Auftrag aus Rache: Männer zünden das falsche Auto an

7.11.2018, 11:15 Uhr

Ein Großteil der Verhandlung läuft hinter verschlossenen Türen ab. Der Vorsitzende Richter Wolfgang Pelzl, die beiden Schöffen, Staatsanwalt Paul Vogt sowie die fünf Verteidiger ziehen sich gleich nach Verlesen der Anklageschrift zurück.

Brandstiftung steht im Raum. Ende März 2018 soll ein 45-jähriger Erlanger vier junge Männer beauftragt haben, das Auto seines ehemaligen Vermieters in Großenseebach anzuzünden. Der Grund war wohl Rache. Die Verteidigerin des Erlangers, Uta König, erklärt: Es habe während des Mietverhältnisses große Probleme gegeben inklusive "Unannehmlichkeiten und Gemeinheiten" von Seiten des Vermieters. "Es war eine schwierige Situation für die Familie meines Mandanten", so König, die den Erlanger auch im zugehörigen Zivilprozess vertreten hat. "Er kam auf die dumme Idee, dem Vermieter einen Denkzettel zu verpassen." So heuerte der Erlanger vier junge Männer im Alter zwischen 20 und 23 Jahren an. Der Kontakt kam über einen 20-jährigen Herzogenauracher zustande, der zeitweise beim Pizza-Lieferdienst des Erlangers arbeitete.

Falsches Auto angezündet

Der Herzogenauracher machte sich also mit seinem Bruder und zwei weiteren Freunden des Nachts auf den Weg nach Großenseebach. Im Hof des Ex-Vermieters übergossen die jungen Männer einen Opel mit Benzin und warfen dann eine brennende Zigarette sowie ein angezündetes Papiertaschentuch darauf. Teile des Autos verschmorten und verrußten, bevor die Feuerwehr, die ein aufmerksamer Nachbar alarmiert hatte, die Flammen löschte. Es entstand Sachschaden von 800 Euro. Dabei hatten die jungen Männer noch nicht einmal ihr eigentliches "Zielobjekt" erwischt, sondern das Auto der Schwägerin des Ex-Vermieters in Brand gesteckt.

Wenige Tage später gerieten drei der an der Brandstiftung beteiligten Männer in Streit, ein 23-Jähriger schlug einen ebenfalls 23-Jährigen zu Boden und trat auf ihn ein. Auch Drohungen sollen gefallen sein, weil das Opfer bei der Polizei aussagen wollte. Der niedergeschlagene Mann brachte jedoch trotzdem alles ans Licht, da er sich nicht einschüchtern ließ.

Bewährungsstrafen und Geldauflagen

In einer geheimen Absprache einigen sich alle Verfahrensbeteiligten auf unterschiedlich hohe Bewährungsstrafen plus Geldauflagen zwischen 1600 und 4000 Euro. Voraussetzung dafür sind allerdings vollumfängliche Geständnisse. Vor Gericht räumen schließlich alle Angeklagten die jeweiligen Vorwürfe ein.

Der "Drahtzieher" wird wegen Anstiftung zur Brandstiftung zu einem Jahr und zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Er hat bisher ein unbescholtenes Leben geführt. Ebenso die beiden 23-Jährigen. Einer kommt mit einem Jahr Freiheitsstrafe davon, der andere — bei ihm zählt noch die gefährliche Körperverletzung hinzu — mit einem Jahr und neun Monaten. Bei den beiden 20-jährigen Herzogenauracher Brüdern wird noch eine andere Verurteilung mit einbezogen — als Gesamtfreiheitsstrafe kommen bei dem einen Bruder ein Jahr, beim anderen ein Jahr und neun Monate heraus. Alle Angeklagten entschuldigen sich und betonen, wie leid ihnen die Sache tut.