Umstrittenes Projekt

Amazon-Verteilzentrum: So ist der aktuelle Stand beim Neubau in Pommersfelden

10.8.2021, 12:27 Uhr
In diesen Dimensionen ist das Amazon-Verteilzentrum bei Pommersfelden geplant...

© Grafik: Birdeye In diesen Dimensionen ist das Amazon-Verteilzentrum bei Pommersfelden geplant...

Robert Arenz sieht es pragmatisch. "Die Halle thront halt jetzt über unserem Tal", sagt der frühere Sprecher der Bürgerinitiative Lebenswertes Pommersfelden. "Und es sieht wirklich nicht schön aus." Er meint das neue Verteilzentrum mit integriertem Verwaltungstrakt und Parkhaus, das im Gewerbegebiet entsteht und auf dem Hügel gegenüber von Schloss Weißenstein, oberhalb seines Wohnorts Limbach, 5600 Quadratmeter Fläche einnimmt. Der Rohbau steht inzwischen.

Maximal 72 Fahrzeuge pro Stunde rollen an

Hinzu kommen Stell- und Rangierflächen im Freien für die 20 Lastwagen pro Nacht und 189 Auslieferfahrzeuge pro Tag (maximal 72 pro Stunde), die hier bald an sechs Tagen in der Woche fahren werden. Bis zu 100 Menschen werden dann im Drei-Schichtbetrieb 24 Stunden abdecken und an den Sortieranlagen stehen.

...und so sieht es aktuell aus: Der Rohbau steht.

...und so sieht es aktuell aus: Der Rohbau steht. © Claudia Freilinger, NN

Dafür ist Amazon über einen Personaldienstleister bereits auf der Suche nach Mitarbeitern. Sie benötigen weder eine abgeschlossene Schulausbildung noch Fachkenntnisse, sollten aber Deutsch oder Englisch verstehen. Die Sortierer verdienten mindestens 11,91 Euro in der Stunde, außerdem gebe es Zuschläge und Prämien, hatte Amazon-Planer Karsten Forst vor einem Jahr im Gemeinderat erklärt.

"Der Verkehr hat mir nie Angst gemacht"

Des Weiteren entstünden 20 bis 25 Arbeitsplätze für Maschinentechnik, Service und Management. Die Lastwagen-Ladungen werden in der riesigen Sortierhalle auf die kleineren Lieferwagen verteilt, die den Endkunden auf der „letzten Meile“ anfahren. Die Lieferpartner schwärmen laut Amazon vor allem in Richtung Bamberg und Coburg, nach Erlangen und Würzburg aus, in aller Regel über Fernstraßen wie die B 505 und die A 3. "Der zu erwartende Verkehr hat mir nie Angst gemacht", sagt Robert Arenz, betont aber explizit, dass er damit nicht für alle Vertreter der Bürgerinitiative spricht.

Als die Pläne von Amazon im Herbst 2019 bekannt wurden, regte sich im 300-Einwohner-Dorf Limbach sofort Widerstand. Innerhalb kurzer Zeit sammelte die Bürgerinitiative Lebenswertes Pommersfelden mehr als doppelt so viele Unterschriften wie nötig, um einen Bürgerentscheid anzustoßen. Das Ergebnis war überraschend klar: Bei hoher Beteiligung sprachen sich am 5. April 60 Prozent für eine Bauleitungplanung aus, die das Verteilzentrum ermöglichte.

Mitstreiter haben sich in ihr Schicksal gefügt

Robert Arenz findet das sehr schade für Natur und Landschaft. Seine Mitstreiter und er hätten anschließend noch beraten, ob sie einen Antrag auf Normenkontrolle in Betracht ziehen sollten - "das wollte dann aber letztlich keiner". "Inzwischen haben wir uns in unser Schicksal gefügt." Probleme wegen Baustellenlärm, die anfangs aufgeflammt seinen, weil die Arbeiter schon in den frühen Morgenstunden begonnen hätten, seien schnell behoben gewesen. "Jetzt geht das Leben weiter."

Aktuell läuft der Innenausbau der Halle. "Voraussichtlich Ende September wird die Immobilie fertig gestellt sein", sagt Sönke Kewitz, Geschäftsführer P 3 Logistic Parks Deutschland. P 3 setzt mit Amazon vier ähnliche Immobilien deutschlandweit um. In Pommersfelden sei man das erste Mal auf solchen Protest gestoßen. Die Außenstellplätze für Vans und Pkw werden laut Kewitz nun ausgerichtet. Auch 30 E-Ladesäulen soll es geben und "ein nachhaltiges Pflanzenkonzept", wenn die Immobilie fertig ist: 80 heimische Bäume und begrünte Fassaden, "um Lebensräume für Insekten zu schaffen."

Amazon und P 3 haben Versprechen gemacht

Auch den Menschen haben P 3 und Amazon Versprechungen gemacht. Gewerbesteuereinnahmen zum Beispiel, denn es werde eine GmbH mit Sitz in Pommersfelden gegründet. „Wir wollen ein Bestandteil von Pommersfelden sein, nicht Geld machen und dann schnell wieder weggehen“, hatte Karsten Frost versichert. Auch P 3 stellte vor einem Jahr in Aussicht, sich an gesellschaftlichen und sozialen Projekten am Standort zu beteiligen.

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