Biogas: Es gärt im Dorf

24.5.2011, 09:00 Uhr
Biogas: Es gärt im Dorf

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Zwei Mal hat der Heßdorfer Gemeinderat sich mit großer Mehrheit gegen den Standort der Anlage unmittelbar am Ortsrand ausgesprochen (wir haben berichtet). Die meisten Dannberger haben sich in einer Umfrage dafür ausgesprochen, die Anlage ein gutes Stück weiter außerhalb des Dorfs zu bauen, um Lärm und Geruch draußen zu lassen.

Namentlich Detlef Gerner, der Betreiber der unmittelbar benachbarten Wirtschaft mit feiner Küche, würde darunter leiden. Der Koch und Gastwirt sieht nicht nur sein Projekt eines Gästehauses gefährdet, er fürchtet um die Existenz seines ganzen Restaurantbetriebs. Gerner hat sogar den Petitionsausschuss des Landtags angerufen, konnte zum Sitzungstermin nicht nach München und musste erfahren, dass seine Petition ohne einen Fürsprecher abgeblitzt ist. Er betont, für Biogasanlagen zu sein. Er habe sich anfangs sogar an dem Projekt beteiligen wollen. Aber nicht mehr, als er den Standort erfuhr.

Jetzt ist das Landratsamt drauf und dran, das fehlende gemeindliche Einvernehmen zu ersetzen, wie es amtsdeutsch heißt, sprich, den Plan trotzdem zu genehmigen. Heßdorfs Bürgermeister Helmut Maar, gestern von einem Seminar zurückgekehrt, hat das Schreiben des Landratsamts zur Anhörung der Gemeinde dazu auf seinem Schreibtisch vorgefunden.

Die Behörde hält das Projekt nach einigen Nachbesserungen jetzt für genehmigungsfähig. So die Leiterin des Sachgebiets Baurecht, Bianca Endlicher. Ihre Behörde und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten als Fachbehörde hätten den eingereichten Plan sorgfältig geprüft. Die Eck‘sche Hofstelle sei geprüftermaßen privilegiert, die Größe der geplanten Anlage unter 500 Kilowatt, die baurechtlichen Vorgaben damit erfüllt, auch die durch die Technische Anweisung (TA) Lärm bzw. die TA Luft dafür vorgegebenen Immissionsgrenzwerte. Der Bau müsse demnach genehmigt werden.

Warnung

Gerade aber diese Vorgaben werden bezweifelt. Der Dannberger Markus Ort hat im Dorf Unterschriften gesammelt und warnt: Unter der Biogas-Anlage an der vorgesehenen Stelle werde keineswegs nur Gerners Wirtschaft leiden, sondern das ganze Dorf. Im Gespräch betont Ort, der Mitglied im Bürgerblock ist, es gehe nicht um politische Nadelstiche gegen den CSU-Mann Alfons Eck, „nullkommanull“, so Markus Ort. Auch gegen die Nutzung von Biogas habe keiner etwas.

Nur sei er sicher, diese Anlage werde nicht bei der jetzt beantragten Größe bleiben, sondern so groß werden, „dass sie weiter raus gehört“. Indiz für die eigentlich vorgesehene Anlagengröße ist für Ort nicht das beantragte 100-Kilowatt-Blockheizkraftwerk, sondern der Fermenter. Dieser „Gärbehälter“ soll 1200 Kubikmeter fassen. Nach allen einschlägigen Fachveröffentlichungen passe so ein großer Fermenter zu einer 300-Kilowatt-Anlage. Und der Ausbau sei auch schon im Plan eingezeichnet, der jetzt zur Genehmigung ansteht.

Kleiner, so Ort, sei so eine Anlage bei den dafür nötigen Investitionen auch nicht wirtschaftlich zu betreiben. Eck müsse bald erweitern. Markus Ort hat dies schon vor fast genau einem Jahr an den Gemeinderat geschrieben und darin den Verdacht geäußert, die derzeitige Größe des Projekts sei nur „politisch“ für die Genehmigung so ausgelegt. Sollte die Anlage aber erweitert werden und eine Größe bekommen, die jenseits der baurechtlichen Schwelle liegt, dann müsste künftige Wohnbebauung den immissionsschutzrechtlichen Abstand davon halten, nicht umgekehrt. Ort: „Dann baut bei uns keiner mehr“.

Alfons Eck weist dies alles von sich und dem Projekt. Seine Familie habe die Biogas-Anlage eher beantragt als Nachbar Gerner sein Gastronomie-Projekt. Und auch für seinen Sohn Thomas, Energiewirt, gehe es dabei um die Existenz. Die Planung erfülle außerdem alle Auflagen. Zudem decke man den Fermenter geruchsdicht mit Beton zu, eine aufwändige Bauweise. Er sei auch bereit, das lärmträchtige Heizkraftwerk im Haus, also doppelt, einzuhausen. Wenn man allen Auflagen nachkomme, sagt Eck, „warum sollen wir dann einen Nachteil haben?“.

Bürgermeister Helmut Maar äußert weiter schwere Bedenken. Er fürchte, die Biogasanlage an dieser Stelle mache dem Restaurant Gerner den Garaus. Und da habe er als Bürgermeister einzuwirken. Er, Maar, sehe nicht ein, warum die Anlage nicht ein Stück weiter vom Dorfrand wegrücken könne. Alle Grundstücke seien doch im Eck‘schen Besitz, ein paar Meter längere Leitung doch kein Problem.

Doch gerade darauf will sich Alfons Eck nicht einlassen: „Das wird 100000 Euro teurer. Das machen wir nicht.“RAINER GROH