Die App weiß, wie die Pflanze heißt

8.10.2019, 07:00 Uhr
Die App weiß, wie die Pflanze heißt

© Foto: Roland Huber

Doch für die Geschäftsführerin der Kindertagesstätten der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Herzogenaurach, Sabine Hagen, ist die Anwort klar: "Medienpädagogik ist Teil des Bildungsplans." Der Einsatz von digitalen Medien also ja, aber natürlich mit Umsicht und Bedacht.

Aus den Reihen der Kindergartenleitungen sei im vergangenen Jahr der Wunsch nach Tablets geäußert worden, erzählt Hagen. Mit Puma fand sie einen Sponsor, jedes der vier Häuser unter der Trägerschaft der evangelischen Kirche (Villa Herzolino, Montessori Kinderhaus, Familienzentrum Martin Luther, Katharina von Bora) bekam zu Weihnachten 2018 ein Tablet geschenkt. Im März 2019 wurden die Tablets geliefert, jedes Haus benannte zwei bis drei freiwillige "IT-Experten".

"Es ging dann den Rest des Kindergartenjahres erst einmal darum zu diskutieren, was wir mit den Tablets überhaupt machen wollen", erklärt Hagen. Die IT-Experten besuchten Fortbildungen und tauschten sich untereinander aus. Hagen betont: "Wir wollten ausdrücklich kein vom Träger vorgegebenes, einheitliches Konzept. Jedes Haus entscheidet selbst, was passt und was nicht."

Was von vornherein klar war: Die Tablets sind kein Spielzeug, die Kleinen bekommen die Tablets auch nicht in die Hand. "Zum Daddeln kommen die Kinder noch früh genug", sagt Hagen seufzend. Sie findet aber auch: "Oft werden den Kindern die digitalen Medien verboten, dadurch werden sie aber erst interessant. Besser ist es doch, von Anfang an die Vorteile aufzuzeigen."

Den Alltag erleichtern

Soll heißen: Die Tablets werden in den Kindertagesstätten ausschließlich als Werkzeug genutzt, etwa um an Informationen zu gelangen. "Es soll ein Begleiter sein, der den Alltag erleichtert", sagt Agnes Güthlein, die Leiterin der Villa Herzolino, und nennt auch gleich ein Beispiel: Ein Kind sagte zu einem anderen, "Du isst wie ein Piranha", und als dann die Frage aufkam, was das ist, konnte die Erzieherin sofort ein Bild dieses Raubfisches auf dem Tablet aufrufen, ohne lange in einem Buch danach suchen zu müssen. "Da konnte ganz unmittelbar reagiert werden", so Güthlein. Man könne die Tablets also nutzen, "um Informationen abzurufen und sich Wissen anzueignen".

Bestimmte Apps können den Kindergartenalltag nach Güthleins Meinung ergänzen, beispielsweise eine App zur Pflanzenbestimmung: Man macht mit den Kindern im Garten oder auf einer Wanderung ein Foto der gesuchten Pflanze mit dem Tablet, die App spuckt Name und Erklärung dazu aus; ähnliche Angebote gibt es für Vögel und Insekten.

Auch eine Kindernotfallapp kann vielleicht hilfreich sein, wenn es darum geht, Krankheitssymptome zu deuten. Denn natürlich solle auch das Team von den Vorteilen profitieren, so Güthlein. "Wir wissen ja auch nicht alles auf Anhieb."

Auf jeden Fall kam der "Testlauf" so gut an, dass nun jede Gruppe mit einem Tablet ausgestattet werden soll. "Wir wollen noch 15 neue Tablets anschaffen und suchen dafür auch Sponsoren. Denn wir wollen die aktuell herrschende Motivation natürlich fördern", betont Sabine Hagen.

Die Rückmeldungen der Eltern seien bisher auch durchwegs positiv gewesen. "So sieht die Realtität heute aus, digitale Medien sind nicht mehr wegzudenken", meint Hagen. "Und wir wollen in unseren Kindertagesstätten am Puls der Zeit bleiben und unserem Bildungsauftrag gerecht werden."

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