Albert Schloß: Aus dem KZ Theresienstadt zurück nach Mühlhausen

2.12.2020, 16:57 Uhr
Albert Schloß: Aus dem KZ Theresienstadt zurück nach Mühlhausen

© Matthias Kronau

Noch muss an der alten Synagoge viel saniert werden, noch müssen Konzepte erarbeitet und Finanzierungen geklärt werden. Damit das jüdische Gotteshaus in Mühlhausen wieder ein Schmuckstück und gleichzeitig zu einer Gedenk- und Bildungsstätte werden kann.

Forum hat mittlerweile 85 Mitglieder

Das ist das Ziel des "Forums Alte Synagoge Mühlhausen", das sich 2018 gegründet hat und mittlerweile 85 Mitglieder hat. "In der Einrichtung soll ein kleines Museum, eine Bibliothek sowie ein "Johann-Fleischmann-Archiv" zur Geschichte der jüdischen Landgemeinden an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach entstehen", heißt es auf der Homepage des Forums.

Noch gilt es, ein gutes Stück Weg zu gehen, aber nun ist dem Forum dieser Tage ein interessantes Objekt für das Museum/Archiv übergeben worden: ein Bilderrahmen mit Fotos von und Informationen zu einem der letzten jüdischen Mitbürger Mühlhausens – Albert Schloß. Er hatte das Konzentrationslager Theresienstadt überlebt und kehrte trotz der dort gemachten Erfahrungen in seinen Heimatort zurück.

"Ich dachte mir, da musst du was machen"

Dem Forum überreicht hat diese Bildercollage mit der Überschrift "Nie wieder" der Mühlhausener Otto Pröls, der selbst Mitglied des Forums ist. "Ich hatte daheim Alben durchgeblättert, wo auch Fotos von Albert Schloß dabei waren. Da dachte ich mir, da musst du jetzt was machen", erzählt Pröls, der als kleiner Junge Albert Schloß noch kennengelernt hat.

Das Haus von Albert Schloß (er hatte es nach dem Krieg wiederbekommen) und das der Familie Pröls standen in der Hauptstraße nahe beieinander. Albert Schloß betrieb eine Tabakhandlung und war oft bei den Pröls zu Gast. "Wir waren richtige Freunde", sagt der heute 76-jährige Otto Pröls.

"Die Seife habe ich in Ehren gehalten"

Das lag wohl auch an der Freundlichkeit und Gutmütigkeit von Albert Schloß. Manchmal tanzte er für die Kinder, und "zur Erstkommunion habe ich ein Stück Seife von ihm geschenkt bekommen. Die habe ich jahrzehntelang in Ehren gehalten", erzählt Otto Pröls. Wenn Schloß Pakete aus Amerika erhielt, fiel auch immer etwas für die Kinder ab.

Schloß selbst hatte keine Kinder, seine Frau war in Theresienstadt gestorben. "Das ist jedenfalls das, was ich weiß", so Otto Pröls. Auf alle Fälle hat ihn das Schicksal des jüdischen Mitbürgers aufgerüttelt. Bei seiner Rückkehr nach Mühlhausen war Albert Schloss bereits 68 Jahre alt, gestorben ist der Kaufmann sieben Jahre später, 1953. Beerdigt wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Bamberg.

Ein schönes Erinnerungstück

Ein persönliches Schicksal, ein jüdisches Schicksal in Deutschland, aber auch ein Stück Mühlhausener Geschichte. Christian Plätzer, der Forums-Vorsitzende, freute sich sehr über das Erinnerungstück für das aufzubauende Archiv und Museum. Die Hommage an den "einzigen jüdischen Mitbürger der Marktgemeinde Mühlhausen, der das KZ Theresienstadt überlebt hat und im Jahr 1946 wieder in sein Haus einziehen konnte" (Text auf der Collage) werden einen besonderen Platz erhalten.

Zunächst einmal wird es weitergehen mit den Bemühungen um eine Sanierung der Synagoge. Die Bauuntersuchungen der Uni Bamberg sind mittlerweile abgeschlossen, Ergebnisse liegen aber noch nicht vor.

Der Verein freut sich über Spenden für die Sanierung (Sparkasse Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach: IBAN DE 707635 0000 0060 0968 34)

Weitere Infos: www.synagoge-muehlhausen.de

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