Auch in Krasnogorsk steigt Zahl der Coronafälle

9.4.2020, 14:00 Uhr
Auch in Krasnogorsk steigt Zahl der Coronafälle

© Foto: Elena Dildina

"Der Großteil der russischen Bevölkerung glaubt der Statistik aber ohnehin nicht", meint Sybille Menzel. Die langjährige Vorsitzende des Höchstadter Freundeskreises mit Krasnogorsk hält per Videocall Kontakt mit Deutschlehrerin Elena Dildina und Nina Dyschel. Beide sind Höchstadt unter anderem durch die Schulpartnerschaft der Gymnasien eng verbunden und Trägerinnen der städtischen Ehrenspangen. Anfangs waren sie vor allem in Sorge um die Freunde an der Aisch. Inzwischen ist auch ihr Leben durch die Corona-Krise soweit eingeschränkt, dass sie am eigenen Leib erfahren, wie sich Ausgangsbeschränkungen anfühlen, die es in Deutschland schon etwas länger gibt.

Im April haben die Russen jetzt quasi zwangsfrei: Mit der bezahlten, arbeitsfreien Zeit will sich das Land gegen die Ausbreitung des Coronavirus schützen.

Dass sie zuhause bleiben müssen, ist für die Menschen nicht einfach, weiß Sybille Menzel. Die Gastfamilie beispielsweise, wo sie seit 1999 immer unterkommt, wenn sie die Partnerstadt besucht, lebt mit sechs Kindern in einer Drei-Zimmer-Wohnung. "Da geht es natürlich echt gedrängt zu."

Städtische Angestellte bekommen ein reduziertes Gehalt, andere werden arbeitslos. Elena Dildina, die im Deutschen Club Kurse gibt, betreut ihre Schüler online. Nina Dyschel muss sich zwar um ihren Job keine Sorgen machen, denn die ehemalige Schulleiterin des Gymnasiums Opalicha ist pensioniert. "Aber sie gehört zur Risikogruppe und hat Angst, weil keiner weiß, wie es weitergeht", berichtet Sybille Menzel. "Das Zutrauen in das staatliche Gesundheitssystem ist gering", ergänzt sie. Auch sie bezweifelt, dass man dort auf einen großen Ansturm vorbereitet ist.

Der Höchstadter Freundeskreis und das Gymnasium haben ihre Planungen bereits umgestellt. Ein Schüleraustausch, der Ende April geplant war, ist abgesagt.

Die Hilfsbereitschaft in Krasnogorsk ist groß. Jugendliche versorgen zum Beispiel ältere Menschen mit Lebensmittelpaketen. "Allerdings ist es auch so, dass manchmal Neid aufkommt", weiß Menzel von Elena Dildina. Hamsterkäufe habe es in Krasnogorsk nur wenig gegeben. Menzel verwehrt sich auch gegen das Klischee, viele Russen säßen nun daheim und würden Wodka trinken. Das sei schlicht ein falsches Bild.

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