Dreifach-Abschiebung schockt Flüchtlingshelfer

26.3.2019, 16:11 Uhr
Dreifach-Abschiebung schockt Flüchtlingshelfer

© Foto: Flüchtlingshilfe

"Als Flüchtling hast du in Bayern verloren, in jedem anderen Bundesland hast du bessere Chancen. Helfer für Integration sind hier einfach nicht erwünscht. Eine individuelle Anhörung, die gesetzlich vorgeschrieben, wird einfach nicht gewährt", sagt Uschi Schmidt.

Fünf Jahre lang habe sie mit anderen Ehrenamtlichen von der Flüchtlingsbetreuung die Familie betreut, alles versucht, sie zu integrieren, was auch gelungen sei. Und jetzt würden diese Menschen einfach doch abgeschoben, "obwohl sie niemandem auf der Tasche liegen", sagt sie resigniert. Und fügt hinzu: "Wenn nicht einmal die Guten durchkommen . . ."

Die Zentrale Ausländerbehörde Mittelfranken (ZAB) in Zirndorf sei bekannt für ihre knallharte Linie, klagt Uschi Schmidt. Die Unterstützer hätten sich auf den "Fall Shamil" konzentriert, doch dass jetzt neben dem 22-Jährigen auch die beiden Eltern abgeschoben würden, habe man nicht auf dem Schirm gehabt.

Der 55-jährige Hassan sei chronisch krank, habe schwere Diabetes und eine Schilddrüsenüberfunktion. Gerade momentan sei er in ärztlicher Behandlung – und eine Reise in eine ungewisse Zukunft in ein Land, in dem man nicht wisse, wie er an Medikamente kommen soll, sicherlich ein großes Risiko. Weil er krank ist, bekommt er eine sogenannte begleitete Abschiebung.

Seine Frau Luiza sollte demnächst mit einer Ausbildung zur Altenpflegerin beginnen – gestern wurden die beiden in München in einen Flieger gesetzt, der sie zunächst nach Kiew und dann nach Almaty bringt. Dort werden sie wieder mit ihrem Sohn Shamil zusammentreffen, der um 13 Uhr via Moskau abflog.

Uschi Schmidt: "Die drei kennen da unten niemanden, sind in Kasachstan als Mitglied der russischen Minderheit ohnehin unbeliebt und als Abgeschobene noch viel mehr. Ich habe keine Ahnung, wo sie Unterkunft finden und ob sie genug Geld haben, um sich zumindest eine Zeit lang über Wasser zu halten."

Shamil wird laut Schmidt abgeschoben, obwohl ihm als Militärdienstverweigerer Gefängnis oder Arbeitslager drohen (wir berichteten). Er und seine Eltern müssen sich jetzt in Kasachstan über Wasser halten, seine beiden Schwestern haben mitsamt ihren Männern und ihren Kindern ein Aufenthaltsrecht in Deutschland – die Familie ist auf Dauer getrennt.

Spendenkonto: Katholische Kirchenstiftung St. Magdalena, Sparkasse Herzogenaurach, IBAN: DE53 7635 0000 0060 0643 54, Kennwort: Flüchtlingsbetreuung

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