Auch in Höchstadt wieder mobil sein

12.2.2019, 06:57 Uhr
Auch in Höchstadt wieder mobil sein

© Foto: Ralf Rödel

Es ist wohl ein Mentalitätsunterschied. Anders kann man kaum erklären, dass in den Niederlanden, in Belgien oder auch in Großbritannien viel mehr Senioren oder auch jüngere körperlich eingeschränkte Menschen mit Elektromobilen unterwegs sind als in Deutschland. "Die sind da 15 Jahre weiter als wir", sagt Thomas Ringshandl. Läden, die Elektromobile verkaufen, seien dort genauso verbreitet wie Fahrradgeschäfte. Warum das so ist? "Bei denen herrscht die Meinung: Wenn es irgendwelche Hilfen gibt, nutze ich sie. Bei uns sagen die Leute: Ich muss das selber schaffen." Und quälen sich weiter mit Rollstuhl oder Rollator.

Für Ringshandl sind Elektromobile, die bis zu 15 km/h schnell fahren können, ein Schritt raus aus dem "Eingesperrtsein" von Mobilitätseingeschränkten. "Die können sich meist ja nur in ihrem Zuhause oder in einem Umkreis von 100 Metern drumherum bewegen."

Die Bedienung der Gefährte, die technisch als Krankenfahrstühle gelten und für die es keinen Führerschein braucht, sei denkbar einfach. Selbst Menschen, die selbst noch nie ein Fahrzeug geführt hätten, kämen damit leicht zurecht – ohnehin überlässt Ringshandl seinen Kunden das Seniorenmobil erst nach bestandener "Probefahrt": "Ich gehe erst, wenn ich sicher bin, dass er damit klar kommt." Und bei einem von 20 Interessenten sage er dann auch, dass er es lieber bleiben lassen solle.

Bislang fand der Erst-Kontakt zwischen Ringshandls Firma, bei der derzeit drei Personen arbeiten, und ihren Kunden hauptsächlich über das Internet statt, über die eigene Homepage oder Pflege-Portale. "Anschließend sind wir zu den Kunden hingefahren und haben sie beraten", so Ringshandl. "Und die haben uns dann immer erzählt, dass sie bei sich in der Nähe nach einem entsprechenden Laden, der Elektromobile verkauft, gesucht hätten, aber keinen gefunden haben."

Das soll sich nun ändern: Denn der an vier Tagen pro Woche geöffnete Laden in der Höchstadter Innenstadt soll nur der Anfang sein, in einem Abstand von jeweils 80 bis 100 Kilometern will der Gremsdorfer Ringshandl in ganz Süddeutschland Geschäfte eröffnen. Er vertreibt Gefährte verschiedener Hersteller, wobei er nach eigener Aussage auf Qualität setzt und nicht auf Billigimporte.

"Das ist auch wichtig, der Kunde soll dann ja nicht, wenn er von Lonnerstadt nach Höchstadt fährt, in der Mitte stehen bleiben", so der Geschäftsmann. Denn einfach aussteigen und laufen können seine Kunden ja naturgemäß nicht. An seinen Laden angeschlossen ist eine Werkstatt, in der Thomas Ringshandl Kundendienste durchführt oder gebrauchte Elektromobile überholt, bevor er sie weiterverkauft. Dies sind eher Arbeiten für die Wintermonate, denn der Handel mit elektrisch betriebenen Mobilitätshilfen ist so etwas wie ein Saisongeschäft: "Die Nachfrage steigt sprunghaft an, sobald es draußen wieder wärmer wird."

"Mobil bleiben" beschränkt sich bei ihm übrigens nicht auf die elektrischen Gefährte: Ringshandl handelt auch mit Badewannenliften ("Je älter die Kunden werden, umso mehr wünschen sie sich, wieder baden zu können, weil baden bei Schmerzen ja auch Entspannung bedeutet.") und Sesseln mit integrierter Aufstehhilfe.

Der Markt für solche Produkte sollte da sein – schließlich geben in Umfragen mittlerweile mehr als 90 Prozent der Menschen an, dass sie auch als Pflegefall so lange wie möglich zuhause leben wollen.

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