Der Regen war für den Kren ein Segen

20.6.2020, 06:00 Uhr
Der Regen war für den Kren ein Segen

© Foto: Rainer Groh

Wer so wirtschaftet, hat nicht die Mittel für Bewässerung. Man braucht da halt ein gewisses Gefühl für den richtigen Zeitpunkt zum Auslegen der Fexer. Haberkamm hat es diesen Frühling richtig erwischt, hat seinen halben Hektar Krenacker Mitte April bestellt, als die Erde noch feucht war. Dies hat die Pflanze schnell austreiben und die anschließende Trockenperiode gut überstehen lassen.

Wer später, also Anfang Mai, den Kren gelegt hat, hat laut Haberkamm schon bewässern müssen. Der Regen ist dann "gerade richtig" gewesen, sagt der Meerrettich-Bauer. Vor allem, weil er in der Gegend um den Aischgrund auch gerade in der richtigen Intensität gefallen ist. Schön nach und nach und gut verteilt fielen am vergangenen Wochenende 22 Liter auf den Quadratmeter, am Mittwoch noch einmal sechs Liter.

Ein Wachstumsschub

Das hat nicht nur Mais, die von den späten Frösten stark in Mitleidenschaft gezogene Wintergerste oder dem Hafer wieder einen Wachstumsschub gegeben, auch der Meerrettich profitierte.

Hat die Pflanze nämlich etwa zehn Zentimeter Grün angesetzt, muss ausgegeizt, sprich der Kopf vereinzelt werden. Was umso schwerer ist, je trockener und härter der Boden wird.

Meerrettich ist nicht zuletzt so charakteristisch für den Aischgrund, weil er in tiefgründigen, schweren Lehmböden gut anzubauen ist. Solche Böden halten Feuchtigkeit länger, sind aber auch schwerer zu bearbeiten. Das macht sich gerade bei einer so tief wurzelnden Pflanze wie dem Meerrettich bemerkbar. Die aromatischen Wurzelstangen finden sich gut einen halben Meter tief.

So sind einige Anbauer laut Haberkamm schon dazu übergegangen, Kren in leichtere Böden, die man sonst gewöhnlich mit Kartoffeln bestellt, zu legen. Das mache zwar die Arbeit leichter, aber Trockenperioden gefährlicher. Solche Äcker müssten nicht selten bewässert werden.

Qualität statt Quantität

Der Fetzelhofener nimmt in Kauf, dass der alte Bauernspruch für ihn noch gilt: Der Kren will seinen Herrn jeden Tag seh’n. Hacken, das Unkraut klein halten, im Herbst die Pflanzen auf Pilzbefall kontrollieren, er setze auf Qualität, nicht auf Masse und mache alles alleine. Weil Haberkamm seinen Meerrettich auch selbst vermarktet, hat ihn die Corona-Pandemie dieses Jahr zurückgeworfen. Bauernmärkte, Feste, alle Gelegenheiten, seine Produkte einem Laufpublikum anzubieten, sind ausgefallen. Das, was er daheim und in anderen Hofläden absetzen kann, dazu ein kleiner Vertragsanbau für den industriellen Vermarkter Schamel in Baiersdorf, halten ihn über Wasser, wie er sagt. Aber immer noch besser, als auf einem größeren Betrieb hohe Fixkosten zu haben – etwa für den Lohn von Hilfskräften. Für Anbauer, die ihre Ernte an die verarbeitende Industrie liefern, sei der Preisdruck enorm: Meerrettich aus dem Ausland koste die Verarbeiter nur ein Drittel des Preises, den einheimische Erzeuger brauchen.

Info: Meerrettich Haberkamm, Fetzelhofen 21, 91475 Lonnerstadt,  (0 91 93) 89 69.

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