Hochwasser: Rückblick im Stadtrat

Analyse in Höchstadt: "Wohl auch unterschätzt"

30.7.2021, 12:20 Uhr
Die Festwiese in Höchstadt unter Wasser. 

© Paul Neudörfer, NN Die Festwiese in Höchstadt unter Wasser. 

Bei solch außergewöhnlichen Notlagen kam es nachvollziehbar zu Störungen beim Ablauf der eingegangenen Notrufe, so Bürgermeister Gerald Brehm, der dennoch von „hervorragenden Leistungen aller Wehren“ und natürlich auch den anderen Hilfsdiensten (BRK, DLRG, THW) sprach. Man habe bei dieser, wohl auch unterschätzen Hochwasserlage, gesehen, dass „jeder Euro, den man bei den Hilfsorganisationen investiert, sinnvoll ist“.

Brehm machte auch darauf aufmerksam, dass die SPD-Fraktion wegen dieses Ereignisses eine Sondersitzung des Stadtrats beantragt hatte; für eine solche außerordentliche Ratssitzung sei allerdings mindestens die Stimmen von einem Viertel der Stadtratsmitglieder erforderlich. „Wir werden ohnehin über die Sachlage informieren“, so der Bürgermeister, der ein minutiöses Einsatzprotokoll vorlegte, aus welchem sämtliche einzelnen Meldeereignisse ersichtlich sind.

Strom abgeklemmt

Jenes Protokoll beginnt mit der Information an den Leiter des Bauhofes (Freitag um die Mittagszeit), dass sich die Hochwasserlage Fluss aufwärts (Neustadt/Aisch) bedenklich entwickle. Abklemmen von Strom am Festplatz folgte, die Polizei, die zuständigen Ämter wurden informiert. Am Samstag, 10. Juli 2021, um 04.38 Uhr dann kam der erste Alarm bei der Freiwilligen Feuerwehr in Höchstadt an: Hochwasser in der Sterpersdorfer Mühle, hieß es.

Fahrgeschäfte und Buden wurden nass erwischt, als die Flut kam.

Fahrgeschäfte und Buden wurden nass erwischt, als die Flut kam. © Paul Neudörfer, NN

Ab 07:10 Uhr entwickelte sich das Hochwasser im Altstadtbereich (u.a. Gerbergasse) dramatisch. Um 8 Uhr wurden Feuerwehren und das THW aus dem ganzen Landkreis unterrichtet. Indessen wurden auch Spendenkonten eingerichtet, auf denen, so Brehm „bis zum 22. Juli rund 31.600 Euro“ Spendengelder eingingen. Der Stadtrat entschied sich bei der Sitzung dafür, die Verteilung der Gelder in welcher Art und Weise auch immer in nichtöffentlicher Sitzung zu besprechen.

Man müsse sich angesichts der in den betroffenen Gebieten enormen Schäden auch über ein Frühwarnsystem unterhalten, was aber nicht darüber hinwegtäusche, dass man das massive und mit Wucht kommende Hochwasser unterschätzt habe. Diesbezüglich gab es bei der Ratssitzung gesalzene Debattenbeiträge und immer wieder die Forderung, die Sache nicht öffentlich zu besprechen, bis schließlich Günter Schulz (FW) den Geschäftsordnungsantrag auf „Ende der Debatte“ stellte. „Das hätte ich schon früher tun sollen“, sagte er hernach auf Anfrage. Was er da hörte, das sei beschämend und gehe unter die Gürtellinie. Sein Antrag fand mit 12:10 Stimmen eine knappe Mehrheit.

Keine Kommentare