Aschbach bekennt Farbe: Ein ganzer Ort gegen fünf Nazis

25.4.2015, 16:06 Uhr
Aschbach bekennt Farbe: Ein ganzer Ort gegen fünf Nazis

© Niko Spörlein

„Euch will hier niemand hören und sehen“, sagte der evangelische Ortsgeistliche Johannes Kestler vor der katholischen Pfarrkirche mitten in Aschbach und blickte hinüber zu den streng durch Polizeiabsperrungen getrennten Leuten mit der Deutschlandfahne in den Händen und mit einem Plakat mit der Aufschrift „Asylbetrug macht uns arm“.

Sechs NPD-Demonstranten meldete der Geschäftsführer des NPD-Kreisverbandes (Bamberg/Forchheim), Axel Michaelis, an – fünf NPDler verloren sich schließlich hinter den Absperrgittern. Und die Ansprache von Michaelis zerschellte letztlich an einer Wand von Pfiffen, Liedern und am Geläute aller Glocken beider Kirchen. „Aschbach bekennt Farbe“, betonte Kestler, der nach einem Marsch durch den Ort am Gelände des TSV zusammen mit einigen Flüchtlingen - 80 Asylbewerber sind in dem Dorf laut Vizelandrat Johann Pfeifer - dort feierte.

"Wir sind eins"

Kinder trugen ein Plakat mit der Aufschrift „Asylbewerber und Aschbacher – wir sind eins“. Freilich staunten einige Aschbacher ob der massiven Polizeipräsenz nicht schlecht, „so ein Aufgschau, für die fünf Hanseli“, hieß es. Das Aufgebot, erklärte der Polizei-Einsatzleiter Albert Häfner, der auch Chef der Polizeiinspektion Bamberg-Land ist, ergebe schon Sinn, wobei Häfner die genaue Anzahl der Beamten nicht nennen wollte. Nur so viel: „Wir sind für alle Eventualitäten gerüstet“.

Klar, ergänzte Bambergs Vizelandrat, dass es bei solchen Begegnungen mitunter zu Gewaltanwendungen kommen könne, wenn beispielsweise aus anderen Orten „Antifa“-Leute anrücken. „Das hätte man doch ganz einfach verbieten können“, tönte es aus einer Menge vor der Bäckerei Schmitt, die an diesem Vormittag wegen der Absperrungen nur wenige ihrer Salzbrezen verkaufen konnte.

Diesbezüglich meinte Matthias Schmolke, beim Bamberger Landratsamt zuständig für Sicherheit und Ordnung, gab es eine von Seiten der NPD initiierte Feststellungsklage vor dem Verwaltungsgericht in Bayreuth, mit der das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit zementiert worden sei. Eine für Dezember vergangenen Jahres ähnliche NPD-Demo konnte seinerzeit vom Landratsamt wegen der Kürze des Verfahrens und wegen der viel zu engen Straßen im Ortskern (Sicherheit) verboten werden.

Aus der „Dezember-Ankündigung“, sagte Schlüsselfelds Bürgermeister Johannes Krapp inmitten der Gegendemonstranten vor der Pfarrkirche, habe man gelernt und eine Art Netzwerk aus Stadträten, Vereinen, Parteien und Kirchen aufgebaut, das seit Bekanntwerden der NPD-Demo am Mittwoch sich vorab mehrmals traf und die Gegenmaßnahmen besprach. Krapp: „Wir sind gastfreundlich, offen und transparent, aber konsequent gegen deren Meinung“. Demokratie sei durchaus anstrengend, zuweilen auch teuer, aber immer noch besser als stupide, einfach und brutal, so Krapp.

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