Auch Pflanzen mögen gute Nachbarschaft

17.8.2016, 14:00 Uhr
Auch Pflanzen mögen gute Nachbarschaft

© Jeanette Seitz

Heinershof-Chefin Tina Sickmüller und ihre Mitarbeiter wollen den Kindern heuer das Konzept der „Permakultur“ näher bringen. Und so lautet das Jahresprojekt auf dem Heinershof, der neben Schulbauernhof auch Umweltstation ist: „Komm, wir spinnen uns ein Feld.“ Man geht gemeinsam der Frage nach, wie ein Feld oder auch ein Gewächshaus angelegt und bestellt werden sollen, um die Menschen im nachhaltigen Sinne zu ernähren.

In den 1970er Jahren enwickelten die Australier Bill Mollison und David Holmgreen das Konzept der „Permakultur“ (entstanden aus den englischen Begriffen „permanent“ und „agriculture“). Das Konzept zielt auf nachhaltige und naturnahe Landwirtschaft ab, man will mit der Natur, nicht gegen die Natur arbeiten. „Wenn man die Prinzipien der Natur beachtet, spart man sich Arbeit und hat größeren Erfolg“, erklärt Tina Sickmüller.

Vielfalt statt Eintönigkeit, Ergänzung statt Konkurrenz, lauten beispielsweise Schlagworte der „Permakultur“. Es gilt, verschiedene Pflanzen nebeneinander zu setzen, die sich ergänzen. Ein Beispiel nennt Heinershof-Mitarbeiterin Monika Pflaum: „Karotten und Zwiebeln vertragen sich wunderbar: Die Zwiebel mag den Geruch der Karotte, die wiederum hält Schädlinge von der Zwiebel fern.“ So gibt es auch unter Pflanzen gute und schlechte Nachbarn.

Das wird auf dem Heinershof pädagogisch und kindgerecht erarbeitet. Dabei sind die Hortkinder ebenso eingebunden wie die Klassen, die eine Woche lang den Schulbauernhof besuchen.

Als es darum ging, einen eigenen Gemüseacker anzulegen, hat Tina Sickmüller einen Sandkasten als „Modell“ genommen, um dort im Kleinen zu demonstrieren, wie der Lauf der Sonne ist und was man in welchem Eck auf dem etwa 3000 Quadratmeter großen Acker pflanzen könnte. Das wurde später in die Tat umgesetzt, und heute säen, gießen und ernten die Kinder schon fleißig. Paradebeispiel ist ein kleiner „Milpa“-Abschnitt („Milpa“ ist ein Landwirtschaftssystem aus Mittelamerika): Kürbis bedeckt den Boden und hält ihn feucht, dazwischen wächst Mais, an ihm ranken sich Bohnen empor — ein ertragreiches Miteinander. Auch Zucchini wachsen auf dem Gemüseacker prächtig.

Im Folientunnel-Gewächshaus gedeihen Tomaten, Artischocken, Paprika, Kohlrabi, Melonen. „Es sieht aus wie in einem Dschungel“, sagt Monika Pflaum lachend. Doch genau so ist es ja auch in der Natur, wenn der Mensch nicht eingreift.

Weitergedacht, hat „Permakultur“ aber auch mit einem Lebenskonzept des sozialen Miteinanders zu tun. Das will man auf dem Heinershof den Kindern ebenfalls vermitteln. Tina Sickmüller erklärt: „Eine Schulbauernhof-Gruppe sät Salat, die nächste Gruppe pflanzt ihn ein, wieder die nächste gießt und pflegt ihn und die letzte Gruppe erntet ihn.“ So könnten die Kinder den kompletten Lebenszyklus des Salates verfolgen, ohne jeden Schritt selbst ausführen zu müssen. „Aber die Gruppen sind aufeinander angewiesen.“

Im Herbst bietet der Heinershof auch Seminare für Erwachsene zum Thema „Permakultur“ an.

www.heinershof.de, Tel. (0 95 48) 15 48.

Keine Kommentare