Alleskönner auf Rollen

6.9.2019, 21:00 Uhr
Alleskönner auf Rollen

© Edgar Pfrogner

"Es werden tatsächlich nächste Woche 20 Jahre", sagt Giehm, der seinerzeit sein Hobby Inlineskating zum Beruf machte. Fast alles was rollt, bietet er an. Vor der Jahrtausendwende waren Skateboards schon fast ein Klassiker, die Inliner waren gerade en vogue, und etwas später kamen die Scooter (die moderne Form des Tretrollers) hinzu. "Vor zwei Jahren war das ein richtiger Hype, alle Kids wollten einen Scooter haben", berichtet Giehm. Inzwischen seien die Geschäftsanteile der drei Sparten aber wieder ziemlich ausgewogen.

Was man alles mit so einem Roller anstellen kann außer damit zur Schule zu fahren, konnte man am Freitagabend im Skatepark auf der "Nutzung" sehen. Im Rahmen der "AO-Back-to-School-Tour" waren echte Legenden der Stunt Scooter und vielversprechende deutsche Talente zu Gast, um den örtlichen Jugendlichen ihre Tricks vorzuführen und sie in diese sogar einzuführen.

Eigentlich keine weite Anreise hat Ben Klein aus Fürth, doch er war den ganzen Sommer auf Tour. Berlin, Prag, Wien, Bratislava waren die Stationen. Der 20-Jährige gilt als Spezialist für die Disziplin "Street". Da sucht man sich in der Stadt Treppen zum Springen, Handgeländer zum Grinden und Ähnliches – und hält das Ganze mit der Kamera fest.

Ben Klein: "Es ist toll, wie gut die Szene in vielen Ländern ist, Deutschland ist da eher hintendran. In Wien haben wir in einer Straße unsere Figuren probiert. In kürzester Zeit waren 15 Jungs da, die mitgemacht haben – und das auf hohem Niveau."

Aber auch die Skateparks machen ihm Spaß - besonders der in Herzogenaurach: "Der bietet viel Abwechslung, von allem etwas und kann mit den Anlagen in den großen Städten mithalten."

Vor rund acht Jahren hat er mit dem Scooter fahren begonnen (nach einem halben Jahr mit dem Skateboard), seine Tricks im Skatepark im Fürther Wiesengrund perfektioniert. Seitdem habe sich technisch "extrem viel" verändert. Seien die ersten Scooter echte Spielzeuge und ziemlich instabil ("Sprünge damit waren ein Suizid-Kommando"), hielten die neuen Sportgeräte doch nahezu alles aus.

Die Fahrer nicht unbedingt: Ben Klein schiebt sein T-Shirt hoch und zeigt eine Narbe, die vom Hosengürtel bis zur Brust reicht. "Leberriss", sagt er lapidar. Und : "Meine Mutter war weniger begeistert."

Dem Sport bleib er trotzdem treu. Nach der Tour wartet wieder das richtige Leben mit dem Jura-Studium. Ben Klein: "Dann muss ich wieder stundenlang in der Bibliothek hocken und brauche Auslauf. Scooter fahren ist da genau der richtige Ausgleich."

Vom Sport leben kann er nicht, andere, die am Freitagabend im Skatepark ihre Show abziehen, schon. Der Kalifornier Matt McKeen, die Legende dieser Sportart schlechthin, beispielsweise ist inzwischen auch Brand Manager des Herstellers und Sponsors AO, Sprungwunder Derek Maar – Spitzname "schnellste Hand des Westens" will es ihm irgendwann einmal gleichtun.

Im Herzogenauracher Skatepark unter der neuen Flutlichtanlage trainierten Profis wie heimische Youngsters bis spät in den Abend hinein. Scooter fahren scheint süchtig zu machen.

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