Beim Hemhofener Wäldla "mit offenen Karten gespielt"

16.7.2020, 06:57 Uhr
Beim Hemhofener Wäldla

© Foto: Katrin Bayer

Zu stark sei der Gegenwind gewesen, zu persönlich die Angriffe. Von "Halbwahrheiten" spricht er, die über das Projekt verbreitet worden seien. Und zwar in einem Ausmaß und einer Art und Weise, "die man psychisch nicht aushält".

Um wieder Frieden einkehren zu lassen, habe er deshalb kurzfristig seinen Antrag, dass der Gemeinderat über den Beginn eines Bauleitplanverfahrens beraten solle, zurückgezogen. Einiges "geraderücken" möchte Gerhard Kerschbaum aber doch.

Vor mehr als einem Jahr hätte er mit Planungen begonnen, auf 2300 der 18 000 Quadratmeter seines Wald-Grundstücks am Rande des Wolfenäcker-Gebiets Wohnbau zu verwirklichen. "Reihenhäuser und sozialen Wohnungsbau mit einer Bindungsfrist von 25 Jahren", erklärt Kerschbaum. Gebaut hätte nicht seine Familie, wie es von Zeit zu Zeit hieß, sondern ein Investor, allerdings vertraglich eng fixiert. Will heißen: Mit einer Lösung, die zu Hemhofen gepasst hätte. "Wohnblocks, wie manche vermutet haben, hätten da nicht hin gesollt", sagt Kerschbaums Lebensgefährtin Melanie Klesse.

Und warum sozialer Wohnungsbau? "Weil in Hemhofen günstige Wohnungen fehlen", wie Kerschbaum weiß. Seit Jahren wolle die Gemeinde sozialen Wohnungsbau verwirklichen, es gebe aber kein passendes Grundstück dafür. Und dieser Mangel an erschwinglichen Wohnungen führe dann unter anderem dazu, so Klesse, dass sich das Altenheim bei der Suche nach Mitarbeitern noch schwerer tue als ohnehin schon.

Bereits frühzeitig ließ Kerschbaum das Landratsamt das Vorhaben oberhalb des Spielplatzes prüfen. Ergebnis: "Die hatten kein Problem damit." Auch die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt nicht, obwohl die Gegner des Projekts immer wieder Umweltschutzgründe ins Feld führten. Zwar sei das Wäldla im 40 Jahre alten Flächennutzungsplan als besonders schützenswert aufgeführt, doch habe sich seitdem viel getan. "Der Klimawandel hat dem Wald stark zugesetzt." Allein in den vergangenen fünf Jahren habe er 67 Kiefern in dem Gebiet wegen Ungezieferbefalls, Trockenheit und Windbruch fällen müssen. Der Wald sei in schlechtem Zustand, der Standort für einen Nadelwald mittlerweile schlecht geeignet.

"Als Ausgleichsmaßnahme hätten wir an anderer Stelle aufgeforstet", sagt Kerschbaum. Mit Bäumen, die besser mit den heutigen klimatischen Verhältnissen zurechtkommen als der jetzige Bewuchs des Wäldlas. "Doch darüber hat keiner der Gegner des Projekts gesprochen", sagt Kerschbaum frustriert.

Überhaupt hätten er und seine Familie sich gewünscht, dass sich jemand mit seinen Bedenken direkt an sie gewandt hätte, anstatt im Dorf Unterschriften zu sammeln. "Wir haben immer mit offenen Karten gespielt, alle Unterlagen lagen vor." Viele der Argumente gegen das Projekt, so meint er, hätte man auf diese Weise entschärfen können. Das Gerücht etwa, dass die Zufahrt zum Baugebiet zu eng sei und deshalb Anwohner enteignet werden müssten. Dass die Stellplätze nicht reichen könnten (Kerschbaum: "Da die Gemeinde eine Stellplatzsatzung hat, ist das gar nicht möglich.")

Und einige, so die Beobachtung von Kerschbaum und Klesse, hätten zwar eine Meinung zu dem Projekt gehabt, aber nicht einmal gewusst, um welchen Teil des Waldes es überhaupt gehen sollte.

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