Aus für die Tagesbetreuung in Höchstadt?

20.12.2018, 06:00 Uhr
Aus für die Tagesbetreuung in Höchstadt?

Edmund Lenz sieht seine Schwiegermutter noch nicht in Röttenbach. Momentan besucht sie an zwei Tagen in der Woche die Tagesbetreuung der Caritas in Höchstadt. Jetzt ist Lenz zu Ohren gekommen, dass sie künftig in die neue Tagespflege der Caritas wechseln soll, die derzeit in der Röttenbacher Pfarrstraße entstehtund im Februar eröffnet werden soll (wir berichteten). Das Angebot in Höchstadt werde aufgegeben.

Das kann Lenz nicht verstehen. Er fragt sich, warum man "eine Gemeinschaft, die sich gut versteht und die gut eingespielt ist, einfach so aus der gewohnten Umgebung herausreißt". Schließlich treffen sich die Senioren an festen Tagen und kochen zum Beispiel gemeinsam mit den Ehrenamtlichen vor Ort.

Die Atmosphäre sei sehr familiär, das habe besonders die Weihnachtsfeier gestern noch einmal gezeigt. "Warum macht man hier etwas Zentrales zu und lässt die Leute dann in die Peripherie fahren?" fragt sich der Höchstadter.

Pfarrer Kilian Kemmer hält dagegen: Das Angebot in Höchstadt bleibe bestehen, solange die Nachfrage da sei. "Ich habe momentan nicht den Eindruck, dass wir hier zu wenig Interessierte haben." Angehörige und Betroffene hätten aber natürlich eine Wahlfreiheit. Wer nach Röttenbach gehen wolle, dem sei dies freigestellt. Wenn die Frequenz in Höchstadt nicht mehr ausreicht, könnte das Angebot also durchaus abgespeckt oder auch eingestellt werden. Das sei bei Kindergärten oder einer Mittagsbetreuung für Schüler auch nicht anders.

"Es haben schon viele Interesse bekundet, von Höchstadt nach Röttenbach zu wechseln", sagt Markus Beck, Geschäftsführer des Caritas-Kreisverbandes. Dabei könnte eine Rolle spielen, dass das Angebot dort auch über die Pflegekasse abgerechnet werden kann. Die Senioren hätten somit weniger Kosten selbst zu tragen als in Höchstadt. Derzeit befindet sich Beck noch in Verhandlungen mit der Pflegekasse. Voraussichtlich Mitte Januar sei abzusehen, inwieweit die Betroffenen entlastet werden könnten. Dann möchte Beck das auch kommunizieren.

Apropos Kommunikation. Die Angehörigen hätten nur durch Zufall von einer möglicherweise bevorstehenden Schließung erfahren, kritisiert Edmund Lenz. Auch bei den Ehrenamtlichen, die sich in der Tagesbetreuung in Höchstadt engagieren, herrsche Unmut. Für Lenz ist auch die Frage, ob sich die Caritas bei ihren Entscheidungen nicht mehr an christlichen Werten orientieren müsse statt nach Wirtschaftlichkeit zu schauen.

Beck und Kemmer verweisen auf den Unterschied zwischen den Angeboten. Während es in Höchstadt um Betreuung und Beschäftigung gehe, spiele in Röttenbach die Pflege eine größere Rolle. Hier dürfen Fachkräfte also beispielsweise Medikamente reichen. "Niemand muss befürchten, dass er seine Angehörigen nach Röttenbach bringen muss oder dass ihm für einen Fahrdienst höhere Kosten entstehen", sagt Markus Beck. Die Patienten würden selbstverständlich Zuhause abgeholt. Lenz befürchtet,dass die Fahrt für die Pflegebedürftigen eine zusätzliche Belastung sei.

Pfarrer Kilian Kemmer gibt zu bedenken, dass für viele Senioren ohnehin ein Übergang von der Tagesbetreuung in die -pflege sinnvoll sei, einfach weil sie im Alter fortschreiten und damit pflegebedürftiger werden. 

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