Biogasanlagen: Nordamerikanische Silphie statt Mais?

6.8.2020, 06:58 Uhr
Biogasanlagen: Nordamerikanische Silphie statt Mais?

© Foto: Richard Sänger

Die "Durchwachsene Silphie" soll eine Alternative zu Mais für Biogasanlagen sein.

Bienen, Hummeln und andere Insekten finden in der Agrarlandschaft immer weniger Nahrungspflanzen. Wird die Durchwachsene Silphie der neue Star in der Landwirtschaft? Zumindest fällt der Name dieser aus der nordamerikanischen Prärie stammenden Pflanze immer häufiger, wenn es um erneuerbare Energien und um eine nachhaltige Landwirtschaft geht. "Mais ist in Verruf, weil er für die Biodiversität wenig bietet", erklärt Schenk. In ihrer Heimat, den gemäßigten Breiten Nordamerikas, herrschen ähnliche klimatische Bedingungen wie bei uns, deshalb gedeiht die Silphie im nördlichen Europa hervorragend.

Die Silphie blüht bis in den Spätherbst hinein und wird auch reichlich besucht von allen möglichen Insekten. Beim Pressetermin kommt Schenk direkt ins Schwärmen: "Es ist ein Paradies", sagt er, und wenn er sich an einem Sommerabend auf den extra gebauten Hochsitz setzt, summt und brummt es in dem strahlend gelben Blütenmeer.

Mais hat Nachteile

Das Areal liegt am Verbindungsweg zwischen der Weisendorfer Spedition Peetz und Schenks Biogasanlage bei Kairlindach. Mais hat einige Vorteile, unter anderem ist der Biogasertrag recht hoch. Er hat aber auch Nachteile: Mais braucht einiges an Dünger und Pflanzenschutzmittel, er führt zu Bodenerosion und lockt Wildschweine an. Andererseits finden Insekten in Maisfeldern kaum Pollen und Nektar.

Die Silphie stellt keine besonderen Ansprüche an Klima oder Boden. Sie ist relativ winterfest und gedeiht auch auf leichteren Standorten. Allerdings braucht sie für hohe Erträge humose Böden mit einer guten Wasserführung.

Die Durchwachsene Silphie wird dabei den Mais nicht komplett als Energiepflanze ersetzen: "Der Grundgedanke ist, dass ein Teil des Maises ersetzt wird", erklärt Schenk. Aber auch abseits von wirtschaftlichen Betrachtungen sieht er Gründe für den Anbau, "da die Landwirtschaft mit den Maisflächen in der Kritik steht". So sieht er die Durchwachsene Silphie schon mal als Alternative, "sollte es einmal zu einer Deckelung der Maisanbau-Fläche für Biogasanlagen kommen".

Fast ohne Unkrautvernichtungsmittel

Sie lockt auch keine Wildschweine an, was Schäden vermeidet. Und sie braucht außerdem weniger Dünger und Pflanzenschutzmittel als Mais, betont Jürgen Schenk. Nur im ersten Jahr ist die Unkrautbekämpfung eine Herausforderung, danach unterdrückt die Silphie vieles durch ihren dichten Bewuchs. "Ab dem zweiten Jahr kommt sie fast ohne Unkrautvernichtungsmittel aus, andere Pflanzenschutzmittel braucht sie ohnehin nicht."

Nach der einmaligen Aussaat muss der Boden nicht mehr bearbeitet werden. Davon profitieren Bodenlebewesen wie beispielsweise Regenwürmer. Oberirdisch bietet die von Juli bis September gelb blühende Silphie Insekten und Wildtieren Nahrung und Lebensraum. Die permanente Bodenbedeckung fördert den Humusaufbau und bindet CO2 aus der Luft im Boden. Darüber hinaus schützt sie vor Erosion, da die Wurzeln tief in den Boden reichen und ihn auflockern.

Das erste Jahr der Bewirtschaftung sei noch etwas aufwendig, die junge Pflanze müsse sich gegen Unkraut durchsetzen, und Ertrag gebe es erst vom zweiten Jahr an. Deshalb wird die Silphie im ersten Jahr versteckt zwischen zwei Maisreihen ausgesät, somit ist in diesem Jahr doch ein Ertrag möglich.

Geringe Kosten

Die Silphie kann mehr als 20 Jahre austreiben. Und so entfallen nicht nur die Aussaat-Kosten, sondern auch Kosten für die alljährliche Bodenbearbeitung, fürs Herrichten des Saatbeets, auch Kosten für Pflanzenschutz entfallen – denn hat sich die Becherpflanze im zweiten Jahr erst einmal richtig entwickelt, unterdrückt sie Unkraut. Geerntet wird im frühen Herbst mit bewährter Technik, dem Maishäcksler.

Die Durchwachsene Silphie steht mehr als mannshoch und kräftig auf dem Acker nördlich der Staatsstraße. Die Blattpaare sind am Stängel verwachsen und bilden einen kleinen Behälter. Daher kommt auch der Name Becherpflanze.

Von Mitte Juli bis Anfang September blüht die Pflanze auf dem Feld, dann kann sie geerntet werden. Auch die Bienen freuen sich, es summt und brummt über dem Feld. "Es gibt so spät kaum noch Nektar für die Bienen", sagt Schenk. Die Pflanze sei im Vergleich zum Mais eine reine Energiepflanze, es gebe zwar Versuche als Futtermittel, aber das Rind möge die rauen Blätter der Pflanze nicht.

Polster für den Winter

Auf 4,5 Hektar erprobt Jürgen Schenk die Energiepflanze. Die Durchwachsene Silphie blüht dann, wenn die Bienen kaum noch Nahrung finden. Dabei geht es nicht um die Honiggewinnung. Bienen und andere Insekten können mit diesem sommerlichen Angebot ihre Brut aufbauen und sich so ein Polster für den Winter anlegen.

"Die Landwirte aus der Region können hierherkommen und sich die Pflanze anschauen", sagt Jürgen Schenk. Er hat am westlichen Ende des Feldes einen Hochsitz für die Besucher gebaut. Es sei wichtig, Dinge auszuprobieren. Er hoffe, dass das andere motiviere, es ihm nachzumachen.

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