss möglicherweiße eine niedrigere Fließgeschwindigkeit haben und so das Algenvorkommen befördern. "Im Quellbereich der Aisch gibt es einen höheren Mineralgehalt", weiß Uhl.

Wirkung nicht geklärt

Noch nicht abschließend geklärt ist derzeit die Wirkung der Algen auf die Gesundheit von Mensch und Tier. Proben des Algenbefalls der Aisch würden inzwischen in der Dienststelle Wielenbach des bayerischen Landesamts für Umwelt untersucht. Diese Dienststelle ist auf Gewässerökologie, Limnologie, Aquatische Toxikologie, Stoff- und Chemikalienbewertung spezialisiert. Und sie geht davon aus, am kommenden Montag eine Einschätzung zu den Algen und einem möglichen Gefahrenpotenzial vorlegen zu können.

Zwar hält Hans-Dietrich Uhl eine "humantoxische" Wirkung der Algen "für unwahrscheinlich", will aber keine Prognosen abgeben, so lange die Ergebnisse der Beprobung nicht vorliegen. In sehr seltenen Fällen können bestimmte Unterarten der Dinoflagellaten Giftstoffe entwickeln, die unter anderem schädliche Wirkung auf Haustiere haben könnten. "Den Hund würde ich derzeit nicht aus der Aisch trinken lassen", sagt Uhl augenzwinkernd.

Sommerwetter verschärft Problem

Verschärft wurde das Phänomen durch das anhaltende heiße Sommerwetter der vergangenen Tage, von dem das Blühverhalten der Algen begünstigt wird. Zudem kann das Wasserwirtschaftsamt derzeit nicht genau einschätzen, auf welcher Länge sich die Algen über den Fluss ausbreiten – auch der angrenzende Landkreis Forchheim könnte deshalb durchaus von der Verunreinigung betroffen sein.

Hans-Dietrich Uhl hält es für möglich, dass ein solcherart ungewöhnlicher Algenbefall zumindest indirekt mit dem Klimawandel zusammenhängen könnte, weil die Sommer von Jahr zu Jahr heißer werden und die Niederschlagsmenge in unseren Breiten sinkt.

2020 ist bekanntlich schon das dritte Jahr in Folge, bei dem die Sommermonate von großer Trockenheit und hohen Temperaturen geprägt sind, was auch den heimischen Wäldern zusetzt.

Das Staatliche Gesundheitsamt Erlangen wurde von der Situation auf der Aisch in Kenntnis gesetzt, wollte aber vor dem Wochenende keine Stellungnahme abgeben. Klar ist, dass eine entsprechende Warnung ausgegeben werden muss, sofern die Dinoflagellaten tatsächlich Giftstoffe freisetzen. Sollte an diesem Wochenende allerdings wie angekündigt Regenwetter mit niedrigeren Temperaturen kommen, dann ist der Algen-Spuk "ganz schnell von selbst vorbei", verspricht Uhl.

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