Bahnübergang Steppach: Mehr Gefahr als Hilfe

27.3.2020, 13:15 Uhr
Bahnübergang Steppach: Mehr Gefahr als Hilfe

© Foto: Karl-Heinz Panzer

Erst vor knapp zehn Jahren wurde der Fahrradweg längs der Staatsstraße 2263 fertiggestellt. Die asphaltierte Trasse ist ausreichend breit und in gutem Zustand. Nicht nur für Radler, sondern auch für Fußgänger, Skater, Roller- und Rollstuhlfahrer oder Verkehrsteilnehmer mit Gehhilfe ist der Weg eine Erleichterung – wäre da nicht die Umlaufsperre. Die erzwungene Spitzkehre zwingt die Fahrradfahrer zum Absteigen. Haben sie einen Anhänger im Schlepptau, ist die Stelle unpassierbar. Auch Rollstuhlfahrern werden Rangiermanöver abverlangt. Nicht wenige entschließen sich deshalb, den Bahnübergang auf der Straße zu passieren. Auch der Radfahrerclub ADFC kritisiert solche Umlaufsperren.

Schon lange tragen Betroffene ihre Klagen ins Pommersfeldener Rathaus. Bürgermeister Hans Beck aber sind die Hände gebunden. Die Bayerische Regionaleisenbahn als Betreiber des Schienenwegs und das für die Straße und den Radweg zuständige Staatliche Bauamt stehen für die Sicherheit des Bahnübergangs in der Pflicht. An mehreren Orten haben sie sich für diese Form der Umlaufsperre entschieden.

Jetzt ist aber eine Lösung im Sinne der Einheimischen in Sicht: Die Gespräche zwischen dem Bürgermeister und Vertretern der Behörde und der Schienenbetreiber seien auf einem guten Weg, berichtete Hans Beck kürzlich in einer Ratssitzung. Er sei guter Hoffnung, dass eine neue Signalanlage aufgestellt werde, die nicht nur den motorisierten, sondern auch den Fahrrad- und Fußgängerverkehr regle. Die Stangen könnten dann verschwinden. Allerdings sei damit erst in etwa zwei Jahren zu rechnen, so der Bürgermeister.

Sehr oft werden die roten Signalleuchten unweit des stillgelegten Bahnhofs freilich nicht aufblinken: Nur zweimal täglich, und das nur an Werktagen, passiert ein Güterzug die Stelle. Am Morgen Richtung Schlüsselfeld und am späten Vormittag dann zurück nach Strullendorf. Über die 32 Kilometer lange Strecke, auf der 1977 der letzte Personenzug rollte, bezieht die Schlüsselfelder Firma Schwarz ihren Werkstoff. 400 Tonnen Walzdraht am Tag, verteilt auf acht Waggons. Christian Sturm ist froh darüber, dass er nicht auf die Lieferung per Lkw angewiesen ist: "Wir wollen es von der Straße weg haben", sagt er.

Der Verkaufsleiter des Stahlmattenherstellers spricht von "2000 Waggonladungen im Jahr, das sind 4000 Lkw-Ladungen". Die kommen zu einem beträchtlichen Teil aus Italien. Die Schiene habe in Zeiten von Staus auf den Autobahnen, Wartezeiten an den Grenzübergängen und jetzt auch in der Corona-Krise durchaus ihren Charme, meint Sturm.

Insofern ist er sehr erfreut darüber, wenn längs der Bahnstrecke weiter investiert und ein Zeichen für die Zukunft gesetzt wird. Der Schwarz-Manager weiß von einem Zehnjahresinvestitionsplan, mit dem Gleiskörper und Technik auf Vordermann gebracht werden. Auch das ist gegenwärtig im Bereich Steppach zu beobachten: Wegen der Arbeiten dürfen die Züge dort nicht schneller als 10 Stundenkilometer fahren.

Damit im Zusammenhang steht ein seltsam anmutendes Schauspiel, das sich dort zweimal am Tag abspielt: Bevor der Zug den Übergang quert, steigt der Zugführer aus und setzt an einem Schlüsselschalter das Warnblinklicht in Betrieb. Normalerweise wird das über eine Lichtschranke gesteuert, die aber auf höhere Geschwindigkeiten eingestellt ist. Auch hier ist von einer modernen Lichtzeichenanlage, für die sich Bürgermeister Hans Beck stark macht, Abhilfe zu erwarten.

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