Ehemaliger U-Boot-Fahrer steigt in Herzogenaurach zum Kämmerer auf

20.1.2021, 12:24 Uhr
Ehemaliger U-Boot-Fahrer steigt in Herzogenaurach zum Kämmerer auf

© Foto: Matthias Kronau

Wie berichtet, hatte die Stadt die Stelle neu besetzen müssen, weil der bisherige Kämmerer wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten nicht mehr im Amt tragbar war (siehe auch unten im Artikel).

Nun ist nach einem öffentlichen Ausschreibungsverfahren, an dem Bewerber aus ganz Deutschland teilnahmen, klar: Die Stelle des Kämmerers wird künftig von einem 41-jährigen Verwaltungsfachwirt übernommen, der schon seit knapp sieben Jahre bei der Stadt arbeitet. Seine Stationen vorher: vielfältig und ein Beleg dafür, dass Stefan Zenger nicht nur die Welt der Zahlen kennt.

Aufgewachsen in Münchaurach und Herzogenaurach, begann Zenger nach seiner Zeit am Herzogenauracher Gymnasium zunächst eine Tischlerlehre, um sich dann aber für die Bundeswehr zu entscheiden. "Ich bin von 1999 bis 2003 in einem U-Boot unterwegs gewesen", erzählt der Franke.

Ruhe bewahren in Konfliktsituationen

Unter anderem war er fast ein Jahr vom Marinestützpunkt Eckernförde aus in den Gewässern der USA unterwegs. "In einem engen U-Boot lernt man, Ruhe zu bewahren", weiß Stefan Zenger. "Die Bewältigung von Konfliktsituationen auf engstem Raum ist da sehr wichtig."

Nun ist das Büro eines Kämmerers größer als eine U-Boot-Kammer, aber Ruhe bewahren ist schon mal eine gute Voraussetzung für das Durcharbeiten von dicken Etat-Entwürfen. Aber noch keine hinreichende. Obwohl "Seefahrt herrlich ist", begann Stefan Zenger parallel bei der Bundeswehr eine kaufmännische Ausbildung, die er bei der IHK abschloss.

Vielseitiger Werdegang

Nun zog es ihn zurück nach Franken. Dort arbeitete er mehrere Jahre als Finanzbuchhalter in einer Steuerkanzlei, einem Unternehmen der Solarbranche und einer Fluggesellschaft und zuletzt bei einer Stiftungsverwaltung. Als Stefan Zenger 2014 zur Stadt Herzogenaurach kam, startete er zunächst im Bauhof als Büroleiter, um dann 2016 in die Finanzabteilung zu wechseln.

"Stefan Zenger hat dort die zentrale Querschnittsaufgabe übernommen, die gesamte Finanzwirtschaft der Stadt für die Umsatzsteuerthematik vorzubereiten, was nun zum 1. Januar 2021 erfolgreich umgesetzt werden konnte", erläuterte German Hacker.

Keine Unstimmigkeiten

Der stellvertretende Kämmerer der Stadt, Sören Bischoff, hatte sich nicht beworben. Was wichtig ist: "Es gibt keine Unstimmigkeiten, wir arbeiten sehr gut zusammen", so Stefan Zenger. Erstes großes Projekt des neuen Kämmeres wird natürlich das Etatwerk für 2021 sein. Wenn alles klappt, soll der Haushalt nun Ende März im Stadtrat zur Abstimmung stehen. "Bis Mitte Februar wissen wir, ob wir das schaffen", so German Hacker.

Während 2020 wegen Corona-Ausgleichszahlungen etatmäßig fast normal verlief, dürfte das 2021 wohl nicht mehr der Fall sein. Ein Defizit scheint programmiert. Stefan Zenger verspürt aber keinen Drang, abzutauchen. Herzogenaurach ist nicht Eckernförde.

Disziplinarklage gegen den früheren Kämmer

Die Landesanwaltschaft Bayern hat vergangene Woche Disziplinarklage gegen den bisherigen Kämmerer der Stadt Herzogenaurach beim zuständigen Bayerischen Verwaltungsgericht Ansbach erhoben. Ziel: seine Entfernung aus dem Beamtenverhältnis. Gleichzeitig wurden die vorläufige Dienstenthebung und ein Einbehalt eines Teils der monatlichen Dienstbezüge angeordnet. Das hat die Pressestelle der Landesanwaltschaft Bayern in München mitgeteilt.

 

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