"Covid Kids Bavaria"-Studie: Aufregung in Höchstadt

13.10.2020, 14:45 Uhr

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Bei Facebook erging ein Aufruf an "unseren Beppo", also Bürgermeister Gerald Brehm. Er solle "genauso umsichtig sein". Kirschstein hatte die Eltern des Forchheimer Kindergartens Sattlertor darüber informiert, warum die Kita nun doch nicht wie angekündigt an der bayernweiten "Covid Kids Bavaria"-Studie teilnimmt  und dies auch keine andere städtische Kindereinrichtung tun werde. Dieses Schreiben wurde bei Facebook hochgeladen.

Stellen Kinderbetreuungsstätten eine Gefahr für eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 dar? Diese Frage steht im Mittelpunkt der "Covid Kids Bavaria" Studie, in deren Rahmen bis Januar 2021 über 12 000 Corona-Abstriche in 138 bayerischen Grundschulen, Kinderkrippen und Kindergärten durchgeführt werden sollen. Städtische Einrichtungen aus Höchstadt sind aber gar nicht dabei, erklärt Bürgermeister Gerald Brehm. Er rät generell beim Thema Corona zur Strategie: "Vorsicht ja, Panik nein."


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Kirschsteins Bedenken zur Teilnahme an der Studie beziehen sich auf zweierlei Dinge: Zunächst befürchtet er, dass "bei anlasslosen Testungen von symptomfreien Kindern" ein positives Testergebnis zwangsweise zu einer Quarantäne der Kinder und ihrer Familien beziehungsweise zu "(Teil-)Schließung unserer Betreuungseinrichtung" führe. Das betreffe dann auch die Eltern, die der Teilnahme an der Studie nicht zugestimmt haben.

Gleiches gelte für die Tests selbst: "Wird der Freund eines Kindes positiv getestet, gilt das Kind als Kontaktperson ersten Grades und wird nach der neuen Regelung von Amts wegen getestet, auch wenn die Eltern das gar nicht wollen", erklärt Kirschstein auf Nachfrage.

Darüber hinaus habe er ein Problem darin gesehen, dass sich in der vergangenen Woche und damit im Laufe der Studie die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert haben. Hätten vorher die kommunalen Gremien darüber beraten, welche Maßnahmen beim Überschreiten des Corona-Grenzwertes von 50 Infizierten pro 100 000 Einwohner ergriffen werden müssen, gebe es nunmehr "einen Automatismus", den die Staatsregierung festgelegt habe. "Dabei gilt der absolute Grenzwert, egal wie der zu Stande gekommen ist", so Kirschstein.


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Der Sattlertor-Kindergarten ist nicht die einzige Einrichtung im Landkreis Forchheim, die für die Studie ausgewählt wurde – auch zwei Grundschulen sind dabei. In Erlangen-Höchstadt wird keine Einrichtung in die Studie mit einbezogen. Im Forchheimer Schulamt sieht man die Teilnahme positiv. "Corona wird uns noch länger begleiten, da ist es wichtig, dass wir wissen, in welchem Maß Grundschulen am Infektionsgeschehen beteiligt sind", so Schulrat Markus Hahn.

Das ist auch das Anliegen von Professorin Antje Neubert, der Leiterin der Zentrale für Klinische Studien in der Kinderklinik Erlangen, die die Untersuchung für die Uni Erlangen koordiniert. "Ziel ist es, das Infektionsgeschehen zu verstehen. Unsere Studie soll dazu beitragen. Wir wollen damit auch erreichen, dass in Zukunft die richtigen Entscheidungen getroffen werden." Auch im Hinblick auf Kita-Schließungen.

 

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