Den König mit Gesang und Tanz verabschiedet

6.8.2012, 14:48 Uhr
Den König mit Gesang und Tanz verabschiedet

Die edel geformte Skulptur aus ungebranntem Ton, ein Kunstprojekt zur „Living Art“ von Anna Evelyn Poetter (wir berichteten), hatte sich in den zwölf Monaten ständig verändert, war trotz der Glasabdeckung über der Erdgrube allmählich zerfallen. Feuchtigkeit, Wärme und Kälte trugen zum Verfall bei, auch eindringende Würmer, Käfer oder eine Kröte. Sogar eine Maus hatte sich im Königsgrab eingenistet und fraß sich dort rund. Denn Anna Poetter, vom Theater zur Bildenden Kunst gewechselt, begleitete ihr Projekt mit jahreszeitlichen Beigaben aus dem Wald.

Singend und dazwischen ab und zu eine Tanzeinlage — so hatte ein Großteil der Gästeschar den Weg hinauf zur „Königsstraße“ bewältigt, allen voran die Musikanten. Vor dem nahen Ende des Königs in seinem Wald hatte Anna Poetter zum großen Fest geladen, mit Tanz und Musik, wie es früher Brauch war.

Dazu hatte sie „Steffis kleine Zachmusik“ engagiert. Steffi Zachmeier (Nürnberg) am Akkordeon, der Fürther Heinrich Filsner (Tuba) und Eduard Nagel aus Bamberg, Musiker und Klarinettenbauer, begeisterten die Gäste mit hinreißender fränkischer Tanz- und Kerwamusik. Bald schwangen einige auf der Tanzfläche am Waldrand vergnügt das Tanzbein, auch die 82-jährige Katharina Schmidt aus Weisendorf. „Ich hab’s a weng im Blut“, kommentierte sie den flotten Walzer mit Anna Poetter. Gebürtige Ungarin sei sie, 1944 nach Franken ausgesiedelt.

Am goldenen Seil

Während die einen tanzten, ließen sich andere zwischen den Bäumen hindurch zum Königsgrab leiten. Den Weg wies ihnen ein goldenes Seil. Eindrucksvolle Fotos vom Prozess der Vergänglichkeit auch eines Königs waren daran ausgestellt. Zahlreiche Blätter mit Poesie über Wald und Natur regten zum Innehalten und Nachdenken an. Denn der König zeigte sich zum letzten Mal in seinem Festgewand, geschmückt mit edlen Blüten.

„Einen König zu vergraben, obwohl dies vielleicht auf Ablehnung oder Unverständnis stößt, dazu gehört Mut.“ Überraschungsgast Maxi Schafroth bewundert die „unkonventionelle Art“ von Anna Poetter, seiner Mentorin. Schafroth hat sich als Schauspieler und als Kabarettist in „Ottis Schlachthof“ einen Namen gemacht. Von Poetters Schauspielfreunden war auch Teresa Rizos angereist, dem „Schlafenden König“ zu huldigen. Demnächst, so verriet sie, wird sie in der neuen SAT 1-Serie „Der Cop und der Snob“ zu sehen sein. Bekannt ist sie aus der Serie „Dahoam is Dahoam“.

Zur illustren auswärtigen Gästeschar gehörte auch ein kleiner Hund: „Mippi“, ein Luxemburger Mischling, der sich auf seine Weise mit der Vergänglichkeit auseinandersetzte; nämlich mit der aufgetischten Brotzeit.

Während sein Herrchen Eduard Nagel die Klarinette blies, interessierte sich „Mippi“ nur für die Wurstplatte. Auch die Brezen hätte er nicht verachtet. Doch er war wohl erzogen, zeigte nur einen erbarmend bettelnden Hundeblick. Und hatte damit durchaus Erfolg. Denn etliche Brocken echter fränkischer Stadtwurst gingen den Weg der Vergänglichkeit — in „Mippis“ Magen.

 

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